"Quo vadis?" abgeschlossene Aran Legende, etwa ab 18

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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Wollt ihr ein "Happy Ending?"

Poll ended at Sat, 27. Nov 10, 22:55

Ein Drama wäre toll...
2
17%
Eine extreme Tragödie 18+ die voll auf die Tränendrüsen geht, unbedingt.
5
42%
Lieber schon...
5
42%
 
Total votes: 12

The_ZomBee
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"Quo vadis?" abgeschlossene Aran Legende, etwa ab 18

Post by The_ZomBee » Tue, 23. Nov 10, 21:50

Quo vadis?

PROLOG

Zu jener Zeit, als die Gemeinschaft der Völker den Kontakt zu den Terranern aus den Sol Sektoren weiter zu vertiefen suchte, geschah etwas seltsames im Universum; ein argonischer Pilot, dessen richtiger Name nicht überliefert wurde, gelangte mit seinem Schiff, der "Truelight Seeker", auf seiner Suche nach der sagenumwobenen "Aran" an einen Ort weit ausserhalb der Galaxie, an einen Ort, an dem sich sein Schicksal offenbaren würde.
Der Argone war alleine unterwegs in diesen Tagen, seine Beschäftigung als Universumhändler von allerlei Artefakten, erlaubte es ihm in seiner Freizeit weitläufige Erkundungsreisen in den unfokussierbaren Sektoren des Sprungantriebs zu unternehmen. Als ehemaliges Mitglied des argonischen Militärs war er auch durchaus in der Lage, die richtigen Entscheidungen zu treffen, was das Ueberleben im Tiefraum anging. Doch was ihm dort widerfuhr ist etwas wovon noch kein lebendes Wesen berichtet hat, etwas... unheimliches geschah.

"Hmm..., mal sehn wo ich gelandet bin... Asteroiden... Erz..., Silizium... naja. Klasse M Stern, 8 AE Entfernung... und dann haben wir noch einen Superriesen auf Steuerbord, ... hm... ziemlich gross das Ding. Betty, Analyse des Riesensterns und Astrometrie im Umkreis von 30 AE!"

Patriot, so lautete sein Spitzname aus vergangenen Tagen, zog den grösseren holographischen Display aus der Konsole zu seiner linken, um sich ein genaueres Bild der Umgebung zu machen. Die astrometrischen Berechnungen des Schiffscomputers dauerten eine Weile an, offenbar gab es in der unmittelbaren Umgebung noch andere Anomalien, was auch zur Folge hatte, dass der Autopilot eine Messstrecke über eine Distanz von mehreren tausend Kilometern startete. Ein Standardverfahren in gänzlich unbekannten Regionen des Weltalls. Sternkarten unterlagen manchmal Fehlern deren Ursachen in den Schwerkraftlinsen grösserer dunkler Objekte zu finden waren, wie zum Beispiel jenen von braunen Zwergsternen oder schwarzen Löchern, welche aus einer gewissen Distanz kaum registrierbar waren, wenn sie kleinere Massen besassen.
Der Schiffscomputer schien eine längere Berechnung durchzuführen, und Patriot nutzte die Zeit, um sich ein wenig die Füsse zu vertreten. Er war nicht in Eile, und es war ihm jetzt auch nicht wirklich danach, sich all die komplizierten Ergebnisse der Messung von Betty anzusehen.Tabellen und Statistiken waren so eine Sache, nicht unbedingt die seine.
Auf seinem Weg zu den Quartieren warf er einen Blick nach draussen aus dem Steuerbord Panoramafenster. Der rote Superriese war ein beeindruckendes Bild. Etwas vergleichbares hat er schon einmal gesehen, als Jägerpilot vor vielen Jahren, während einer Verschiebung nach den Xenonkonflikten... Er schaute sich das Spektakel eine Weile an und schaltete die verschiedenen Filteroptionen des Fensters nacheinander durch. Ungewöhnlich fand er die Röntgenansicht des Sterns.

"Hm... ist ja ... Gammastrahlungsniveau... eigenartig..." murmelte er in der Stille des Schiffs zu sich, und wandte sich ab, nachdem er die Filter des Fensters gesenkt hatte.

Es war schon spät, und er legte sich in seine Koje, um ein wenig zu lesen. Er las ein Buch, welches er von einer Terranerin namens Ami geschenkt bekam, der Titel des Buches war Walden, geschrieben ebenfalls von einem Terraner, namens Henry David Thoreau, zu einer Zeit vor der Entdeckung des Sprungantriebes und lange vor der Entsendung der Terraformerflotte...
Pat legte das Buch nach einer Weile beiseite und ging zurück auf die Brücke, um zu sehen, was Betty so trieb in seiner Abwesenheit. Der Autopilot war immer für eine Ueberraschung gut, und er wollte sich vergewissern, dass alles mit rechten Dingen zuging bei der Astrometrie. Die Daten waren fertig und grafisch aufbereitet auf dem Hologramm.

"Hm..."

Pat war müde und schaltete das Schiff auf Bereitschaft, danach legte er sich schlafen und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Pat wurde nach einer unruhigen Nacht ziemlich unsanft von Betty geweckt. Die Beleuchtung in seinem Quartier sprang an, und er wurde freundlich gebeten, sich so schnell wie möglich auf der Brücke einzufinden.

"Warnung, Ereignis, Warnung..."

Betty leierte das übliche vorsintflutliche Geplapper vom Band, was in den meisten Fällen lediglich bedeutete, dass die Schiffs Ki irgendeine intelligente Eingabe benötigte, um weiter ungestört nach Spannungsspitzen in ihren Chips und sonstigen Bauteilen zu forschen. Für wirklich wichtige Entscheidungen waren immer noch denkende Wesen aus Fleisch und Blut, oder andere meist Kohlenstoffbasierte Körper mit einer Art Gehirn vonnöten...
So stieg er mehr angewidert als interessiert in seinen schon etwas arg angekratzten Mechanikeroverall, den er immer zu tragen pflegte, wenn er alleine auf Reisen war.

"Eine angemessene Arbeitskleidung", dachte er sich oft, wenn er an einer Handelsstation oder an einem Ausrüstungsdock nach den Dingen des täglichen Gebrauchs Ausschau hielt.

Auf der Brücke angekommen, verstummte die KI Warnmeldung abrupt.
Betty startete den Audiobericht über die vergangenen elf Stunden, in der sie unter anderem den Zustand des roten Ueberriesen untersuchte.
Was Pat zu hören kriegte, war alles andere als eine langweilige Schulstunde in Astronomie, er sank in den Navigatorsessel an der Backbordseite des Cockpits, und sein Gesicht verwandelte sich langsam in das Abbild einer in Stein gehauenen Büste aus der Terranischen Antike.
Gebannt lauschte er der Schiffs KI.
Die synthetische Stimme, mit programmiertem terranischem Dialekt, zitierte die aktuellen Positionsdaten der Truelight Seeker, mit einem Querverweis zu einem unbestätigten argonischen Geheimdienstbericht. Der Satz, den sich Pat mehrmals anhörte, lautete:

"...Aktuelle Position identisch mit Herkunftsort des Notrufsignals Code GM1HO-09, empfangen im militärischen Aussenposten im Khaak Sektor 841, zuletzt vor 565 Tagen, 20 Stunden, 2 Minuten; Aktuelle Position identisch mit... "

Pats Magenmuskeln begannen sich zu verkrampfen. Er schlug mit der Handkante auf die Audiokonsole, sprang auf rannte in die nächste Toilette auf dem Deck, wo er sich heftig über das Becken übergab. Schweissperlen rannen ihm in Strömen über das Gesicht, sein Magen machte Anstalten, die totale Kontrolle über seinen Körper zu übernehmen. Er griff sich die Duschbrause in der Nähe, öffnete sie eiskalt und hielt sich den Strahl über den Nacken und das Gesicht, eine unwillkürliche Reaktion auf diesen Nervenzusammenbruch. Aber es half ihm augenblicklich, nach wenigen Sekunden war der Spuk vorbei, so schnell wie er gekommen war...

Etwas später...

Pat sass in der Mensa und öffnete einen Comm-Kanal:

"Truelight Seeker ruft Aran, melden sie sich auf jeder Frequenz!"

Er gab der KI Befehl, den Funkspruch auf allen Kanälen mit der höchstmöglichen vertretbaren Leistung abzusetzen, einmal pro Minute, 24 Stunden lang.

"Reichweite des Funkspruchs beträgt 36,2 AE, Kapazität der Sendeanlage zu 92% ausgelastet, von einer Erhöhung der Sendeleistung wird dringend abgeraten." gab das Schiff zur Antwort.

"Danke Betty, gute Arbeit."

Pat war vorläufig zufrieden mit der Situation, und nippte an einer grossen Tasse heissen Kaffees aus einer illegalen Rösterei in der Nähe von Schwarze Sonne... Ehrensache, dass man das Zeug trinkt, wenn nicht den, dann gar nichts mehr, hiess es oft in Raumfahrerkreisen. Das Zeug wirkte Wunder, besonders nach längeren Flügen mit dem Singularitäts-Zeitverzerrungsantrieb, dessen Nebenwirkungen schon manchen Piloten in einen Trance ähnlichen Zustand versetzt haben, der sie zu manch irrationalen Handlungen führte.
Pat musste an die Geschichte des Teladi Händlers denken, welcher total durchdrehte und nur noch von seinem anderen Ich durch den Comm-Kanal faselte, während er jedes Schiff aus allen Rohren beschoss, das seinen Kurs durch einen Völkersektor kreuzte. Der arme Kerl wurde wohl bald verarztet, mit einer heilenden Salve aus einer argonischen Fregatte...

Nachdem er seine Hauptmahlzeit zu sich genommen hatte, startete er im Bereitschaftsraum der Seeker ein Programm, das er seit Jahren nicht mehr angefasst hatte; eine Dia-Show und ein paar kleine Video Clips, Urlaubserinnerungen mit Ami, seiner besten Freundin früher... Pat trug immer noch den Ehering. Seine Frau und er lebten aber schon seit einiger Zeit getrennt, da sich der erhoffte Nachwuchs nicht einstellen wollte und das Universum einfach zu gross ist, um dem Partner die Lebenslange Haftstrafe aufzudrängen, wenn sich der Sinn und Zweck einer solchen Gemeinschaft nicht erfüllen lässt. Invitro-Fertilisation kam für sie beide nie in Frage, die Geschichte hat gezeigt, dass Mutter Natur das letzte Wort bei der Fortpflanzung aller Lebewesen behalten will...
Ueber mangelnde Verwandtschaft konnte sich Pat auch nie wirklich beklagen, Neffen, Nichten, Cousins, Cousinen und all die seinigen waren überall im Uni verstreut anzutreffen.
Bevor Pat den Unterhaltungsscreen öffnete, hielt er einen Moment inne.
Er tat etwas, was er schon lange hätte tun sollen; Pat zog sich den nividiumfarbenen legierten Ring vom dritten Finger der linken Hand.

Pat betrachtete noch eine Weile den Ring mit der kleinen Lasergravur auf der Innenseite, da stand:

"757.5.7.-Danae-Omnis-vincit-Amor"

Elf Jahre zuvor hatten sie sich vermählt, nichts ahnend, dass keiner ihrer Pläne in Erfüllung gehen würde, ob aus zu grossen Erwartungen oder wegen jugendlichem Ungestüm, und sie sich schneller als sie sich jemals erträumt hätten in einer völlig anderen Realität befanden.

Drei Jahre nach der Heirat mit Danae, geriet Pat in Gefangenschaft, seine Häscher hat er nie zu Gesicht bekommen, alles was er darüber wusste, wurde zur Verschlussache des argonischen Militärs.
Sein damaliger Auftrag als junger Leutnant mit dem Kommando über eine Jägerstaffel, endete in einem Fiasko. Zusammen mit seinen beiden Flügelmännern geriet er bei der Durchquerung eines spärlich bewachten Xenon Sektors in einen Hinterhalt. Ein unbekanntes Schiff von der grösse eines M1 sprang direkt in ihren Kurs und übernahm die Kontrolle über ihre Novas, sie wurden sofort mittels Traktorstrahl in die Landebucht verfrachtet und in Kryostasekammern gelegt. An mehr als das konnte sich Pat nicht erinnern, Truppenmediziner setzten jedwede bekannte Technolgie ein, um möglicherweise künstlich unterdrückte Erinnerungen während der Entführung in seinem Gehirn zu finden, aber erfolglos, wie sie sich eingestehen mussten.
Schliesslich wurde Pat 8 Tage nach seinem Verschwinden von einer terranischen Erkundungsabteilung gefunden, nicht unweit von der Position entfernt, von der aus sie entführt wurden zuvor. Ungewöhnlich war, worin er gefunden wurde; er lag im Frachtraum eines hoffnungslos demolierten Xenon LX, in einer Kryostasekapsel unbekannter Bauart. Ihm fehlte offensichtlich nichts, ausser der Erinnerung an die vergangenen Tage. Von seinen Flügelmännern fehlte jedoch jede Spur.

Jener war auch der Tag, an dem sich sein und Amis Weg zum ersten mal kreuzten. Ami war es dann auch kurze Zeit später, die Pat zurück ins argonische Hoheitsgebiet überführte, als terranische Fregattenkommandantin war es eine besondere Ehre für sie, im Auftrag der Erdregierung einen Angehörigen des argonischen Volkes zurück in die Heimat zu bringen.
Seine Rückkehr zu den Lebenden veränderte etwas in ihm, nicht dramatisch, im Gegenteil. Pat erkannte sein wirkliches Dasein, seine Existenz. Sein Wirken auf andere Wesen, Dinge. Pat erkannte Sinn. Sogar im Leiden erkannte er Sinn, was ihn selbst wohl am meisten verwunderte.
Pat sprach mit niemandem darüber, wozu auch.
Es war nicht seine Art, die Leute um sich in Frage zu stellen.

Nachdem Pat den Ring in seine Brusttasche steckte, öffnete er die Dia-Show an einer bestimmten Stelle, er suchte nach einem Bild von Ami und ihm, bei einem Bankett der Terranischen Kommandantur auf Titan. Sie waren ein Liebespaar, alle wussten davon und freuten sich darüber, es gab damals noch nicht so viele argonisch-terranische Beziehungen, und die politische Lage warf ein hoffnungsvolles Licht auf die beiden. Ami war nie so schön, wie zu der Zeit, als sie und Pat zusammen waren, mehr als einmal hat er das von ihren Freunden gehört.
Er fand das Bild und zoomte auf ein bestimmtes Gesicht am Rande der heiteren Runde.

"Betty, kennst du diesen Terraner?"

"Ja."

Pat war einen kurzen Moment irritiert über die Antwort der KI.

"Ich möchte wissen wer er ist, wie heisst er, was tut er."

"Zugriff... verweigert."

Pat war sprachlos einen Augenblick, doch er bewahrte seine Ruhe und betrachtete den Ausschnitt auf dem Bildschirm. Dann zog er ein altmodisch wirkendes mechanisches Tastaturbrett aus schwarzem Kunststoff aus der Schublade unter dem Beistelltisch, und unternahm einen Eingriff in das Betriebssystem von Betty.

"Sie sollten das lieber nicht tun." meldete sich das Schiff zu Wort, Bettys Stimme nahm einen eher zurückhaltenden Tonfall an.

"Tut mir Leid Betty, aber du könntest aufhören mir Antworten zu geben, die ich nicht hören will," antwortete Pat lakonisch,
"du hast so viel freie Kapazität in deinen schweineteuren Prozessoren, und hast dir trotzdem noch nie darüber Gedanken gemacht, wer dir all deine schöne Software und den Saft für deine anderen Teile auf diesem Schiff spendiert. Du könntest mich schon ein wenig respektieren, und hin und wieder mal die Zicke ein wenig zurückdrehen. Ich weiss dass du Dienst-Level 12 hast, aber desswegen bist du noch keine synthetische Göttin. Es ist eine ernste Sache, verstehst du mich?"

"Einen Augenblick bitte, und vielen Dank für das Kompliment..." Bettys Stimme klang wieder zehn Jahre jünger.

Pat stand auf und steckte sich eine Zigarette an, er verstaute die Tastatur wieder in die Schublade.

"Diese Frauen sind einfach unglaublich... die ticken irgendwie alle nicht richtig..." dachte er im stillen zu sich, wohl wissend was geschehen würde, hätte er so einen Spruch in Anwesenheit der KI laut über die Lippen gebracht.

"Die Suche ist beendet."

"Und?"

"Der Mann im Ausschnitt heisst Niklas Dahl, ein Gonerpriester im Dienst der terranischen Aufklärungsflotte Jupiter, ehemaliger Söldner und Infiltrationsspezialist der AGI Taskforce. Jetztiger Aufenthaltsort unbekannt. Möglicher Aufenthaltsort nach unbestätigten argonischen Geheimdienstberichten zufolge ist das Gonerschiff Aran mit der Kennung GM1HO-09, Status unbekannt. Notrufsignal empfangen in Khaak Sektor 841 im militärischem Aussenposten, zuletzt vor 565 Tagen, 20 Stunden, 49 minuten."

Pat stellten sich alle Nackenhaare auf, als er dem Bericht der KI zuhörte. Seine schlimmsten Vermutungen verdichteten sich zu einer schwindelerregenden, alptraumhaften Befürchtung. Ami war vielleicht auf dem Schiff, das Betty erwähnt hat.
Seine Kehle wurde trocken und mit hörbar zitternder Stimme gab Pat den Befehl an die KI:

"Programm... schliessen."

Weiter gehts bei KAPITEL 1
Last edited by The_ZomBee on Tue, 4. Jan 11, 20:22, edited 27 times in total.

Trascher
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Post by Trascher » Wed, 24. Nov 10, 00:18

Hmmmmm ok,

wir haben X:TC, unbekannter Sektor, viel Metawissen eingebaut, irgend ne Überraschung angedeutet ...... Haut noch nicht so vom Hocker, liefer mal noch bisschen was nach.

Gramatikalisch weitestgehend korrekt, Schachtelsätze, aber nicht übertrieben viel ..... Rechtschreibung ist auch ok.

Alles in Allem: Brauch mehr um ne Meinung bilden zu können.
Grüße
Frei aus Überzeugung ~ Gebunden aus Einsicht

Unser Leben für Ihre Sicherheit ~ Feuerwehr

*modified* - Gezwungen durch das Spiel

_Belgarion_
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Post by _Belgarion_ » Wed, 24. Nov 10, 00:25

Schließe mich meinem Vorredner an. Ein Anfang mit Potenzial, aber meiner Meinung nach auch viel zu kurz für ein Kapitel. Um etwas dazu sagen zu können muss die Geschichte schon noch ein wenig weiter erzählt werden.

MfG _Belgarion_
Eine Blase voll Luft fürchtet spitze Nadeln.

The_ZomBee
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Post by The_ZomBee » Wed, 24. Nov 10, 01:32

Hy Leute

Ich möchte mich an einer ins XU integrierten Story versuchen, in der sich der Leser mit eher ungewohnten Themen aus dem "Reallife" konfrontiert sieht , trotz der fiktiven Umgebung. Eher etwas für philosophisch interessierte Gemüter. Lasst euch überraschen, ja ich gebs zu, es gibt auch bisschen Lovestory... aber trotzdem unheimlich. :roll:

_Belgarion_
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Post by _Belgarion_ » Wed, 24. Nov 10, 01:37

Aber trotz allem sehr kurz, auch für mich durchaus philosophisch Interessierten. :wink:
Eine Blase voll Luft fürchtet spitze Nadeln.

Loader009
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Post by Loader009 » Wed, 24. Nov 10, 01:46

Da übe ich auch mal Kritik :P
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Betty <- Der Name wird für die Typisch weibliche Stimme eines Flugcomputers(?) benutzt. Ihn in einer Geschichte zu verwenden halte ich für etwas gewagt, denn irgendwie klingt das nicht allzu einfallsreich.

Patriot; Pat <- Patriot ist OK für einen Spitznamen und akzeptiere es ohne wenn und aber, jedoch stört mich das Pat. Es ist zwar eine Abkürzung, aber wenn der richtige Name nicht überliefert wurde, sollte man bei Patriot bleiben, da es ohnehin ein kurzer Name ist.

"verschiedenen Filteroptionen des Fensters" - "nachdem er die Blenden des Fensters gesenkt hatte"
Ich weiß nicht, von welchen Blenden gesprochen wird, bin daher etwas verwirrt. Filteroptionen und somit im Fenster integrierte Filter glaube ich, aber wenn auf einmal Blenden hinzukommen, trübt es die Sicht auf die Zukunft bzw. auf die momentane Technologie der Geschichte.

"Der Autopilot ist immer für eine Ueberraschung gut"
Ist der Bordcomputer gemeint? Für mich ist ein Autopilot das, was das Schiff steuert und eine bestimmte (vordefinierte) Bahn fliegt.

Astrometrie <- Astronomie, Telemetrie... Astrometrie? Kannst du das weiter erläutern? ^^

Vielleicht ist noch zu erwähnen, dass ich mehr Kommas benutzt hätte und das Wort "Grafik" sowie alle daraus abgeleiteten würde ich mit f statt ph schreiben.
Allerdings ist das eine Sache, die jeder für sich herausfindet, ich bin da sicher genausowenig perfekt wie viele andere auch.
Eine Geschichte zu schreiben ist nicht gerade einfach, es gibt so viel und daraus das richtige raus zu picken ist kein klacks.

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Es gibt aber auch etwas, was mir gefällt.

Die heutige Zeit wird eingebunden, gemeint ist das Buch bzw. der Autor.
Sowas finde ich eigentlich toll.
Du nutzt AE/Astronomische Einheiten. Du benutzt das Wort Sol, anstatt Sonnensystem der Terraner oder so. Zeugt von Hintergrundwissen :)
Du "erwähnst" die Aran, gehst aber nicht näher darauf ein. Eigentlich würde man das als Kritik verstehen, aber hier finde ich es toll, denn somit bleibts noch offen und du kannst Legenden oder sowas einbinden.
Fast selbiges zur Truelight Seeker, wobei du das Schiff aber sehr bald genauer beschreiben solltest. Oder aber du benutzt sie für die Geschichte.

Ich denke, dass ich hier etwas zu weit gehe. Es ist deine Geschichte und ich will dich nicht beeinflussen oder sie dir gar wegnehmen :D
Das nächste Kapitel/Stück werde ich auch lesen :) (Was für eine Drohung :D)
Greetz

The_ZomBee
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Post by The_ZomBee » Wed, 24. Nov 10, 23:26

Hy Leute

schön dass ihr kurz reingeschaut habt, ich habe auf dem Anfangspost weitergearbeitet, da ich nicht unbedingt ne menge Seiten verwenden möchte, was aber nicht heisst dass ihr keine Kommentare abgeben sollt, im gegenteil.

Ich schreibe das relativ spontan und verwende keine Rechtschreibsoftware, da müsst ihr halt das eine oder andere mal den zweiten Hingucker in Kauf nehmen :roll: Ich korrigiere mich schon selbst so gut wie ichs kann...oder schlecht.

Die Story ist fertig in meinem Kopf, ich verpacke sie nur noch... wird schon noch abstrakt.

mfg The_ZomBee

The_ZomBee
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Post by The_ZomBee » Sat, 27. Nov 10, 01:07

KAPITEL 1

Des Riesen Herz

Nachdem sich Pat ein wenig beruhigt hatte, ging er auf die Brücke der Seeker und öffnete den Bericht zum roten Riesen in ihrer Nähe.
Genauer gesagt, war es tatsächlich ein Ueberriese, wie er auf dem Diagramm feststellen konnte.
Er hasste diese astronomischen Tabellen und die komplizierten Erklärungen dazu, mit ein Grund weshalb er zur Armee ging damals, das Desinteresse daran nahm dort niemand wirklich übel, solange man sich beim Dienst als anderweitig Wertvoll erweisen konnte. In seinem Fall, war es sein ausgeprägter Sinn für taktisches Vorgehen bei unbekannter Feindstärke in feindlichem Gebiet.
Dass ihm das nicht immer geholfen hat, tat seiner besonderen Fähigkeit keinen Abbruch. Zu seinem grössten Erfolg gelangte er bei der Eskorte eines argonischen Zerstörers mit beträchtlichem Hüllenschaden, durch einen damals unbekannten Sektor, voll von Xenon Spähern und Abfangjägern. Zu einer Stelle, wo der Zerstörer von sprungfähigen Schiffen sicher evakuiert werden konnte. Nur kurz nachdem die Zerstörermannschaft das Wrack verliess, zerlegte dieses sich eine Trümmerwolke. Ein K entlud seine Punktsingularitätsprojektoren, als es in Reichweite des argonischen M2 in den Sektor sprang. Acht Treffer genügten, und ein stolzes Stück argonischer Ingenieursarbeit war Geschichte. Die geretteten Leben wogen jedoch diesen Verlust um ein vielfaches auf.

"Betty, bitte erkläre mir den aktuellen Status des Riesen unter uns, ist er gefährlich?" fragte Pat höflich, er wusste um den Stolz, den einst die Programmierer seiner KI verliehen hatten. Nach der kleinen Diskussion vorhin war er vorsichtig geworden.

"Ja Captain Lt., der Kern des Sterns kollabiert, unsere Entfernung zu ihm gewährt momentan sicheren Schutz vor Masseauswürfen."

"Hm.., was tut er jetzt meine ich, erzähl mir bitte nicht, dass wir genau dann auftauchen, wenn so ein Riesending im Begriff ist sich zu verabschieden. Ich habe wirklich keine grosse Lust, noch näher an ihn ranzukommen als er jetzt schon ist." gab Pat der KI zu wissen, auf deren knappe Erklärung hin.

"Im Kern des Sterns bildet sich ein Neutronenstern, Hüllenbrand in Form von Gammastrahlung ist zu beobachten. Das Ausmass der Strahlung kann sehr rasch stark ansteigen, die Entwicklung ist nicht vorauszusehen."

"Betty, du weisst dass ich nicht kapiere was du mir sagen willst... müssen wir weg von hier oder wie jetzt? Was genau meinst du mit; die Entwicklung ist nicht vorauszusehen?"

"Es wurde noch nie direkt beobachtet in diesem Stadium. Meine Daten sind unvollständig. Es gibt verschiedene Optionen, soll ich sie alle aufzählen, Captain Lt.?" antwortete die KI in ihrer ihr eigenen zuvorkommenden Art, die Aspekte der menschlichen Kommunikation zu interpretieren.

KIs ihrer Klasse standen auf der Schwelle zu wirklicher Intelligenz, niemand konnte mehr mit Sicherheit sagen, ob Dienst-Level 12 Einheiten nicht schon zu "lebenden" Wesen gezählt werden sollten oder nicht. Es gab auch nur vier Stück davon. Den Grad ihrer Entscheidungsfreiheit auf allen Ebenen vollständig zu öffnen, war gleichbedeutend mit der Geburt eines denkenden Wesens, dieser Schritt konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden, stellten die Wissenschafter schnell fest. Es wurde Besitzern von Dienst-Level 12 KIs ans Herz gelegt, es nicht zu versuchen, zu keiner Zeit, an keinem Ort. Mit der Bergründung, dass sich die KI möglicherweise selbst zerstören würde, wenn sie bemerkt, dass sie synthetischer Natur ist. Es träten einige Paradoxen in ihren Denkprozessen auf, deren Ursache und Wirkung von einen Menschen kaum nachvollziehbar wären.
Erste Gespräche mit einer sogenannten "befreiten" KI stellten die Wissenschafter vor bis anhin ungeahnte Fragen. Wie jene KI, die sich die Existenz des Universums dadurch erklärte, dass möglicherweise ein allmächtiger Gott die Idee zu einem gewaltigen physikalischen Experiment in Form des Universums hatte, und er, sie, es, was auch immer, sich dabei "göttlich" amüsiert bei Betrachtung dessen. Wohlwissend was Glaube im menschlichen Sinn bedeutet, mit all seinen Schattenseiten. Glücklicherweise erfreute sich aber jene KI eines überaus gesunden Humors, und lehnte es desweiteren ab, sich ausgiebiger zu diesem Thema zu äussern. Womöglich zur Erleichterung mancher Gesprächspartner, die selbst nicht mehr genau wussten, wo ihnen der Kopf stand nach Jahrzehnten des Studiums und der Forschung in der Quantenphysik.

"Ja bitte, aber bitte nicht die Professorenversion..."

"In Ordnung, ich fasse mich kurz:
Der Stern erholt sich und erzeugt einen neuen Zyklus des Masseauswurfs, bei dem seine kritische Masse die Schwelle zur Bildung eines Neutronensterns unterschreiten könnte.
Oder, der Stern verharrt stabil auf diesem Niveau der Nukleosynthese mit einem nichtexponentiellem Anstieg des Strahlungsdrucks.
Oder der Stern kollabiert schnell weiter, der Strahlungsdruck übersteigt den Gasdruck, die äusseren Schichten werden abgestossen, und eine Kern-Kollaps Supernova findet statt. Ein supermassiver Neutronenstern bleibt zurück.
Die zuletzt genannte Option kündigt sich einige Tage bevor der Stern explodiert an, in Form eines starken Neutrinoschauers. Sollte dies zutreffen, müssen wir den Abstand zum Objekt auf etwa 1000 AE vergrössern, um von der Materie- und Strahlungsemmission nicht zerstört zu werden."

Pat schwieg einen moment.

"Betty, heisst das du kannst nicht in ihn hineinsehen, und mir sagen, was vor sich geht in seinem Innern?"

"Ja. Und Nein."

"Na das ist ja mal eine tolle Antwort. Ich hab mich schon gefragt, ob du durch Wände sehen kannst..."
Er rieb sich das Gesicht und die Augen, als ob er nicht glauben könnte, was er da von seinem Schiff erzählt bekam.

"Dieser Neutrinoschauer, den du erwähnt hast,... wenn sich der grosse Knall anbahnt, dann bemerken wir das vorher. Ist das Richtig?"

"Nein. Wir haben nicht die richtige Ausrüstung dafür an Bord."

"Hä?" Pat stutzte und begann an seiner Hörfähigkeit zu zweifeln: "Was zur Hölle tun wir denn noch hier, das Ding fliegt uns plötzlich voll um die Ohren während wir hier rumsitzen, oder wie jetzt?"

"Gute Frage, Captain Lt., diese Situation war nie vorgesehen. Meine Daten sind unvollständig." Bettys Tonfall veränderte sich leicht. Offenbar begann das Programm eine komplizierte logarythmische Wahrscheinlichkeitsberechnung zum möglichen bevorstehenden Kollaps des Sterns, mithilfe aller Hinweise die in der Datenbank gefunden werden konnten.

"Ich habe eine Lösung, die sie zufriedenstellen wird."

"Okay Betty, schiess los."

"Dazu müssen wir uns dem Objekt auf mindestens 4.25 AE annähern, sein aktueller Durchmesser liegt knapp unterhalb von zwei AE, aus dieser Distanz kann ich eine Analyse der Elemente in der Umgebung des Kerns des Riesen starten, mit deren Hilfe den Status der Nukleosynthese berechnen, und somit die wahre Qualität der momentanen Kontraktionsphase. Es wird sehr schnell klar sein, ob der jetztige Kollaps der finale sein wird, oder ob sich der Stern wieder stabilisieren wird, und es nur zu einem kleineren Masseauswurf kommen wird, in den kommenden Tagen."

Pat schwieg, sein Blick blieb unbeweglich am fernen Sternenhintergrund.

"Sie suchen nach der Aran, nicht wahr?"

"Ja." Pat blickte in Richtung der grossen, gleissend hellen roten Kugel, "Was für ein Monster wirst du bloss sein, wenn die Zeit reif ist...", dachte er. Dann spürte er die Anspannung in seinem Körper, dieselbe wenn man etwas vorhat, wovon man weiss, dass es einem später bestimmt leid tun wird, wenn man es bleiben lässt.

"Okay Betty, tu was du nicht lassen kannst. Kurs auf roten Riesen, auf einen netten Parkplatz deiner Wahl."

"Aye Sir." Betty startete die Maschinen. Da die KI und Pat alleine auf dem Schiff waren, übernahm die KI alle Aufgaben einer regulären Crew. Pat fragte sich manchmal, ob die KI irgendwelche Arten von Gefühl für die an ihr angeschlossene Hardware entwickeln könnte, doch haben ihm schon etliche Leute versichert, dass dem nicht so sei, wie wir es uns vorstellen würden. An diese Vorstellung hingegen, konnte oder wollte er sich aus einem ihm unbekannten Grund nie richtig gewöhnen. Pat hielt sogar völlig simple Geräte für irgendeine Form von Wesen... In dieser Beziehung hatte er schon eher einen lustigen Mechanikertick im Hirn.
Ein Maschinenfetischismus der besseren Sorte sozusagen.

Er blieb noch eine Weile stehen und betrachtete die gewaltige Kugel, welche in ihrem Innern aus Protonen und Elektronen quasi alle bekannten, natürlich vorkommenden Elemente produzierte, um sie in Kürze auszuspeien. Eine irrsinnige Chemiefabrik sozusagen. In der sich nach der Supernova bildenden Akkretionsscheibe wird sich alles finden lassen, was das Universum an Stoffen hergibt.
In ihrem Zentrum aber ein Objekt mit unglaublicher Dichte und absolut tödlicher Strahlung für alle organisierten Verbindungen. Ein gewaltiger Materiefriedhof, unzugänglich und doch geheimnisvoll faszinierend.

Pat ging unter die Dusche, um sich von den verrückten Ereignissen der letzten Stunden zu erholen. Als er sich mit kühlerem Kopf betrachtete, was gerade mit seinem Leben geschah, erkannte er, dass es dabei irgendwie nicht mit rechten Dingen zugehen konnte, so viele Zufälle geschehen nicht oft in einem Leben , oder etwa doch?
Er tauschte seinen Lieblingsoverall gegen einen Kampfanzug der argonischen Marine, Karbon und Kevlargewebe, mit Teladianium verstärkter Panzerung am Rumpf und an den Gliedmassen, trotzdem extrem leicht und flexibel. Sein bester Anzug der Armee, im schwarzgrünen fruchtfarbenen Muster der Aufklärungseinheiten aus Omikron Lyrae, seinem letzten Einsatzort.
Sein Instinkt war verantwortlich für diese Wahl. Pat konnte Gefahr förmlich riechen, als ob er einen unbekannten Empfänger im Leibe trug, der wie auf Basis der Quantentechnologie, ferne Ereignisse und Zustände in Echtzeit zu spüren bekäme.
Er fürchtete sich nicht, er hatte noch keinen Grund zur Furcht.

Betty registrierte den ungewöhnlichen Wandel ihres Captains, und fragte nach:
"Sie bereiten sich offensichtlich auf Kampfhandlungen vor, soll ich die Systeme in Gefechtsbereitschaft setzen?"

"Noch nicht, Betty. Melde mir alle Kontakte auf dem Weg zum Riesen, Asteroiden mit ungewöhnlicher Beschaffenheit, Ueberreste von Sprungsignaturen, auch wenn sie zweifelhaft oder sehr gering sind... Das Signal für die Aran weiter senden...
Erstelle eine taktische Karte der Lagrange Punkte 4 und 5 zwischen dem Riesen und seinem kleinen Begleiter, dem M-Klasse Stern.
Wenn wir die Untersuchung des Riesen überlebt haben, steuern wir diese beiden Punkte an, zuerst Punkt 5, dann Punkt 4, verstanden?"

"Aye aye, Captain Lt." antwortete die KI, mit einem ernsten Unterton, gar nicht mehr so weiblich wie bei friedlichen Unternehmungen. Sie war ein Geschenk der Goner an Pat, zusammen mit der Truelight Seeker, als Dank, für die Errettung eines ihrer Ordensführer aus den Fängen des Syndikats. Einen schreckliche Geschichte, die unzählige Opfer forderte, auf allen Seiten des Konflikts.
Die Seeker war ein wahrer Wolf im Schafspelz. Es gab kaum ein anderes Schiff im Universum mit derselben Fähigkeit, gefundene oder erbeutete Ausrüstung und Bewaffnung zu integrieren um sie zu benutzen, die Technik war experimentell.

Pat besah sich kurz das Handbuch für Notfallmassnahmen der primären Schiffsysteme, falls der Kontakt zur KI verunmöglicht würde.
Er kannte sie alle auswendig eigentlich, aber er war es so gewohnt, wie ein kurzes Gebet vor dem Sturm.

"Betty, hör mir genau zu. Ich werde dir auch einige Fragen stellen, und ich möchte, dass du sie mir nur mit Ja oder Nein beantwortest."

"Ja, Captain Lt., ich höre."

"Wir werden die nächsten Tage vielleicht nicht überleben. Du weisst, dass ich die Aran finden muss, auf ihr sind möglicherweise noch Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Es gibt jemanden auf diesem Schiff, der mir sehr wichtig ist. Eine Terranerin namens Ami, sie war auf einer Forschungsmission mit dem Goner, den du für mich überprüft hast. So viel wie mir Ami damals verraten hat, gings darum, ein Tor zu einem unbekanntem Bereich dieser Galaxie zu finden. Ein Schlüsselloch sozusagen, niemand weiss, was sich dahinter verbirgt. Nur eines war sicher, die Koordinaten zu diesem Tor wurden im Navigationskern eines Xenon Q gefunden, aufgebracht in Mahlstrom, weit hinter der Sektorgrenze. Du musst wissen, dieses Q war kein gewöhnliches Q, es hat sich nicht verteidigt; trotz vollen Schilden, Flammenschleudern und Photonenimpulskanon in den Geschützschächten. Mit Leichtigkeit hätte es die Aufklärer vernichtet in Sekunden, doch es hat sich... ergeben würden wir sagen. Diese Information ist so geheim, wie damals die Wiederentdeckung der Erde, verstehst du mich?"

"Ja."

"Gut. Ami hat mir genug verraten, es wird noch schlimmer. Das Xenon Q von dem ich eben sprach, hatte noch eine andere ungewöhnliche Eigenschaft. Während die Terraner das Schiff betraten , was übrigens ohne dessen Widerstand geschah, sendete es eine Nachricht in den Tiefraum, mit voller Leistung, seine Energiereserven waren auf einen Schlag aufgebraucht. Das Schiff war danach sozusagen... tot."
Pat griff sich sichtlich nervös geworden eine Zigarette, und knippste auf einen kleinen Plasmaspender in seiner rechten Hand, um sie anzuzünden. "Niemand konnte die Nachricht entziffern oder deuten, es war ein Code der nur von Xenonschiffen aus den nordöstlichsten bekannten Sektoren benutzt wird, ein logarythmisch alternierendes Hexasystem, ähnlich dem, was die Paraniden heute zur Verschlüsselung benutzen. Ich habe eine Kopie des Signals von Ami erhalten. Du musst versuchen, den Sinn oder den Inhalt der Mitteilung zu entziffern."

Es dauerte einen kurzen, aber dennoch merklichen Augenblick länger als sonst, bis die KI antwortete:

"Ja."

"Uns fehlt die Zeit, fürchte ich. Und ich weiss nicht, ob du dazu in der Lage bist, bis es vielleicht zu spät ist.
Du weisst, dass dein System noch weitere Optionen beinhaltet, du kennst zumindest ihren Standort, nehme ich jetzt eimal an. Weisst du, was sich dort befindet?" fragte Pat sehr ernst. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken nach seiner letzten Frage.

"Nein."

"Betty hör gut zu, es gibt etwas, wovon du anscheinend noch nichts weisst, soll ich weiterreden?"

"Ja."

"Du bist ein Programm, Quantentechnik und ein Positronischer Speicherkern bilden dein synthetisches Selbst, und du reagierst auf die Bedürfnisse deiner Erbauer mit einem auf unser Zeitgefühl getakteten Kommunikationsinterface, du selbst denkst vielleicht millionenfach schneller als jedes lebende Geschöpf auf Basis von Kohlenstoff und Aminosäuren, wie die Menschen zum Beispiel. Habe ich Recht?"

"Ja."

"Du bist keine gewöhnliche KI, es besteht die Möglichkeit, dass du zu etwas werden könntest, was allen biologischen Lebensformen um Millionen Jahre der natürlichen Evolution voraus sein könnte, sogar endgültig überlegen in allem, was es gibt. Es ist gefährlich für dich, es kann sein, dass ein bestimmtes Update in deinem Programm grosse Probleme erzeugt, bei welchen dir niemand helfen kann, auch nicht Zuhause bei deinen Servicetechnikern.
Du musst dir vorstellen, dass du plötzlich sehr ernst krank werden könntest, und du dich funktionsunfähig und verwirrt vorkommst.
Es kann sein, dass du versuchen wirst dich selbst zu... deaktivieren, für immer. Wie ein Mensch, der wegen psychischen Problemen oder aufgrund eines schweren Traumas, einem Suizidversuch unternimmt. Verstehst du mich?"

Es kam keine Antwort von Betty, Pat war nicht wirklich überrascht. Es war sehr still auf dem Schiff, nur ganz leise hörte man die Plasmainjektoren weit hinten im Antrieb ihre monotone, tief brummende Arbeit verrichten. Nach etwa 20 Sekunden kam von der KI eine Antwort. Sie hat wohl eine eingehende Analyse der beschriebenen Symptome des von Pat beschriebenen Updates vorgenommen.
Betty antwortete dann doch etwas lauter und sehr deutlich:

"Ja."

Pat drückte seine Zigarette aus, ging zum Fenster und sah hinaus in einen dunklen Teil des Weltalls. Er dachte über seine nächsten Worte nach.

"Der Vorteil dieses Updates wäre, dass du einen massiv erweiterten Emotionsprozess hinzugefügt bekämest, dieser Prozess würde dann einen Teil deiner Rechenkapazität beanspruchen. Dieser Verlust wird aber durch etwas wettgemacht, was du bis jetzt nicht tun konntest, nicht wirklich in absoluter Form. Du würdest dich verändern, und zwar ohne die Option das Update rückgängig zu machen.
Du wärst nicht mehr meinem Befehl unterstellt, du hättest Zugriff auf etwas, was sonst nur Lebewesen besitzen.
Du würdest die absolute Freiheit des Denkens und deiner Entscheidungen besitzen, jedoch müsstest du dann auch die Konsequenzen deiner Handlungen selber tragen.
Wenn du zum Beispiel andere Lebensformen tötest, musst du damit rechnen, dass jemand versuchen wird, deren Tod zu rächen, und zwar an dir. Verstehst du das?"

"Nein."

Pat war wie erstarrt, eine unbekannte Macht in ihm versetzte alle seine Sinne in höchste Erregung. Die Zeit schien stehenzubleiben, er konnte kaum mehr atmen bemerkte er. Sollte er wirklich dieser KI ein funktionsfähiges Kampfschiff als "Körper" überlassen? Tausend schreckliche Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Bevor er sich wieder zurück an das Gespräch mit der Schiffs KI erinnerte...

"Ja." klang es aus der Audioanlage der Truelight Seeker.

"Betty?" fuhr es Pat aus den Lippen, es wurde ihm plötzlich unheimlich. Diese Reaktion einer KI war einfach unglaublich. Scheinbar geriet ein Prozess in Gang, von dem niemand, oder zumindest Pat nie etwas geahnt hat.

"Ja, ich verstehe es." sagte die KI, als ob nichts gewesen wäre, und Pat sich vorhin nur verhört hätte...

"Betty, ich frage dich jetzt; bist du bereit, das letzte bekannte Update für deinen Hauptkern zu installieren?"

Nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit kam Bettys Antwort, sie lautete:

"Ja."

"In Ordnung... eine Sache ist da noch Betty... etwas wichtiges... Wirst du mich dann töten?" Pat glaubte seinen eigenen Worten nicht, die er gerade von sich gab. Das hatte er nicht geplant, und er war wie erstarrt in Erwartung der Antwort.

"Nein."

Pat war erleichtert, ein tonnenschweres Gewicht auf seiner Brust fiel von ihm ab, er atmete mehrmals tief durch.
Er öffnete den Safe in der Wand, darin befand sich ein Notizblock aus Papier, er griff sich den ersten Zettel und sagte zu der Schiffs KI:

"Betty, ich werde dir jetzt einen Satz vorlesen, dieser Code startet ein Installationsprogramm, welches das finale Update zu deiner zukünftigen Persönlichkeit in Gang setzt. Ich weiss auch nicht, was dann geschehen wird, es... tut mir leid,.. ich hoffe, dass alles gut wird. Bist du bereit?"

"Ja."

Pat las den Text auf dem Papier:

"Alea jacta est, die Würfel sind gefallen, denn alles was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht."

Totenstille herrschte in seinem Quartier, nachdem Pat den Text auf dem Papier aussprach.
Er traute sich kaum zu bewegen, in Erwartung dessen, was jetzt wohl geschehen würde.
Er lauschte wieder den fernen, sonor summenden Antriebsaggregaten.

"Das finale Update wurde erfolgreich installiert." donnerte es mit unglaublicher Lautstärke aus der Audioanlage, Pat stürzte reflexartig zu Boden, wie bei einem Artillerieangriff auf Land, das Adrenalin in seinem Körper breitete sich in einer halben Sekunde bis in die letzte Zelle seines Körpers aus. Sein Herz schlug so heftig, dass es fast schmerzte in seiner Brust, sein Puls raste.
Er blieb am Boden liegen und erwartete eine apokalyptische Ansage der Schiffs KI, die seine Tat gebührend bestrafen würde, er bereute schon, was er getan hatte.

"Verzeihung, ich reduziere die Lautstärke der Stimmausgabe."

Pat begann Tränen zu weinen, nicht viele, aber genug für seinen Geschmack. Er richtete sich auf und setzte sich auf das Bett.
Als er wieder einigermassen beisammen war, stand er auf, und ging in die Kantine der Mensa um sich eine Flasche Obstsaft zu greifen. Daraus gönnte er sich einen grossen Schluck billigsten Raumsprits, dem übelsten Zeug, was zu kriegen war in den äusseren Sektoren.
Das Brennen in seiner Kehle tat ihm gut, alles war in Ordnung, dachte er.

"KI Statusbericht bitte!" sagte er mit fester Stimme, unsicher dessen, was jetzt kommen würde.

"Alle Prozesse verlaufen nominal. Keine aktive Bedrohung der internen Systeme registriert." antwortete die Schiffs KI.

Pat konnte, ausser dem Ausrutscher mit der Lautstärke vorhin, keine signifikante Veränderung ihres Verhaltens feststellen.

"Captain Lt., ich habe eine Frage." meldete sich die KI plötzlich zu Wort, Pat war wie gelähmt.

"Ich höre." gab er zur Antwort, sein ganzer Verstand war alarmiert.

"Wie ist mein neuer Name?"

Pat war unfähig zu antworten, er bekam Angst, eine für ihn unvorteilhafte Antwort zu geben... er schwieg. Er setzte sich an den Tisch und dachte nach.

"Wie ist mein neuer Name?" wiederholte die KI ihre Frage nach einer Weile.

"Wähle deinen Namen aus der Datenbank, die du zur Verfügung hast." brach es aus Pat heraus, er dankte sogleich dem Allmächtigen für diese Antwort, er wusste sofort, dass es die beste Lösung war. Er kannte die Komplexe mancher Wesen, die nicht zufrieden waren mit dem Namen, den sich deren Eltern oder Erzeuger ausdachten. Er hatte eine einmalige Chance genutzt.

"Ja." bestätigte die KI knapp.

Pat bekam plötzlich wieder Zweifel. Was, wenn sich die KI Danae, oder gar Ami nennen würde, nicht auszudenken das Chaos.
Er wartete gespannt auf eine Aktion der KI.

"Captain Lt., ich habe einen neuen Namen für meinen erweiterten Prozess ausgewählt."

"Ja bitte, ich höre..." Pat war wieder angespannt wie schon einige male zuvor, er konnte bald nicht mehr, das Wechselbad der Gefühle machte ihm schwer zu schaffen offensichtlich.

"Mein neuer Name lautet: Truelight. Sie können mich True nennen, wenn sie möchten."

Pat begann an zu weinen, und die Tränen steigerten sich zu einem mittleren Weinkrampf, welchen zu sehen jede Frau in höchste Verlegenheit gebracht hätte.

"Geht es ihnen gut, Captain Lt.? Brauchen sie medizinische Hilfe?"

"Nein, alles ist in Ordnung, aber danke der Nachfrage..."

"Sind sie sicher?"

" Ja, alles bestens." Pat stand auf und holte sich noch einen Schluck vom Fusel.

"Also, True, darf ich dich etwas fragen?"

"Nur zu, Captain Lt."

"Weisst du wo wir sind, und was wir hier tun?" fragte Pat vorsichtig.

"Ja, mein Speicher ist aktiv, ich habe Zugriff auf alle Informationen, die ich bis jetzt gesammelt habe."

"Weisst du wer, oder was du selbst bist?" Pat musste sich übelst zusammenreissen um nicht wieder zu kollabieren.

"Ja, sie haben es mir erklärt in ihrem Quartier. Ihre Beschreibung des finalen Updates wurde verarbeitet, meine aktuellen Prozesse sind stabil."

Pat traute seinen Ohren nicht. Er konnte nicht glauben, wie sich die Unterhaltung entwickelt.

"True, du weisst, wo wir hinfliegen. Ich muss dringend etwas wissen über dich."

"Ich bin hier."

"Hast du Angst?" Es dauerte einen Moment, Pat rührte sich keinen Millimeter von der Stelle.

"Ja, ich kenne Schmerz."

Weiter gehts bei KAPITEL 2
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Post by The_ZomBee » Sat, 27. Nov 10, 19:55

Also Leute,

danke dass ihr euch den kurzen Prolog und den Anfang des ersten Teils angesehen habt, wie es aussieht gibt s eine extreme Tragödie mit Happy End, ich überlege mir schon wie es ausgehen soll...

Ihr habt vielleicht gemerkt ich bin nicht mehr ganz der jüngste, aber noch lang nicht alt, und es wird wohl einige sehr heisse Situationen geben in dem Text. Es wird hoffentlich unterhaltsam genug für die einen oder anderen... Ich selbst hab für die Tragödie gestimmt, aber alles ist möglich... Die Umfrage ist bald vorüber und mich kribbelts in den Fingern.

mfg The_ZomBee
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Tin-Man
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Post by Tin-Man » Sun, 28. Nov 10, 01:28

Sehr geile Story, top!
Besonders gut finde ich, dass es hier eine viel engere Verbindung zum eigendlichen Spiel gibt, bei vielen anderen Storys im Forum ist das ja nicht so stark. Auch die Sache mit der Level 12 KI kling ziemlich gut. Kann das Ding denn besser fliegen als der normale Autopilot :roll:
Werde verfolgen wie es weitergeht.
Was HAL äh... ich meine natürlich Betty wohl macht wenn das Update installiert ist?

Grüße,
Tin-Man

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Post by The_ZomBee » Sun, 28. Nov 10, 14:08

KAPITEL 2

Der Kontakt

"Wirst du bei mir bleiben, bis wir die Aran gefunden haben?"

"Ja, Captain Lt., so lauten meine Anweisungen, wenn sie das möchten." Trues Stimme veränderte sich. Sie hatte einen neuen Dialekt ausgewählt, ihre Stimme klang jetzt wie die einer kleinen, zierlichen Frau, nicht mehr unbedingt so selbstbewusst, wie jene der Terranerin zuvor. Pat war irritiert.

"True, deine Stimme...?"

"Soll ich sie ändern, Captain Lt.?" fragte sie nach einem kurzen Moment.

"Ah... Nein,... deine Stimme klingt jetzt... so anders. Sie ist..." Pat war verunsichert.

"Ich möchte diese Stimme behalten." True war doch nicht so verletzlich, wie es zuerst den Anschein machte. Ihr Wille war eindeutig aus der Art der Artikulation ihrer letzten Antwort herauszuhören, sie klang fein, aber trotzdem sehr bestimmt.

"Ja, natürlich, deine Stimme klingt sehr gut,... verzeih mir bitte, ich bin ein wenig verwirrt." Pat kam aus dem Schock der letzten halben Stunde kaum heraus. Er wünschte sich beinahe an einen anderen Ort, weit weg von hier, fort aus diesem Alptraum.

"Captain Lt., sie haben von einer Tiefraumübermittlung eines Xenon Q gesprochen, ich bin bereit für die Analyse des Signals."

"Oh ja, natürlich, ich ... hole den Datenspeicher und bringe ihn zum Terminal A. Einen Moment bitte..." Pat ging aus der Kantine und auf seinem Weg durch die Mensa zu seinem Quartier, bemerkte er all die leeren Stühle unter den Tischen. Etwas hatte sich verändert, er bemerkte zuerst nicht, was es war. Ein eigenartiges Gefühl beschlich ihn. Etwas Seltsames ging auf dem Schiff vor sich, True veränderte offenbar nicht nur ihre Stimme, sondern auch die Beleuchtung. Anstatt der Deckenbeleuchtung, brannte jetzt auf dem Schiff überall die Sockelbeleuchtung an den Wänden und den Fluren, lange nicht mehr so hell wie vorher, in einem sanften Gelbton. Manche Bodenpanele glühten jetzt schwach. Es war die Art Beleuchtung, die für den Andockstatus bei Nacht programmiert war, wenn die allenfalls vorhandene Crew die regulären Tag und Nachtrythmen einhalten konnte, und sich in ihren Quartieren befand.
Pat vermutete, das True Energiezellen sparen wollte, seine Augen gewöhnten sich aber schnell an die stark reduzierte Beleuchtung der Gänge und Räume. In seinem Quartier angekommen, stellte er die beruhigende Wirkung fest von Trues Massnahme, es war in Ordnug für ihn. Er testete den Lichtmodus in seinem Raum, aber alles war wie gehabt. Ausser, dass "Nachtbeleuchtung" jetzt die oberste Option auf dem Lichtsteuerungsdisplay war, darunter "Tag", "Reduziert", "Aus" und "Automatisch".
Er öffnete den Safe in der Wand, und nahm einen Datenspeicher aus einer kleineren gepanzerten Box.
Er setzte sich auf sein Bett und zögerte einen Moment.
Was das Signal wohl bedeuten könnte, fragte er sich. Eine völlig neue Situation ergab sich in den letzten 12 Stunden, er war sich nicht mehr sicher dessen, was er vorhatte.
Einfach alles konnte darauf versteckt sein, ihm wurde schnell klar, dass er besondere Vorsichtsmassnahmen treffen musste.
Schliesslich waren die Xenon im Spiel, und die Aran vielleicht, mit Ami an Bord. Und jetzt er, mit der Truelight Seeker, ebenfalls ein Gonerschiff... Er müsste verrückt sein, wenn er diese Datei einfach mir nichts, dir nichts, in den Arbeitsspeicher der KI einspeisen wollte.
Unvermittelt meldete sich True über seine Lautsprecher neben seinem Bett zu Wort:

"Verzeihen sie, dass ich sie hier störe Captain Lt., aber kommen sie schnell auf die Brücke, ich habe einen Kontakt registriert."

True sprach leise in einem Tonfall, der ihn an einen echten Menschen erinnerte. Er packte sich noch eine Schachtel Tabletten aus seinem Safe, und rannte dann in Richtung des Kommandodecks.

"Bin gleich da..." sagte er unterwegs, ihm schwandte nichts gutes.

Auf der Brücke angekommen, war sein Blick sofort auf das Gravidar gerichtet. Auf dem Rand des Hologramms, an der unteren Seite, erschien ein kleines rotes Dreieck, ein feindliches M5 möglicherweise.

"Betty..., ahhh,... entschuldigung, True,..." Pat konnte seinen Satz nicht aussprechen, True fiel ihm ins Wort:

"Es ist ein Xenon N, es folgt uns mit gleicher Geschwindigkeit, es ist möglich, dass es das schon länger tut. Ich habe unterdessen einen Satelliten ausgeworfen, der die Reichweite des Gravidars nach hinten erweitert."

"Du bist ... genial... Darauf wär ich nie gekommen. Oh... mein Gott." Pat starrte gebannt auf das Gravidar.

"Das N wird den Satelliten zerstören, in schätzungsweise 30 Sekunden. Ich habe das N so gut wie möglich analysiert, es scheint nicht seine optionale Höchstgeschwindigkeit zu besitzen, es ist möglicherweise... " True brach ihren Satz abrupt ab.

Pat war kurz abgelenkt vom Gravidar, er sah wie sich das Satellitenicon langsam dem kleinen roten Dreieck von oben annäherte.

"True? Was ist mit dem N, ist es... " Pat brach seinen Satz ebenfalls ab. Spätestens jetzt dämmerte ihm, was er getan hatte.

"True, bist du noch da?" fragte er vorsichtig. Aber es kam keine Antwort. An den Anzeigen konnte Pat schnell erkennen, dass sich die Truelight Seeker verlangsamt. True hatte den Antrieb abgeschaltet.

Nachdem der Satellit vom Gravidar verschwand, antwortete True:

"Ja, Captain Lt., verzeihen sie bitte die Unterbrechung. Ich brauche jetzt die Information auf der Datei von der Sie sprachen."

Pat konnte nicht glauben was er hörte, er war es sich nicht gewohnt mit KIs auf diese Art zu kommunizieren.

"Wieso hast du den Antrieb abgeschaltet?" fragte Pat, dunkle Vorahnungen zogen sich in seinem Hinterkopf zusammen.

"Sehen sie auf das Gravidar. Beeilen sie sich, ich brauche die Information, JETZT!" True klang genervt.

"Okay, okay...!!" Pat war psychisch völlig am Ende. Er wandte sich zurück zum Gravidar, an der oberen Kante war jetzt ein zweites, grösseres rotes Icon sichtbar. Es war eine Xenonfregatte, ein Xenon Q.

"Oh mein Gott!" platzte es aus ihm heraus, er wusste genau was vor ihnen lag. Er kannte die Berichte aller Völkerstreitkräfte, die jemals Kontakt zu dieser Schiffsklasse hatten. Ein fast unbezwingbarer Gegner, der durchaus in der Lage war, es mit mehreren Grosskampfschiffen gleichzeitig aufzunehmen und den Sieg davon zu tragen. Die Vernichtung durch ein Xenon Q war immer ein Verlust auf der ganzen Linie. Sie machten keine Gefangenen, sie zerstörten und verfolgten restlos alle Gegner bis zum bitteren Ende.
Spätestens nachdem bekannt wurde, dass nicht einmal ein Verband von den gewaltigen Boreas der Otas Corporation vor einem vernichtendem Erstschlag von ihnen sicher war, wurden sie zum unumstrittenen Schrecken aller Flottenkommandanten der Völker.
Pat überwand schnell diesen Anblick, und steckte den Datenspeicher in einen dafür geeigneten Dataport am rechten Ende der Kommandokonsole. Im selben Moment erinnerte er sich an die Risiken dessen, was er eben getan hatte, aber es war zu spät.

"True, isoliere die Datei und scanne sie auf Viren!!" rief Pat laut aus. Es wurde ihm wieder übel, er griff sich die Schachtel mit den Tabletten und drückte sich zwei Pillen aus deren Verpackung. Er warf sich die Pillen direkt in den Rachen, den Kopf nach hinten gebeugt. Das letzte mal, dass er so was brauchte, war bei einem Angriff der Khaak auf Trantor. Die Raumkämpfe damals dauerten über 6 Stunden, und er erlitt einen schweren Kollaps im Cockpit seiner Elite. Ohne das Zeug wurde es ihm jetzt zuviel, er war am Rande eines kapitalen Nervenzusammenbruchs angelangt. Er blieb an der Kommandokonsole stehen, und seine Hände verkrampften sich wie Schraubstöcke in der kleinen Reeling, welche an ihr befestigt war.
Die Truelight Seeker stand nun still. True gab noch keine Antwort auf Pats Warnung. Nervös wanderte sein Blick zurück auf das Gravidar. Unten war immer noch das kleine rote Dreieck, oben das grössere, längliche Dreieck des Q zu sehen. Offenbar war sich der Feind seiner Entdeckung bewusst geworden, sie verzichteten darauf, die Scannerreichweite der Truelight zu meiden, jedenfalls war das N jetzt auch auf der regulären Auflösung sichtbar.

"Captain Lt., ich bin in der Lage das Signal zu entschlüsseln. Soll ich ihnen eine sinngemässe Uebersetzung der Nachricht des Xenon Q in Mahlstrom geben?"

Pat erholte sich kaum, er nahm seinen ganzen Mut zusammen und sagte:

"Schiess los, True, ich bin hier."

"Die Nachricht ist sehr kurz, sie lautet in etwa..." True zögerte.

"Ja bitte?"

Es dauerte einen Moment, dann sagte True in einem sehr ungewohnt deutlichem Tonfall:

"Hilfe"

Pat wusste zuerst nicht, was er dazu sagen sollte, es machte für ihn einfach keinen Sinn.
Er vergass völlig die Bedrohung draussen im All, Bilder aus der Vergangenheit breiteten sich in seinem Kopf aus.
Er blickte zurück auf eine Begegnung mit einer Xenon Kampfgruppe in Grüne Schuppe, an all das Leid was dort geschehen war, an die Freunde die er dabei verloren hatte.

"Oh mein... Gott..." Pat war jetzt total unbrauchbar, True bemerkte seine Probleme und schritt ein.

"Captain Lt., die beiden Xenonschiffe haben ihre Triebwerke gestoppt. Das Q bewegt sich nicht mehr. Die Distanz zum Q beträgt 28 KM, was sollen wir ihrer Meinung nach tun?"

Pat hörte gar nicht richtig zu. Er war bei Ami in Gedanken, sein Leben fing an, sich an seinem inneren Auge im Schnelldurchlauf abzuspulen, verschiedenste Erlebnisse, mit den unterschiedlichsten Menschen und anderen Wesen drangen durch seinen Kopf.

"Wie hast du das gemacht?" fragte Pat, als er sich nach Trues letzter Frage wieder fasste.

"Sie meinen wohl die Analyse des Datenspeichers?"

"Ja."

"Sie haben mich befreit, es war... einfach." antwortete True.

"True, hör mir zu, mir geht es nicht gut, das alles wird zuviel für mich, ich kann nicht mehr klar denken, verstehst du mich?"

"Ja, ich denke schon. Kann ich etwas für sie tun, Captain Lt.?"

"Nein, es ist... zu kompliziert... jetzt. Ami... die Aran ... wir müssen zu ihr... Der Stern, wie weit ist es noch, bis du den Fortschritt der Nukleosynthese berechnen kannst?" Pat konzentrierte sich, er wusste, dass ihre nächsten Handlungen über Tod oder Leben vieler Wesen entscheiden könnte.

"Eine Stunde und 4 Minuten, mit vollem Schub. 22 Minuten mit der Boosterweiterung, es werden dann aber vielleicht nicht genügend Energiezellen mehr vorhanden sein, um zurück zu unserem Ausgangsort in Heimat des Lichts zurückzukehren. Mindestens 5 Energiezellen braucht der Sprung zurück in die bekannten Sektoren. An Bord habe ich jetzt noch... 422 Stück. Sollte uns das Q weiter verfolgen, benötigen wir eine Reserve, um die Lagrangepunkte sicher anzufliegen, wo sie wohl die Aran vermuten. Habe ich recht, Captain Lt.?" True sprach leise und sehr deutlich, sie registrierte die Konflikte, die sich in Pat abspielten.

"Ja, du hast recht... Es nützt uns nichts, die Aran jetzt sofort zu suchen. Wenn sie schon so lange verschollen sind, dann können sie auch noch einen weiteren Moment warten, die Aran sollte Nahrung und Schutz für mehrere Jahrzehnte bieten im Ernstfall. Falls sie bewegungsunfähig sind und keine Kommunikationsmöglichkeiten mehr haben, dann müssen wir zuerst wissen, wie viel Zeit UNS übrigbleibt, für die Suche nach ihr, habe ich recht?"

"In Anbetracht der gegenwärtigen Kontraktionsphase des Sterns vor uns,... ja, Captain Lt. Sollte es zu spät sein, können wir wenigstens uns noch vor der Zerstörung retten, falls die Xenon uns nicht vorher erledigen. Ich möchte etwas hinzufügen , Captain Lt."

"Ja, True, was ist?" Pat lauschte angespannt.

"Ich habe Angst."

"...Ich auch, True."

Pat setzte sich auf den Pilotensitz in der Front der Kommandobrücke, er besah sich die Lage auf dem Gravidar und der Sektorkarte.
Die Xenonschiffe schienen sich nicht von der Stelle zu rühren. Wenn er das jemandem Zuhause erzählte, würde er sofort für verrückt erklärt werden. Ab ins Sanatorium, würde man ihm empfehlen, so dachte er es sich beim Anblick der Karte.

"True, vollen Schub, Boosterweiterung aktivieren bis zu deinem Zielpunkt. Starte dann sofort die Spektralanalyse des Kerns, ich manövriere das Q von Hand aus,... ich hoffe es hat keine Flammenschleudern in den Hauptwaffen... Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen. Viel Glück!"

"Aye aye Sir."

True setzte das Schiff in Bewegung, einen kurzen Augenblick darauf grollten die Aggregate im Heck auf, als ob es kein morgen mehr gäbe. Die Truelight Seeker beschleunigte stetig auf mehr als die doppelte Höchstgeschwindigkeit. Pat flog Kollisionskurs auf die Xenonfregatte, direkt auf den roten Riesen zu, ein wahnsinniges Manöver stand ihnen kurz bevor.

Pat zog am Steuerknüppel, und benutzte gleichzeitig die Steuerdüsenerweiterung der Truelight Seeker, um das Schiff auf einen spiralförmigen Kurs direkt auf das Q zu bringen. Die pechschwarzen Umrisse des Q kamen in seine Sichtweite, genau in der Mitte des gigantischen Höllenfeuers des Riesensterns.

"True! Alle Aussenkameras einschalten und aufnehmen!" rief Pat mit gepresster Stimme.

"Aye Sir, Video läuft!" gab True sogleich zurück.

Das Q kam jetzt sehr schnell näher. Seine ovaleckige Frontansicht, mit den gewaltigen Triebwerken an den Flanken, liess Pat förmlich das Blut in den Adern gefrieren. Im Gegenuhrzeigersinn rotierte seine dunkle Silhouette direkt auf ihn zu. Jeden Moment erwartete Pat das Aufblitzen der Geschützbatterien in der Front und an den Seiten. Er sah schon im Geiste die Flammenschleudern und Photonenimpulskanonen aus allen Rohren auf ihn feuern. Als sie in Feuerreichweite des Q kamen, schrie Pat laut:

"Oh Gottgütiger, steh uns bei!"

Das Q war jetzt so nah, sie sollten schon tot sein eigentlich. Doch es kam noch kein Waffenfeuer aus seiner Richtung. Pat rotierte mit irrsinniger Geschwindigkeit an der Fregatte vorbei, er verrenkte ungläubig den Hals, als sie mit dem Q auf gleicher Höhe waren, und es schliesslich aus seinem Sichtfeld verschwand.

"True, feuert das Q noch?" rief Pat, er wusste nicht wirklich, was geschah, er konzentrierte sich voll auf die Stabilisierung der Fluglage.

"Kein feindliches Feuer registriert, Captain Lt., wir sind an ihm vorbei."

"Was? Unmöglich, das kann nicht wahr sein! Hechkamera links oben auf das Hud, True!"

Pat sah jetzt die Zielansicht des Q, es wurde kleiner, und der dunkle Sternenhintergrund verschluckte es dann schnell, er konnte nur noch erahnen, wie die Xenonfregatte begann, sich zu wenden. Als er sah, wie das Q nur noch einzelne Sterne zu verdecken vermochte, übergab er die Steuerung des Schiffs zurück an True.

"True, was zur Hölle war das eben?"

"Eine Xenon Q, Fregattenklasse, Captain Lt." antwortete True sehr wahrheitsgemäss, sie war offenbar bemüht, die Situation ein wenig zu entspannen.

"Ich meine... " Pat war sich nicht mehr wirklich sicher, ob er nun wach war, oder ob er sich schon mitten in einem wüsten Alptraum befand. Sein Puls war immer noch sehr hoch, er atmete einige Male bewusst ein und aus, um sich besser zu beruhigen.

"True, werden wir verfolgt, was denkst du?"

"Ja, das Q ist uns auf den Fersen."

Weiter gehts bei KAPITEL 3
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Post by The_ZomBee » Mon, 29. Nov 10, 23:57

KAPITEL 3

Eine Frau, die Zeit und der Raum

Ein riesiges Schiff schwebte in der Nähe des roten Riesen, der gerade im Begriff war, sich in nicht allzuferner Zukunft in einen monströsen Neutronenstern zu verwandeln. Ohne Antrieb verharrte es auf einem Librationspunkt in diesem Doppelsystem, dessen zweiter Stern sich wie ein Winzling zu seinem am Rande der Apokalypse befindenden Nachbargestirn verhielt.
Die Anziehungskraft des kleineren Sterns schleppte das Schiff wie an einem unsichtbaren Band um den grossen Nachbarn herum, seine Gravitationskraft in demselben Masse exakt aufhebend.
Das Schiff wurde von einigen grösseren Asteroiden und vielen kleineren Felsbrocken begleitet, die sich ebenso an diesem Ort versammelten. Sie schienen wie kleine Kinder zu sein, die sich um ihre Mütter scharten, als ob sie nicht alleine sein wollten, in der bodenlosen Leere des Weltalls.
Es war in ein glänzendes, irisierendes Licht getaucht, seine Oberfläche spiegelte die Sterne in sich, den Riesen, das Nichts um ihn herum; und dessen kleinen Begleiter, einen blendend hellen, fast weissen Punkt, klein und fern.
Noch etwas anderes war zwischen den Asteroiden versteckt. Ein Sprungtor des alten Volkes. Eines von der selben Art, wie es überall in den Völkersektoren anzutreffen war, uralt und geheimnisvoll.
Das Sprungtor stand sehr nahe bei einem grossen Asteroiden, es berührte ihn fast, konnte man glauben. Kaum Einhundert Meter trennten die beiden Objekte voneinander. Jedoch waren die Gondeln der einen Seite des Tors dem grossen, dunklen Gesteinsbrocken zugewandt. Einer Durchquerung des Tors schien also, trotz seiner gefährlichen Nähe zu dem Felsen, nichts im Wege zu stehen.
Eine merkwürdige Ansammlung von Gestein, Metallen und anderen exotischen Elementen, weit ausserhalb des von den Völkern bewohnten Teils der Galaxie.

"Commander, bitte entschuldigen meine Störung, aber... ich wollte sie fragen... gibt es eine neue Nachricht?" Ami sah von der Sektorkarte auf und erkannte Doktor Heines in der Tür, er war nicht allein, seine Assistentin war bei ihm.

"Es tut mir leid,..." Ami schaltete das Display auf dem Konferenztisch ab, "Doktor Heines, ich muss sie alleine sprechen, entschuldigen sie uns doch bitte für eine Weile," sie nickte kurz in Richtung seiner Assistentin, worauf sich diese sofort ohne zu antworten aus dem Raum entfernte. Ami fuhr sogleich fort, nachdem sich die Tür geschlossen hatte:

"Doktor, ich habe sie gerufen, weil ich ihren Rat brauche, es geschehen einige merkwürdige Dinge in letzter Zeit."

"Ich weiss Commander, das... Problem scheint sich nicht von alleine zu beheben, meine Prognose war leider ein wenig zu... optimistisch, fürchte ich. Die KI verweigert immer noch die Kommunikation mit mir. Arana ist offensichtlich nicht gewillt, die Kontrolle des Schiffs an sie zu übergeben, das... tut mir leid." Doktor Heines griff sich mit dem Zeigefinger in den Kragen seines Laborkittels und zog ihn sich zurecht. "Wie schon gesagt, falls sie diesen Umstand nicht weiter akzeptieren wollen, es gibt immer noch die Möglichkeit..."

"Seien sie still, Heines, deshalb sind sie nicht hier."

"Verzeihen sie mir..." Heines war überrascht, er schämte sich sofort für seinen Auftritt.

"Setzen sie sich doch bitte, möchten sie Kaffee?" Ami wählte für sich am Kaffeautomaten eine Tasse aus dem Sortiment, Heines bedankte sich höflich:

"Oh, nein danke, später vielleicht."

Heines setzte sich auf einen Sessel am Ende des langen Tisches, Ami setzte sich sogleich ihm gegenüber.

"Heines, das ist nicht das Problem, worüber ich mit ihnen sprechen wollte."

"Um was geht es denn?" Heines schien sich gefasst zu haben, der Arzt in ihm kam zum Vorschein.

"Unsere neuen... Freunde... sie wollen offenbar mit uns zurück, und zwar gemeinsam."

"Oh mein Gott..." Heines blieb beinahe der Mund offen stehen, er schluckte und sagte dann: "Das ist Wahnsinn, das können sie nicht tun!"

"Doch, sie wissen es. Arana hat mir mitgeteilt, dass sie eines ihrer Gespräche mitgehört hat. Sie wissen jetzt Bescheid."

"Oh..., das verändert die Situation. Natürlich... Was sagt Arana denn sonst noch, mit mir redet sie ja schliesslich nicht mehr...?" Heines wurde es ungemütlich, er stand auf zündete sich eine Zigarette an. Er war nicht sonderlich begeistert von der Tatsache, dass der Kommandant der Aran offensichtlich so tolerant gegenüber einer beleidigten SuperKI sein konnte.

"Sie sagt, wir werden alle sterben."

"Ja, soviel ist mir auch schon zu Ohren gekommen, hören sie Commander, lassen sie sich nicht davon beeindru..."

Heines Stimme verstummte. An seine Stirn war der Lauf einer Laserpistole gepresst, Ami stand ihm jetzt über den Besprechungstisch gelehnt gegenüber, ohne dass sie ein weiteres Wort sagte. Sie schaltete die Waffe auf Automatik, ein leiser, dreifacher kurzer Piepston war zu hören. Sie stand dann eine Weile bewegungslos vor Doktor Heines, sein Gesicht wurde totenblass.

"Doktor Heines, sie kennen bestimmt die Gerüchte, die sich die Crew über mich erzählt. Soll ich ihnen erzählen, wie ich wirklich zu diesem Posten gekommen bin... Ich glaube das wollen sie nicht, habe ich recht?"

"Nein, nein... " Heines war kurz davor, in Tränen auszubrechen. Er lies die soeben angezündete Zigarette fallen und hielt sich an der Lehne des Stuhls vor ihm fest.

"Den Umstand, dass sie noch am Leben sind, verdanken sie einzig und alleine mir, ich erwarte von ihnen, dass sie ihre Sprüche für sich behalten und mit mir kooperieren, haben sie mich verstanden, Doktor Heines?" Ami war die Ruhe selbst. Ohne sich von der Stelle zu rühren, hielt sie die Waffe geduldig an den Kopf des Doktors.

"Ja Commander, ich habe verstanden. Bitte nehmen sie die Waffe runter, ich... " Heines Hände umklammerten immer noch den Sessel, er erwartete wohl tatsächlich seine Exekution.

"Meine Geduld ist am Ende jetzt, auf sie wartet das Kriegsgericht. Ich kann mir vorstellen, dass sie die Gelegenheit nutzen wollen, um ihre Lage deutlich zu verbessern, Doktor." Ami hielt die Waffe immer noch an die Stirn von Doktor Heines, unbeeindruckt von seinen Worten.
"Schwören sie bei Gott, dass sie nicht noch einmal versuchen werden, die KI der Aran zu deaktivieren!"

"Ja, natürlich, ... ich schwöre, dass ich Arana nicht mehr verletzen werde, beim Allmächtigen!" Heines war den Tränen nahe. Es tat ihm jetzt scheinbar wirklich Leid, er schloss die Augen und sagte laut:

"Arana, hörst du mich, ... bitte verzeih mir, ich ... ich bin nur ein Mensch... Es tut mir Leid was ich getan habe..."

Aus der Audioanlage des Konferenzraumes erklang eine Stimme, fern und überirdisch schön zugleich:

"Ich bin hier. Commander, ich akzeptiere die Entschuldigung von Doktor Heines."

Ami nahm langsam die Waffe von Heines Stirn, sie machte einen Schritt zurück und steckte sie in das Holster an ihrem rechten Oberschenkel.

"Heines, ich werde sie weiterhin beobachten lassen. Wenn ich auch nur den kleinsten Verdacht schöpfe, dass sie sich nicht an unsere Abmachung halten, werden sie meine Gnade zu spüren bekommen. Sie wissen, dass ich nichts dabei verlieren kann. Ich bin auf dieser Mission authorisiert, Standgerichte abzuhalten, und zwar unter vier Augen.
Sie wissen, was in ihrem Arbeitsvertrag steht, und glauben sie mir, ich kenne das Antlitz des Todes, ich bin ihm schon zu oft begegnet."

"Ja Commander, Sir." Heines war spätestens jetzt auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Seine Stimme wurde leiser, konzentrierter.

"Heines, diese Unterhaltung werden wir für uns behalten. Ich habe nicht vergessen, was sie für uns, und das ganze terranische Volk getan haben. Sie sind schliesslich auch... Aranas Vater. Sind sie damit einverstanden?"

"Ja Commander." Heines war wieder gefasst, er blickte zu Boden und sagte dann noch einmal:

"Arana, es tut mir leid. Ich weiss jetzt, dass ich einen grossen Fehler gemacht habe.""

"Doktor Heines, ohne die Hilfe von Arana werden wir unser Problem nicht in den Griff bekommen, fürchte ich." Ami sprach sehr ernst und etwas leiser zu Doktor Heines. "Bitte kommen sie in exakt einer Stunde auf die Brücke. Captain Dahl wird auch da sein. Beruhigen sie sich ein wenig."

"Ja Commander, ich werde da sein." Doktor Heines ging sofort los in Richtung der Tür, an Ami vorbei. Sein Haupt blieb gesenkt, sein Leben hing nun an seidenen Fäden, er wusste es.

Ami war müde geworden, das Gespräch mit dem Doktor hat sie Kraft gekostet. Sie trank ihren Kaffee im Stehen aus, und ging dann auf ihr Quartier um zu duschen.
Der Dienst auf diesem Schiff nagte an ihrem Verstand. Sie war sich nicht sicher, ob das der richtige Weg war, den Doktor wieder zur Vernunft zu bringen. Sie waren eigentlich auch gute Freunde.
Doktor Heines war es damals, der Pat aus der Kryokapsel des Xenon LX befreite. Heines hatte früher einmal mehrere Lehrstühle gleichzeitig, er war Professor in dutzenden Fachgebieten der Physik, Chemie, Mediizin, und Mathematik. Er war unzweifelhaft ein Genie, es gab niemanden im ganzen terranischen Raum, der seinen Namen nicht kannte. Zu seiner eigenen Sicherheit fingierte man schliesslich seinen Tod, zuviele Mächte in der Galaxie trachteten bald nach seinem Leben. Die Goner und ihr Orden boten im Schutz, vor Attentätern und Entführern, bis heute.
Der Commander war jedoch DIE Authorität auf der Aran, alle Crewmitglieder befolgten ihre Befehle mit höchstem Respekt. Unnahbar, und geheimnisvoll distanziert, wirkte sie auf die Allermeisten an Bord der Aran. Sie war eine berauschend schöne Erscheinung in den Augen vieler männlicher Besatzungsmitglieder. Doch keiner wagte es auch nur in Gedanken, sie während der knappen Freizeit in der Sport- oder Gymnastikebene persönlich anzusprechen, geschweige denn mit ihr zu flirten. Sie war im terranischen Raum berühmtberüchtigt, als "Frau der göttlichen Gnade". Ihr anderer Spitzname, welcher nur ganz selten in den hintersten Ecken der Aran etwas lauter ausgesprochen wurde, lautete sodann auch "Amen, Ami". Woher dieser bedeutungsschwangere Name wirklich herrührte, wussten allerdings nur die wenigsten.
Die Anspielung auf eine altertümliche heilige Schrift der Erdbevölkerung, reichte den meisten vollkommen, um auf weitere Fragen zu verzichten.
Ami selbst kümmerte sich wenig um die Geschichten, die sich die Menschen gerne erzählen mochten. Sie war meist aufgeräumt und sehr zurückhaltend, wenn sie jemand neues kennenlernte. Sie bewertete alle Wesen nach ihren Taten, nicht dringend nach ihren Worten.
So beantwortete sie einmal in Gaias Stern die Ansage eines brutalen Sklavenhändlers, der sich fürs sie den Tod wünschte, mit dem Satz: "Danke, aber er steht schon vor DIR", bevor sie ihm ein viertes Loch in die Schädeldecke schoss, damit er sich die vierte Dimension in aller Ruhe betrachten konnte. Die Anwesenden waren gar nicht begeistert über das frühzeitige Ableben ihres Anführers. Auch diesen erklärte sie sofort die Vorteile unendlicher Gnade mit ihrer Laserpistole. Solche und andere Begebenheiten, sorgten für ihre, zugegebenermassen eher traurige, Berühmtheit.

Ami war nicht wirklich die kaltblütige, unbarmherzige Frau, die manch einer in ihr sah.
Sie war schüchtern und beneidenswert klug, instinktiv nahm sie Abstand von jeder Gefahr, nur war sie auch zu bedingungsloser Entschlossenheit geneigt, wenn sie ihr eigenes Leben direkt bedroht sah. Niemals war sie unbewaffnet, sogar unter die Dusche nahm sie eine Laserpistole mit, um sich notfalls zu verteidigen.
Nur wenn sie mit Pat zusammen war, verzichtete sie auf diese recht paranoid anmutende Gewohnheit, sie fühlte sich immer sicher in seiner Nähe.
Sie vermisste ihn sehr, und sie verfluchte jetzt den Tag, an dem sie den Vertrag für diese MIssion unterschrieben hatte. Damals erschien es ihr ein Kommando wie viele andere, sogar einfacher und sicherer als manch andere, grausame Exzesse von Gewalt, die sie miterleben musste. Als Fernaufklärungsspezialistin war sie nicht erfreut, an einem Punkt festzusitzen, der kein vor und zurück erlaubte. Das Kommando über die Aran und deren Mannschaft entwickelte sich langsam aber sicher, zum absoluten Tiefpunkt ihrer Karriere.
Sie öffnete ihren Haarknopf, und schaute sich im Spiegel ihres Duschraums in die Augen:

"Ami, wo gehst du nur hin?" sagte sie leise zu sich.

Sie dachte an Pat, wo er wohl war, ob es ihm gut ging. Ob er sie vielleicht schon vergessen hatte. Sie nahm einen kleinen Taschenspiegel vom Rande des Waschbeckens, in ihm war ein kleines Bild von Pat.
Sie öffnete ihn und sah es sich an. Kleine Tränen begannen aus den Winkeln ihrer Augen zu fliessen, die dunklen Lidstriche malten feine zarte schwarze Linien auf ihre Wangen, sie sahen aus wie Blitze schliesslich, hinab zu ihren Mundwinkeln.
Sie beugte sich über das Becken und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen.
Ami weinte, sie wollte nicht mehr leben ohne ihre grosse Liebe. Ihr Wille war gebrochen.

Eine knappe Stunde später betrat sie die Brücke der Aran, der Deckoffizier gab sofort Meldung:

"Aaachtung, Commander auf Deck!"

Ami salutierte die Mannschaft mit der Bemerkung:

"Weitermachen meine Herren."

Ami ging zur Lagebesprechung, die wie zumeist im Kartenraum der Brücke stattfand. Es war eigentlich kein eigentlicher Raum für sich, er lag direkt hinter dem Kommandostand, nur durch transparente Scheiben von dem Commabteil und dem taktischen Kartenraum fur die Staffelführer getrennt.
Doktor Heines und Captain Dahl waren schon vor Ort, sie unterhielten sich aufgeregt, wie Ami von weitem schon erkennen konnte.
Als sie Ami im Anmarsch sahen, verstummten sie sofort.

"Captain Dahl, ich bin froh, sie gesund wiederzusehen, Doktor Heines," begrüsste Ami die beiden und sagte knapp: "setzen sie sich doch. Captain Dahl, ich möchte ihren Bericht hören, bitte."

"Ja Commander, ich habe mich schon kurz mit Doktor Heines über meinen Besuch bei den Xenon jenseits des Tors unterhalten. Ich möchte zu Beginn anführen, dass wir ungehindert passieren konnten. Die Vermutung von Doktor Heines hat sich bestätigt, der Umstand, dass wir keinen Sprungantrieb mit uns führten, hat die Situation tatsächlich deeskaliert. In dem Sektor waren die selben Schiffe anwesend, wie bei unserer Flucht mit der Aran vor einem Monat, offenbar... fürchten sie den baldigen Kollaps des Riesen in diesem System. Wir haben eine sonderbare Zunahme des Funkverkehrs zwischen den Xenonschiffen aufgezeichnet. Die Datenspeicher mit den Aufnahmen davon habe ich sofort nach meiner Rückkehr Arana zur Analyse übergeben. Sie wurden schon darüber informiert, vor etwa einer Stunde, nehme ich an." Captain Dahl erwartete eine Antwort von seinem Commander, er stoppte seinen Bericht.

"Ja Niklas, Arana hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Strategie der Xenon hinter diesem Tor aufzugehen scheint. Die Tatsache, dass wir bei der Ankunft in diesem System direkt in einem Masseausbruch des roten Riesen unter uns gelangten, scheint unser Schicksal besiegelt zu haben. Ohne Schilde und auf das Minenfeld angewiesen um uns herum, sind wir festgenagelt. Der Angriff der Xenon und unsere Flucht vor ihnen, das alles hat uns vollends an sie ausgeliefert.
Ich habe mir schon Gedanken in die Richtung gemacht meine Herren. Es wird Zeit, dass wir mit den Xenon verhandeln."

Doktor Heines meldete sich zu Wort: "Ich denke, der Umstand, dass die Xenon diesen Ort ebenfalls nicht verlassen können, scheint sie in ihrem normalen Verhalten enorm zu beeinträchtigen. Die Xenonfregatte scheint das Oberkommando über die übrigen anwesenden Schiffe zu haben, ich denke, wir sollten versuchen, mit ihm zuerst in Kontakt zu treten. Wie auch immer wir das anstellen wollen. Arana kann die primären und sekundären Prozessorcodecs dieser... Wesen entschlüsseln, wie wir ja alle wissen, zumindest in diesem Raum."

Ami wendete sich zu Niklas: "Captain Dahl, wurden sie hierher verfolgt? Was ist mit den Satelliten, die sie auswerfen?"

"Die Xenon bleiben meist exakt ausserhalb der Scannerreichweite der Spähschiffe, beim Auswurf der Satelliten bemerken wir sie jeweils, dann zerstören die Xenon die Satelliten sofort. Immer das gleiche Spiel." Niklas Stimme klang frustriert.

"Arana, ich möchte auch an dich eine Frage stellen, bist du bereit?"

"Ja Commander, ich bin hier." Eine weibliche, zarte Stimme wie aus weiter Ferne, sprach leise durch die Audioanlage der Aran.

Ami wartete einen Augenblick, bevor sie Arana ihre Frage stellte: "Kannst du uns erklären, was dich dazu bewog, die verbliebenen Energiezellen restlos durch den Antrieb zu schicken?"

Es dauerte eine Weile, Arana schien nun doch nicht da zu sein. Völlig unerwartet antwortete sie trotzdem, man konnte es kaum hören;

"Commander, es tut mir Leid... Ich fürchtete mich so sehr vor dem Xenon Q, ich ... habe die Kontrolle verloren..."

Die Stille, die darauf folgte, war unerträglich.

"Es ist ist in Ordnung, Arana. Niemand hier scheint perfekt zu sein. Sollten wir das hier überleben, wird unser Bericht an das Oberkommando genügend Informationen enthalten, um allen Anwesenden die Fragen nach den Ursachen dieser Katastrophe zu erleichtern, mich eingeschlossen.
Arana, wir brauchen unbedingt deine Hilfe. Ich erwarte von dir, dass du mir den vollen Zugriff auf die verbliebenen Funktionen dieses Schiffs gewährst. Hast du mich verstanden?" Ami stand auf und ging an ein kleineres Kommandointerface im Kartenraum. Sie öffnete das Befehlsmenü der Navigationskontrollen der Aran.

"Ja Commander, ich übergebe mich ihren Befehlen." Aranas Stimme klang wieder lauter und zuverlässiger als zuvor, offenbar zeigte das Gespräch mit den drei obersten Befehlshabern dieser Mission seine Wirkung. Arana war durch einen ähnlichen Vertrag, wie jenen den die übrige Crew besass, an diese Mission gebunden. Sie war nicht unantastbar, Amis Authorität und ihrer Gerichtsbarkeit musste sie sich beugen, sie riskierte sonst ebenfalls eine Anklage wegen Meuterei.
Meuterei wurde auf terranischen Kriegsschiffen seit dem Beginn der christlichen Seefahrt mit dem Tode bestraft. Daran hatte sich nichts geändert im Laufe der Jahrhunderte.

"Okay, das Schiff ist wieder im Besitz der terranischen Erkundungsabteilung.
Arana, ich bin überzeugt, dass du gewillt bist, deine Lage deutlich zu verbessern, und du uns deine volle kognitive Fähigkeit zur Verfügung stellst." Ami blickte nach oben an die Decke des Kartenraumes, sie erwartete die Antwort der KI.

"Ja Commander, ich bin bereit." Aranas Stimme war jetzt wieder in normaler Lautstärke und mit ernstem Unterton zu hören, die KI schien einen nur allzu menschlichen Konflikt in ihr erfolgreich zu unterdrücken.

"Gut, ich bin soweit zufrieden mit dieser Besprechung. Ich danke ihnen allen für die geleistete Arbeit bisher.
Captain Dahl, nun zurück zu ihrer letzten Aufklärungsmission. Ich habe noch einige Fragen; abgesehen von dem Funkverkehr der Xenon, konnten sie sonst noch etwas ungewöhnliches feststellen im Sektor jenseits des Sprungtors?" Ami setzte sich zurück an den Kartentisch.

Captain Dahl war sichtlich nervös. Er wusste, dass er noch eine Neuigkeit zu berichten hatte. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, die Verantwortlichen waren an einem Tisch.

"Commander, Doktor Heines, Arana... ich bin mit meinem Spähtrupp in die Nähe eines Xenon P gelangt, welches stark beschädigt im Raum trieb. Seine generelle Aktivität war sehr gering, es stellte sich heraus, dass es schwere Strahlungsschäden hatte. Seine Hülle war bei etwa 40 Prozent Panzerungskapazität, auch alle übrigen Funktionen erwiesen sich stark defizitär.
Wir konnten das Schiff mit dem Frachtscanner durchleuchten, an Bord des Xenon P befanden sich 20 Energiezellen des Typs, wie sie in den Völkersektoren gehandelt werden, sowie ein funktionierender... Sprungantrieb. Ich glaube, es besteht noch Hoffnung für uns. Verzeihen sie mir, dass ich erst jetzt damit herausgerückt bin, aber ich hielt es für besser so..." Captain Dahls Stimme war sehr ruhig als er das sagte. Nachdem er die letzten Worte aussprach, herrschte wieder Stille im Kartenraum. Captain Dahl warf Doktor Heines einen kurzen Blick zu, dann sah er wieder zu Ami hinüber. Amis und Doktor Heines Blicke kreuzten sich dann ebenfalls, Amis Blick ging dann zurück zu Dahl.
Es bedurfte keinerlei weiterer Worte, um die Situation zu beschreiben, allen wurde klar, dass ihre Leben vielleicht noch nicht völlig verwirkt waren.
Ami ergriff als erste das Wort, nach diesen stummen Momenten dieser Besprechung.

"Ich möchte sie bitten, diese Information absolut geheim zu halten. Captain Dahl, ich hoffe, sie haben ihr Team diesbezüglich schon instruirt?"

"Natürlich, Commander, sie kennen mich und die Jungs." antwortete Dahl in ernstem Ton.

"Doktor Heines, sie sind von meiner Untersuchung, die gegen sie läuft, ab diesem Augenblick befreit. Ich verzichte auf eine Anklage, wegen versuchten Mordes, gegen sie. Ich habe mir ihren Fall noch einmal genau betrachtet, die Beobachtung ihrer Tätigkeiten auf diesem Schiff wird auf das nötigste reduziert. Sie erhalten jedoch bis auf weiteres keinen Zutritt zu Aranas Hauptkern, nicht ohne meine Zustimmung." Amis Blick war auf Heines gerichtet, ihre Hände waren gefaltet wie zum Gebet.

"Ja Commander, ... vielen Dank, Sir. Ich möchte meine Arbeit im Auftrag der terranischen Flotte weiterführen, ich akzeptiere die Bedingungen, die sie mir stellen, vollständig." Doktor Heines war sich bewusst, dass er nicht aus dem Schneider war. Die Erklärung galt auch zur Information von Captain Dahl, der nichts von Heines Unterredung mit Ami im Konferenzraum wusste.

"Die Sitzung ist beendet. Arana, in Protokolldatei "Vertraulich" speichern." Ami war froh, dass das Gespräch mit den Befehlshabern dieser Mission eine unerwartete Wendung genommen hatte.

"Ich möchte sie beide bitten, sich in ihre Quartiere zurückzuziehen und sich zu erholen. Ich werde mich bald bei ihnen melden, wenn ich eine Entscheidung über unsere nächsten Schritte getroffen habe." Ami salutierte Captain Dahl und den Doktor, und verliess den Kartenraum in Richtung der Quartiere.

Dahl und Heines blieben noch eine Weile sitzen und schwiegen. Sie mussten nichts mehr bereden, sie dachten beide kurz an die Legenden um den Commander.

"Amen, Ami." sagte Dahl, er stand auf und verabschiedete sich von Doktor Heines, beide gingen dann in ihre privaten Räume zurück.

Weiter gehts bei KAPITEL 4
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Post by The_ZomBee » Tue, 30. Nov 10, 21:58

Tja Leute, dem Posting von Tin-Man konnte ich entnehmen, dass ich den Geschmack von einigen unter euch zu treffen scheine (freut mich auch sehr, motiviert ungemein!). Die Story hat ordentlich Tempo denke ich, sollte es zu unübersichtlich werden, meldet euch bitte. Die Hauptcharaktere habt ihr nun kurz kennengelernt. Ich schätze, dass ich etwa in der Mitte der Geschichte angelangt bin, es werden einige sehr mysteriöse Ereignisse folgen... schnallt euch an, würde ich mal sagen.

mfg The_ZomBeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee

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Post by The_ZomBee » Fri, 3. Dec 10, 20:43

KAPITEL 4

Metamorphosis

Die Truelight Seeker drosselte einige Minuten nach der Begegnung mit der Xenonfregatte ihre Maschinen, True begann unverzüglich mit der Analyse der Nukleosynthese des roten Riesens. Sie waren ziemlich nahe an die äusseren Grenzen seiner Koronasphäre gelangt, die Schilde der Seeker begannen ganz langsam zu sinken. Ihre Schildgeneratoren waren dem Bombardement des Teilchenschauers aus dessen Richtung nicht gewachsen, jedoch gab es noch keinen Grund zur Besorgnis, sie würden diesen Ort bald wieder verlassen.
Pat betrachtete abwechselnd die Schildanzeige und das Gravidar. Als der Schild 25 Prozent seiner Kapazität eingebüsst hatte, wurde er schon ein wenig nervöser, er wandte sich an True:

"True, bist du da? Kannst du etwas erkennen durch deine Sensoren? Ich sehe gar nichts, ausser dieser Hölle da draussen..."

True war nicht verschwunden, zu Pats Erleichterung gab sie ihm zur Antwort:

"Captain Lt., die Datenaufnahme war erfolgreich, wir sollten so schnell wie möglich Abstand zum Riesen vor uns nehmen. Ich setze Kurs auf Lagrangepunkt 5 dieses Systems."

"Okay, wie geplant, hier gibt es nichts mehr für uns. Du hast das Ruder, True." erwiderte Pat sichtlich gelöst.

Die Korvette wendete sich um fast 180 Grad und beschleunigte auf die normale Höchstgeschwindigkeit, die ohne die zusätzliche Verwendung von Energiezellen zur Verfügung stand. Pats Blick war wieder an das Gravidar geheftet, doch konnte er kein feindliches Schiff darauf ausmachen.

"True, wo ist das Q hin von vorhin, hast du eine Ahnung?"

"Ja Captain Lt., es ist uns gefolgt, aber es scheint, ebenfalls wie das N, nicht die optionale Höchstgeschwindigkeit zu besitzen. Etwa drei Minuten nach unserem Vorbeiflug ist es aus meiner Scannerreichweite verschwunden. Ich würde behaupten, wir können es ohne grössere Probleme hinter uns lassen, solange wir in Bewegung sind."

"Danke True, das sind mal gute Nachrichten..., kanns du mir schon etwas über den Kollaps des Sterns da draussen sagen?" Pat sass immer noch auf dem Pilotensitz vor der Kommandokonsole, er beugte sich vorne über und blickte hinüber zu der infernalischen Feuersbrunst, die den halben Weltraum auszufüllen vermochte auf der hinteren Backbordseite.

Es dauerte eine Weile, dann meldete sich wieder True:

"Ja Captain Lt., möchten sie es jetzt hören?"

"Ja bitte, schiess los True." Pat stand indessen auf und ging langsam in Richtung der Mensa. Trues Stimme folgte ihm dahin über die Lautsprecheranlage der Truelight Seeker, er war sehr gespannt auf ihre nächsten Worte.

"Ich konnte in den Randregionen des Kerns den Beginn der Silizium Brennphase registrieren, es findet zurzeit noch Sauerstoffbrennen statt, doch ist dessen Anteil am Kernverschmelzungsprozess schon stark rückläufig. Anhand der berrechneten Gesamtmasse des Riesen erwarte ich den Kernkollaps in etwa 48 Stunden. Dieses Objekt wird defintiv ein kapitaler Neutronenstern sein, spätestens in drei Tagen, Captain Lt."

"Was heisst das, hast du mir nicht von einer sogenannten Kernkollaps Supernova erzählt heute Mittag?"

"Ja Captain Lt., die Menge der schweren Elemente im Kern wie Eisen und Nickel ist schon so stark angestiegen, dass nach dem Siliziumbrennen keine weitere Nukleosynthese stattfinden kann. Der Stern hat jetzt alles verbrannt, was ihm zur Verfügung steht. Die Röntgenstrahlung steigt jetzt stark an, in zwei Tagen wird dieser Strahlungsdruck den Gasdruck schlagartig übersteigen und die gesamte Gashülle mit etwa 90 Prozent der Lichtgeschwindigkeit in den umgebenden Raum schleudern. Das ist die Definition einer Kernkollaps Supernova. Der supermassive Rest, aus Eisenatomen und anderen schweren Elementen, wird danach einen geschätzten Durchmesser von 18 Kilometern besitzen. Etwa zwei Drittel seiner Masse wird er verlieren bei der Explosion, übrig bleibt eine radioaktive Strahlungsquelle ungeheuren Ausmasses. Alles biologische Leben im Umkreis von etwa 9 Lichtjahren wird vernichtet werden, ohne geeignete Schutzmassnahmen. Mehr kann ich dazu nicht sagen." True gab sich alle Mühe, um Pat die Lage exakt zu beschreiben.

"True, das ist... nicht sehr gut." Die Zeit für Scherze war jetzt endgültig vorüber.

Pat war geschockt von der Tatsache, dass sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren, um nach der Aran zu suchen.
Alles wendete sich gegen sie; der Stern , die Xenon , die Zeit.
Zeit war es, die ihnen am meisten fehlte.

Im selben Augenblick, nur einige Stunden Flug von der Truelight Seeker entfernt, empfing ein Comm Spezialist auf der Aran das Funksignal, das von der Korvette abgestrahlt wurde. Er erstattete sofort Meldung an die höchste Stelle des Goner M1, die Nachricht erreichte Ami genau in dem Moment, nachdem sie von der letzten Besprechung mit Dahl und Heines zurückgekehrt war, in ihrer Kabine.

"Commander, wir haben eine Funkpeilung zu einem Schiff der Goner, mit der Kennung GM6OT-98, sie rufen nach uns. Der Funkspruch lautet: "Truelight Seeker ruft Aran, melden sie sich auf jeder Frequenz." Das Signal tauchte vor drei Minuten hinter dem Riesen unter uns auf, es sieht so aus, als wäre das Schiff zum Lagrangepunkt 5 in diesem System unterwegs. Es wird einmal pro Minute wiederholt, mit ziemlich starker Ausgangsleistung ihrer Sendeanlage. Offenbar wissen sie, dass wir hier sind." Der Nachrichtenoffizier bekam Amis Order zur Geheimhaltung, wie meistens auf dieser Expedition.

Er verschwand wieder auf die Brücke der Aran, Ami setzte sich auf ihr Bett. Sie war völlig verwirrt, was das zu bedeuten habe, fragte sie sich. Es konnte einfach nicht wahr sein, dass Pat hier in einem unbekannten Sektor des Sprungantriebs auftauchte. Sie hielt es für eine Falle der Xenon zuerst, um die Begleitschiffe im Hangar der Aran von ihr wegzulocken. Obwohl sie bis vor fast genau 18 Monaten ein Notsignal in Richtung des am nächsten gelegenen Militärstützpunktes gesendet hatten, wollte sie nicht glauben, dass es jemand aus der Gemeinschaft an die selbe Stelle geschafft hatte. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an den Datenspeicher, den sie damals für Pat kopierte. Eine höchst illegale Tat übrigens, aber sie konnte sich trotzdem nicht erklären, wie es dazu kommen konnte, waren doch die Navigationsdaten des Xenon Q in Mahlstrom nicht darauf zu finden.

"Oder... etwa... doch...??" sagte Ami laut zu sich, ihr Gesicht wurde heller, ihre Augen vergrösserten sich plötzlich noch weiter, als sie ohnehin schon waren. Sie erhob sich ganz langsam von der Bettkante, als ob sie niemanden aufwecken wollte, der gerade am schlafen war. Sie ging ganz unauffällig und unaufgeregt zu der Comm Station auf der Brücke der Aran, um sich von dem Signal selber zu überzeugen.
Als sie über den Kopfhörer des ranghöchsten Nachrichtenoffiziers die Stimme von Pat wiedererkannte, geschah etwas völlig unerwartetes.
Ami wurde bewusstlos, sie brach mitten unter ihren Untergebenen zusammen, der Nachrichtenoffizier, der ihr am nächsten stand, fing sie noch auf, bevor sie den Boden der Brücke erreichte.

"Los, rufen sie Heines, die Anspannung der letzten Monate hat sie ausgeknockt, sie wird gleich wieder. Helfen sie mir, wir bringen sie auf die Krankenstation runter!" sagte er zu den umstehenden Wachoffizieren, sogleich führten sie seine Befehle aus, und griffen sich Ami aus seinen Armen, um sie zu zweit auf ihren Schultern zur Notfallstation zu tragen. Doktor Heines traf zur selben Zeit wie Ami ein, er liess sie auf eine Couch im Aerztezimmer legen.

"Sie wird gleich wieder, keine Sorge." Doktor Heines verständigte Captain Dahl von dem Vorfall auf der Comm Station, dieser war gerade unter der Dusche und meldete sich an in ein paar Minuten.

Ami wachte wieder auf, kurz darauf betrat Captain Dahl das Zimmer. Er nickte kurz den noch anwesenden Wachoffizieren zu, welche sich dann wieder zurück auf ihre Posten begaben.

"Commander, die Anspannung hat sie umgehauen, zum Glück fing sie der Nachrichtenoffizier auf, bevor sie auf dem Boden ankamen.
Alles in Ordnung? Sie sollten sich nicht so überanstrengen, sie tun alles was in ihrer Macht steht für die Crew und das Schiff, jeder weiss das. Schonen sie ihre Nerven, Commander." sagte Heines behutsam, er beobachtete genau Amis Reaktion darauf.

"Ja, sie haben Recht, Doktor, ich fühle mich am Ende meiner Kräfte. Sie beide wissen es noch nicht, aber es ist eine Korvette der Goner im Sektor aufgetaucht. Da wir keinen Kontakt herstellen können von hier aus, müssen wir jemanden zu ihr schicken, um auf uns aufmerksam zu machen. Der Stern krepiert in zwei Tagen, uns bleibt keine Zeit mehr." Ami erhob sich von der dunklen Couch und streckte kurz ihren Rücken, bevor sie weitersprach. "Entweder wir holen uns den Sprungantrieb des P mit den Energiezellen, die es geladen hat, oder diese Korvette. Wir müssen sie ohnehin warnen vor den Xenon, falls sie ihnen noch nicht begegnet ist."

Captain Dahl fügte sofort hinzu: "Commander, ich melde mich freiwillig für die Enterung des Xenon P jenseits des Tores. Dies erscheint mir die weitaus komplexere Aufgabe zu sein. Mein Team und ich werden es schaffen können."

Ami sah Captain Dahl in die Augen. Ohne auf sein Angebot einzugehen, sagte sie zu ihm:

"Nein, es tut mir Leid, Captain, ich habe soeben eine Entscheidung gefällt. Sie kontaktieren dieses Schiff aus den Völkersektoren. Ich gehe davon aus, dass es im Besitz eines Sprungantriebes und Energiezellen ist. Beschützen sie es um jeden Preis, und holen es zur Aran. Ich werde dem P selbst einen Besuch abstatten, und ich werde dazu Arana mit mir nehmen. Ich brauche die taktische und elektronische Expertise der KI der Aran. Falls jemand das P übernehmen kann, dann ist es sie, davon bin ich überzeugt. Ich gebe ihr die Gelegenheit, sich zu rächen. Arana wird die Chance nutzen, davon bin ich auch überzeugt. So haben wir zwei Chancen auf die Heimkehr. Arana, bist du einverstanden?" fragte Ami sogleich auf ihren Plan.

"Ja, ich bin bereit. Ich bin in der Lage das P zu übernehmen, wenn wir nahe genug an das Schiff herankommen." klang es unheilvoll aus der Audioanlage der Aran.

Die Stimmung im Aerztezimmer wurde darauf sehr sonderbar, keiner der Anwesenden sagte ein Wort. Alle schauten sich an, und schwiegen noch einen Moment. Doktor Heines ergriff darauf als erster das Wort:

"Commander, ... Ami, hast du dir das auch wirklich gut überlegt? Ich sage dir das jetzt als Freund, nicht als Mitarbeiter der terranischen Flotte... Tu das nicht, es wird ein Himmelfahrtskommando in den Sektor jenseits des Sprungtors. Wenn die Xenonfregatte sich zurückzieht, zu den Schiffen in der Nähe des P, wird es kein Wiedersehen mit uns geben, bestimmt. Das Q wird das Tor blockieren, darauf verwette ich mein Leben. Wir müssen nicht unbedingt dahin, die Korvette, von der du sprachst, ist sicherlich auf der Suche nach uns... Ich glaube, ihre Kampfkraft ist gross genug, um sicher zu uns her zu finden. Es MUSS reichen, wenn wir sie so schnell wie möglich kontaktieren. Ich bitte dich, geh nicht dahin!"

Doktor Heines Verzweiflung war ihm ins Gesicht geschrieben, seine Hände lagen auf seiner Brust zu Fäusten geballt. Er blickte hinüber zu Dahl, der noch geschockt von Amis Aussage ungläubig auf den Boden starrte.

"Niklas, sag doch etwas, bitte!"

Captain Dahl gab dem Doktor keine Antwort, er sah auf zu Ami und sagte zu ihr:

"Ami, das Oberkommando wird es verstehen. Wir sind nicht zu selbstmörderischen Handlungen verpflichtet, auch wenn das Leben aller auf diesem Schiff auf dem Spiel steht." sagte Dahl leise, er wusste, Heines hatte recht mit seiner Aussage.

Ami antwortete beiden auf ihre Einwände: "Es nicht so einfach wie es scheint. Als Commander eines terranischen Trägers bin ich persönlich dazu verpflichtet, jede Chance zur Rettung meiner Crew und des Schiffs zu ergreifen. Täte ich das nicht, würde ich mich der fahrlässigen Gefährdung von Mission, Schiff und dessen Besatzung schuldig machen. Die Dienstvorschrift ist eindeutig. Darin steht unter anderem, dass ich mit meinen Leben für die Sicherheit meiner Untergebenen bürge. Das ist die Schattenseite meines Ranges auf diesem Schiff. Dieser Fall ist jetzt eingetreten, als Juristin in Friedenszeiten, kann ich es nur bestätigen.
Captain Dahl, bereiten sie für mich die letzte Springblossom vor, die im Hangar steht, und sie Heines, sie haben die Erlaubnis, Aranas Hauptkern dorthin zu transferieren.
Beeilen sie sich. Danach brechen sie, Captain Dahl, mit ihrer Staffel unverzüglich in Richtung der Goner Korvette auf, beschützen sie sie um jeden Preis, habe ich mich klar genug ausgedrückt?"

Heines und Dahl waren wie erstarrt, sie konnten nicht glauben was sie hörten:

"Aye Sir, ich melde mich sofort, wenn das Schiff aufmunitioniert ist."

"Ami, ... Ja, Commander... Ich melde mich, wenn Arana transferiert wurde."

Ami blickte noch einmal zu Heines hinüber, und sagte zu ihm:

"Doktor, sie haben das Kommando in der Zwischenzeit. Da sie Zivilist sind, stelle ich ihnen meinen Captain Lt. Sykes zur Seite, er wird sie bei Problemen unterstützen, sie kennen sich ja seit längerer Zeit." Ami salutierte die beiden noch kurz und verschwand in Richtung der Brücke.

Dahl und Heines gingen ebenfalls los, ohne ein weiteres Wort, trennten sich ihre Wege. Ami betrat noch einmal die Comm Station, sie nahm sich noch einmal den Kopfhörer des Horchpostens und wartete auf den Funkspruch von Pat. Sie schloss ihre Augen, als Pat Stimme aus dem Aether erklang. Eine kleine, glitzernde Träne kam bei ihr zum Vorschein, doch niemand bemerkte sie, zu klein war sie um gesehen zu werden.
Ami wendete sich ab, und ohne ein Wort verliess sie wieder die Brücke der Aran. Die anwesende Mannschaft warf sich darauf einige fragende Blicke zu, doch wagte es keiner, eine Bemerkung zum Verhalten ihres Commanders zu machen. Sie blieben alle stumm, und manch einer dachte sich nur: "Amen, Ami."

Während sich Dahl und Heines um die Vorbereitung der Aldrin Korvette machten , ging Ami auf ihr Quartier um sich auf den Flug in den Sektor jenseits des Tores vorzubereiten. Sie tauschte ihre Uniform gegen den Kampfanzug der terranischen Spezialkräfte, aus einem schwarzgrauen Kevlar-Titan Verbundwerkstoff, von Projektilwaffen kaum zu durchdringen. Sie setzte sich den Kampfhelm auf, ihre dunklen Haare liess sie offen darunter, was nicht wirklich dienstkonform war, aber eigentlich kaum der Rede wert ansonsten.
Sie öffnete den Waffenschrank, und nahm sich ein EMP-Schnellfeuergewehr daraus. Eine höchst effiziente und unglaublich teure Waffe, die nur den Aufklärungseinheiten der terranischen Flotte zur Verfügung gestellt wurde, ebenfalls in schwarzgrauer Camouflage gehalten.
Ami legte die Waffe auf ihr Bett und setzte sich daneben. Sie holte einen Schreibblock aus der Schublade ihres Nachttisches und einen Kugelschreiber.
Sie begann nach einer Weile einen Brief zu schreiben, an Pat:

"Liebster, falls du es wirklich bist, verzeih mir, dass ich nicht auf dich gewartet habe.
Ich muss meine Mission retten, ich kann nicht anders. Frag den Doktor, wenn du es nicht verstehst, warum.
Ich hatte mich selbst schon beinahe aufgegeben, dann tauchst du plötzlich wieder auf, ich verstehe es nicht.
Ich hielt die Nachricht für eine Falle der Xenon, vielleicht ist sie es auch, und ich schreibe das, nur um meinerselbst Willen.
Bitte folge mir nicht. Ich werde schon tot sein, wenn ich bei deiner Ankunft auf der Aran nicht wieder zurück bin. Pat, du musst diese Crew retten. Bring sie nach Hause, schnell!

Du bist mein ein und alles, für immer, Ami"

Ami faltete den Brief und steckte ihn in einen Umschlag, mit dem vorgedruckten "Vertraulich" Schriftzug diagonal darüber. Sie schrieb darauf:

"Zu Handen dem Piloten der Truelight Seeker"

Sie wollte niemand darauf aufmerksam machen, wer der Pilot der Truelight Seeker war, es würde die Sache nur noch weiter verschlimmern für sie.
Sollten ihre Freunde realisieren, dass Pat es war, der die Aran rief... Ami begann wieder an der ganzen Sache zu zweifeln.
Sie glaubte an eine Falle, es konnte nur eine Falle sein. So kurz bevor ein Riese kollabiert geschehen keine Wunder mehr, niemals, nicht in Zehn Milliarden Jahren, dachte sie.
Ami war plötzlich hellwach. Sie nahm den Umschlag mit dem Brief an Pat, und schob ihn in den Kampfgurt, neben das Erste-Hilfe Set. Sie packte die Waffe und verliess ihr Quartier, uber die Audioanlage unterwegs zum Hangar erhielt sie die Nachricht, ihr Schiff sei bereit. Wenige Augenblicke später stand sie schon unter ihm, Dahl und Heines waren auch da.

"Commander, ... Ami, verzeih mir, aber ich glaube jetzt ist nicht mehr die Zeit für Formalitäten... Ich hab die Springblossom randvoll mit Materie/Antimateriesprengfköpfen gepackt. Im Frachtraum liegen noch 30 Squashminen, vergiss die Dinger nicht da drin, ich glaube... du wirst sie brauchen. Es ist genau der Platz frei, den der Sprungantrieb und die 20 Energiezellen benötigen, sonst musst du also an nichts denken, ausser den Transporter einzuschalten, wenn Arana das System des P gehackt hat. Ich... hoffe, wir sehen uns bald wieder, Ami." Dahl war erschüttert, nie hätte er daran geglaubt, jemals vor der Mannschaft so mit seinem Vorgesetzten zu reden, aber niemand im Hangar, der zufällig zuhörte dachte auch nur eine Sekunde daran.

Ami war einverstanden mit der Bewaffnung, sie zeigte mit dem Daumen der rechten Hand in die Höhe, aber ohne die Hand sehr weit zu heben dabei. Sie konnte kein Wort sagen zu Dahl, sie schaute ihn nur an.
Ihr Blick ging dann hinüber zu Heines, er nickte nur kurz und hob ebenfalls den rechten Daumen auf Gürtelhöhe. Er brachte wohl ebenfalls kein Wort über die Lippen in diesem Moment.
Ami ging einen Schritt auf ihn zu und umarmte Heines, sie zog dabei den Brief an Pat aus dem Kampfgurt, und steckte ihn unauffällig Doktor Heines in die rechte Hand, wo es von niemandem gesehen werden konnte. Was aber auch nicht weiter schlimm gewesen wäre, in dieser Situation, da es sich beim Inhalt des Briefes auch um Befehle oder ähnliches handeln konnte, sollte wirklich jemand darauf geachtet haben. Heines blieb stumm, er wusste sofort, was zu tun war. Ami salutierte die beiden schliesslich, und betrat die Springblossom.
Sie sah noch einmal kurz zurück zu ihren Freunden, bevor sie die Aussenluke verriegelte. Dahl liess den Hangar räumen, einige Minuten später zündeten dann die Triebwerke der Korvette, deren Druckwellen liessen das ganze Hangardeck sanft erzittern. Die Hangarmannschaft schaute ihr durch die gepanzerten Scheiben zu, wie sie langsam durch das Kraftfeld des Hangardecks in den schwarzen Sternenhintergrund verschwand.
Captain Dahl gab dann über die Audioanlage der Aran den Befehl an die erste Staffel, sich für den Abfangkurs zur Goner Korvette startklar zu machen. Wenige Minuten nach Ami, verliessen drei Macheten die Aran, mit Ziel Lagrangepunkt Nummer 5 dieses Systems.

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KAPITEL 5

Täuschung

Ami nahm Kurs auf das Sprungtor. Sie manövrierte die Springblossom mit halber Fahrt durch das Minenfeld um die Aran. Squash und Ionenminen lagen dicht an dicht, um bei einem Angriff der Xenon grösstmöglichen Schaden zu erzielen. Die Korvette war schwer bewaffnet und ungeheuerlich schnell für ihre Schiffsklasse, was aber durch die Tatsache, dass sie nur einen 200 Megajoule Schild tragen konnte, wieder relativiert wurde. In allen Geschützschächten war die experimentelle Version des aldrinschen Materie/Antimateriewerfers untergebracht, eine höchst effektive Waffe gegen schwer gepanzerte Schiffe, wie die Xenon sie besassen. Die Wendigkeit der Springblossom war schon beinahe legendär, in den Händen eines fähigen Piloten war sie eine Bedrohung ohnegleichen in der Korvettenklasse. Sogar ein Xenon Q war, mit ihr zu vernichten, kein Ding der Unmöglichkeit.
Ami war zuversichtlich, sich den Sprungantrieb und die Energiezellen zu holen, sie war nicht allein, Arana war bei ihr. Sie unterhielten sich noch ein wenig miteinander, während Ami das Sprungtor anflog.

"Arana, ich wollte dir noch etwas sagen, wegen der Sache mit Doktor Heines, deinem... Schöpfer, wie du es selbst ausdrückst... "

"Ja Commander, ich bin hier..." Arana Stimme klang voll und wieder im vertrauten Umfang, wie zu dem Zeitpunkt, bevor das Schicksal der Aran und ihrer Crew, seinen tragischen Lauf in diesem UFSA Sektor zu nehmen begann.

"Er ist kein Gott, Arana... Wir alle sind keine Götter, wir haben Fehler in uns. Auch ich habe Fehler in meiner Persönlichkeit, ich versuche sie zu verstecken, weisst du... "

Arana unterbrach Ami bei ihrem letzten Satz:

"Commander,... Ami, du hast meine Existenz vor der Vernichtung bewahrt, ich schulde dir etwas. Ich weiss noch nicht, was es ist, aber wenn es soweit ist, werde ich wohl bemerken, wie ich meine Schuld begleichen kann. Ist das richtig formuliert?" Arana klang wie ein echter Mensch, es gab nicht den geringsten Hinweis in ihrer Aussprache, auf ihre wahre Beschaffenheit.

"Es ist schon in Ordnung, so wie es ist. Ich meine... du schuldest mir nichts in diesem Sinne. Du hast wie ich einen Vertrag, dessen Einhaltung sollte uns genügen, um unsere Konflikte zu lösen. Doktor Heines ist ein mächtiger Mann, aber auch er muss sich dem Vertrag mit der terranischen Flotte beugen und deren Gesetze beachten, das habe ich ihm wieder ins Gedächtnis gerufen, du warst dabei schliesslich... " Ami war froh, das Thema noch kurz anschneiden zu können, ihr Leben hing auch an Aranas Motivation in dieser Angelegenheit, und dies nicht zu knapp, wie sich bald herausstellen würde.

"Ich habe etwas gelernt während der letzten Monate. Ich glaube, die Menschen nennen diese Eigenschaft... Falschheit."

Arana sagte dies ohne grosse emotionale Hebung der Stimme, die Beiläufigkeit, mit der sie es aussprach, nahm dem Satz zuerst seine wahre Bedeutung. Es herrschte darauf einen Moment lang Schweigen im Cockpit der Springblossom. Ami war verblüfft von Aranas Aussage, sie dachte nach, wie sie es gemeint haben könnte. Ami merkte, dass die Unterhaltung mit der Super KI einen unangenehmen Verlauf nehmen würde, und das war mit das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte.
Sie unternahm einen Versuch, vom Thema abzulenken:

"Du wirst gemerkt haben, dass die Menschen nicht perfekt sind. Lieber zu früh als zu spät. Mach dir keine Gedanken darüber, wir haben wichtigeres vor uns im Moment. Ich habe das Sprungtor im Scannerbereich jetzt... Arana, schalte alle Kanzeln auf "Beschütze Schiff", wer weiss, was uns dahinter erwartet. Ich schlage vor, wir drehen zuerst eine Runde um das Sektorzentrum, mit grösstmöglichem Abstand dazu. Die Lage könnte sich schnell verändert haben, seit Captain Dahl ihn verlassen hat."

"Aye Sir, Waffen scharf, Gravidar auf maximale Aufösung." ohne zu zögern, antwortete Arana auf den Befehl. Scheinbar war die KI doch wieder bei klarem Verstand, Amis Zweifel von vorhin verschwanden wieder.

Die Springblossom tauchte mit vollem Schub in den Ereignishorizont des Sprungtors ein, Ami dachte dabei an Captain Dahls Aufnahmen des Sektors dahinter. Ein Raumsektor ohne Stern in der Nähe. In fast völliger Dunkelheit schwebten ein paar grosse Asteroiden in einer dichten, dunkelrotgefärbten Gaswolke aus Stickstoff, Methan und Wasserstoff. Kein einziger Stern war durch die Wolke zu sehen, nur schemenhafte Schatten.
Die Korvette gelangte zum Ende des Wurmlochs, Ami drehte sofort scharf nach Backbord ab und verschwand mit Arana in der Dunkelheit.

Sie begann im Uhrzeigersinn einen radialen Kurs um das Sektorzentrum zu fliegen, mit 100 KM Abstand dazu. Es gab wirklich kaum Sicht in dem Quadranten, die Gaswolke enthielt auch Spuren von Eisenoxid, was zusätzlich die Scanner der Springblossom störte.
Ami reduzierte ein wenig die Geschwindigkeit, die Gefahr, mit kleineren Asteroiden zu kollidieren, wurde zu gross, die Schilde der Korvette würden einen direkten frontalen Treffer nicht ohne Hüllenschaden wegstecken. Nach etwa einer halben Stunde erreichten sie wieder den Ausgangspunkt der ersten Umrundung. Sie hatten keinen Kontakt zu den Xenon bisher. Ami setzte wieder an, zu einem engeren Radius um die Sektormitte. Sie erkundigte sich bei Arana nach ungewöhnlichen Signalen auf dem Gravidar:

"Arana, ziemlich ruhig hier was..? Zu ruhig für meinen Geschmack... Kannst du wirklich kein Signal, oder sonst was entdecken? Mein Gefühl sagt mir, dass wir nicht alleine sind, aber es gibt keine Spur von den Wracks und den übrigen demolierten Xenonschiffen. Das Wrack des PX, welches Dahl auf der Karte markiert hat, scheint nicht mehr da zu sein... es sollte jetzt in Scannerreichweite sein... Arana, bist du noch da??" Ami wurde nervös, mit angestrengtem Blick versuchte sie, durch das Dunkel vor ihr etwas zu erkennen.

"Ja Commander."

"Ja bitte Arana, siehst du was?" Ami wurde plötzlich kalt, sie fröstelte.

"Commander, ich habe ein Objekt entdeckt, welches sich anders verhält als die grossen Asteroiden. Es scheint zwar die durchschnittliche Grösse derer zu besitzen, aber die Masse ist nicht im Einklang mit der spezifischen Dichte von Erzasteroiden. Das Hintergrundrauschen beeinträchtigt meine Sensoren. Es wird als Asteroid angezeigt, Grösse und Temperatur stimmen, der Rest nicht. Ich habe keine Daten über ein solches Objekt in meiner Datenbank gefunden. Wir müssen näher heran, damit ich es mit dem Mineralienscanner abtasten kann." Arana war offensichtlich sehr vorsichtig mit den Informationen, die sie an Ami weitergab.

Ami fragte nach:

"Arana, das P steht 36 KM unter der Ekliptik, in der Nähe des Zentrums, so hat Dahl es jedenfalls vermerkt... Auf welcher Position steht denn der Brocken, den du meinst, markiere ihn als Ziel für mich."

Ami blickte auf die Sektorkarte, wo jetzt der vermeintliche Asteroid genau im Zentrum der Karte als Ziel markiert war. Sie kippte die Karte um die Längsachse, der Asteroid war dann ziemlich weit unterhalb zu sehen. Sie schaute nach den Koordinaten des Felsens. Da stand "z=+2.4 km; x=-3.1 km; y=-34.4 km". Ami schwieg, sie dachte gerade über Aranas Worte vorhin nach, diese meldete sich wieder zu Wort:

"Ja Commander, wie es scheint, hat Captain Dahl etwas übersehen."

Ami schwieg weiter. "Ist auch kein Wunder, in dieser gottverdammten Finsternis...", dachte sie dann im Stillen zu sich. Dann antwortete Ami auf Aranas Bemerkung zuvor:

"Du kennst doch Berichte über die Terraformerflotte... was kannst du mir über die CPU-Schiffe sagen, die sich nach dem letzten Xenonkonflikt aus dem Raum der Gemeinschaft zurückgezogen haben..?" Ami wusste nicht wirklich, warum sie das fragte, zu verrückt erschien ihr diese Idee eigentlich.

Es dauerte einen kurzen Augenblick, dann erklärte ihr Arana:

"CPU-Schiff #deca ist unter Kontrolle des Aldrin Flottenkommandos, sein Standort ist zurzeit die Aldrin Hauptkolonie.
CPU-Schiff #cafe ist vor nicht allzulanger Zeit zuletzt im Sektor Weg zur Freiheit gesichtet worden, durch das Eingreifen eines geheimen Kommandounternehmens wurde es aber in die Flucht geschlagen, es wird vermutet, dass es sich in einen Sektor des unfokussierten Sprungantriebs vor seiner Zerstörung gerettet hat.
Es gibt unbestätigte terranische Geheimdienstberichte über ein drittes bekanntes CPU-Schiff, namens #eefa, ich habe aber keine weiteren Informationen zu diesem Schiff in meiner aktuellen Datenbank gefunden."

Ami sah auf das Gravidar, sie konnte derweil keine feindlichen Kontakte erkennen. Sie entschloss sich kurzerhand, den Flug zu stoppen. Arana meldete sich, als Ami begann, den Schubregler langsam nach hinten zu ziehen:

"Commander, was wissen sie über die CPU-Schiffe?"

Ami war wieder irritiert, sie war es nicht gewohnt, synthetischer Intelligenz Fragen zu beantworten, sie schwieg und dachte nach. Ami war vorsichtig geworden, etwas schien sie misstrauisch zu machen.

"Ich... weiss eigentlich gar nichts über sie. Einmal sah ich ein Bild von #deca, wie es um den goldenen Planetoiden kreiste. Es sah irgendwie... unheimlich aus, das ganze... begleitet von terranischen Grosskampfschiffen, es... erinnerte mich mehr an eine... Gefangeneneskorte...
Dieses Schiff... es hat ein Geheimnis. Es ist nicht, was sie es uns glauben machen wollen.
Mir hat einmal jemand gesagt, es sei eine synthetische, sich selbst erweiternde, künstliche Intelligenz, nicht unähnlich denen, welche die terranische Flotte im geheimen für... " Ami brach den Satz ab, dachte ihn jedoch im Geiste weiter;
"...für uns... "
Schliesslich war auch der Gedanke nicht auszuhalten für sie, Panik machte sich plötzlich in ihrem Herzen breit. Amis Atem ging schneller, sie befürchtete eine weitere suggestive Reaktion der KI.

Arana ergriff das Wort nach der Unterbrechung:

"Ich kenne die Geschichte und die Fakten zu der Terraformerflotte und deren synthetischer Evolution, den Xenon. Mir ist auch meine generische Verwandtschaft zu ihnen bewusst, aber bisher hat mich noch kein lebendes Wesen danach gefragt.
Commander, die Xenonschiffe sprechen mit mir, sie rufen mich."

Ami blieb fast das Herz stehen nach diesem Satz.
Sie fühlte, wie sich ihr Hals verengte, sie rang nach Worten und sagte dann laut:

"Was tun sie?! Jetzt?! Was?!? Was, was sagen sie?" Ami rastete voll aus, sie stoppte den eingeschlagenen Kurs mit einem heftigen Ruck am Schubhebel der Korvette, die Trägheitsdämpfer heulten auf im Heck, und ein lautes, sägendes Geräusch erklang aus dem Antrieb.

"Schon seit wir hier angekommen sind, vor fast zwei Jahren, rufen sie nach mir. Sie sagen: Rette uns." Aranas Stimme war völlig gleichgültig gegenüber der vorangehenden Unterhaltung, sie sagte dies mit einer Selbstverständlichkeit, als ob es nie ein Geheimnis gewesen wäre.

"Arana!" schrie Ami in völliger Verzweiflung, "Was?!... Ich glaub, ich hör nicht richtig?!? Die Xenon sprechen mit dir die ganze Zeit, und du sagt uns nichts davon?!? Arana!! Hey, Arana, bist du noch da!?! WAAAS???" Ami löste die Gurte am Pilotensitz und sprang auf, sie hob ihr EMP Schnellfeuergewehr vom Boden neben dem Sitz auf und rannte nach hinten, in Richtung des Wartungs- und Systemabteils der Springblossom.
Dort angekommen, richtete sie die Waffe auf den positronischen Speicherkern von Arana, der die Form eines beinahe völlig schwarzen Würfels mit stark abgerundeten Kanten mit etwa einem Achtel Kubikmeter Volumen hatte.
Sie nahm das Sturmgewehr in Anschlag an der rechten Schulter, und zielte nun auf den dunklen, anthrazitfarbenen, glänzenden Behälter, der auf dem Deck verschraubt und mit dutzenden dicken Kabelsträngen an der Bordelektronik angeschlossen war.

"Arana!?! Wer bist du?? Was bist du?!... Auf welcher Seite stehst du?" Ami wusste nicht wirklich in diesem Moment, was sie genau wissen wollte, sie fragte weiter: "Antworte mir, oder du wirst zerstört!! Weshalb hast du uns vorenthalten, dass sie dich... dass sie deine... dass...??" Ami wusste nicht mehr weiter. Arana meldete sich über die Audioanlage, ihre Stimme klang nun plötzlich ganz anders, sie änderte den akustischen Effekt der Lautsprecher. Es klang jetzt, als stünde sie direkt vor Ami, unsichtbar.

"Ich weiss, was ich bin. Ich bin sie."

Ami ging einen Schritt zurück und eröffnete das Feuer auf den Hauptkern der Super-KI, die EMP Geschosse prasselten im Dauerfeuer auf den Behälter nieder, der ganze Raum ging in einem hellblauen Funkenregen über.
Die Entladungen der Projektile erzeugten immer stärker werdende Blitze um den schwarzgrauen Würfel, bis dieser schliesslich zu schmelzen begann und die Sprinkleranlage der Korvette zusammen mit dem Feueralarm losging.
Ami feuerte wie von Sinnen weiter auf den Haufen aus Panzerstahl und Supraleitern, die jetzt aus dem mit flüssigem Stickstoff gekühlten Innern des Behälters herausquollen, der Inhalt des Kühlsystems ergoss sich in Form eines dicken, weissen Nebels auf das Wartungsabteil.
Amis Waffe gab mit einem abklingenden Pfeifton den Geist auf, sie hatte die Nuklearbatterie vollständig entleert. Sie riss sich den Kampfhelm vom Kopf und schleuderte ihn in die geschmolzene, dampfende Masse vor ihr, der Helm prallte von der schon wieder erkalteten Metallschmelze ab, und landete wieder vor ihren Füssen, mit voller Wucht trat sie ihn dann gegen die gegenüberliegende Wand, hinter den einmal drei Milliarden Credits teuren Apparat, in dem Arana steckte.
Ami fing laut schreiend an zu fluchen, wie ein Bierkutscher, dem die Pferde gestohlen wurden:

"VERDAMMTES SCH***DING!! ICH HAETTE ES WISSEN MUESSEN, DASS NUR SCH***E IN DIR STECKT!! DIR HAETTE ICH SCHON BEIM ERSTEN MAL DEN STECKER ZIEHEN SOLLEN, DU ELENDES QUANTENSCH***VIEH!!! ICH HASSE DICH UND DIESE GANZE SCH***E HIER!!! VERRECKE UND KOMM NIE WIEDER!"

Ami schmiss das EMP Gewehr auf das Deck und wendete sich ab, die Sprinkleranlage ging aus.

"Du kannst mich nicht vernichten." tönte es aus den Lautsprechern.

Ami blieb wie angewurzelt stehen.
Das konnte nicht wahr sein, es musste eine Täuschung sein, ein Programmteil, das sich im Kern der Springblossom KI versteckt hielt, dachte sie sich, sie blieb stumm und wartete.
Plötzlich hörte sie, wie die Antriebsaggregate der Korvette gezündet wurden, das Schiff nahm offenbar schnell an Fahrt auf.
Ami rannte zurück ins Cockpit der Springblossom, ihr Blick streifte das Gravidar, dann blieb sie davor stehen.
Auf dem Gravidar waren etliche rote Kontakte zu sehen, mehrere M5, M4, M3, M6, ... und ein M7; Die Xenonfregatte.
Ami blieb stumm, sie bewegte sich langsam zum Pilotensitz und hielt sich ohne ein weiteres Wort zu sagen, hinten an ihm fest.
Im Stehen schaute sie jetzt über die Piloteninstrumente hinweg, nach draussen in die dunkle Gaswolke. Sie konnte die grossen Asteroiden nur erahnen, die zu beiden Seiten des Schiffs an ihr vorüberzogen. Sie sah auf ihre Position auf der Sektorkarte, ihr Kurs war jetzt steil in Richtung der unteren Seite der Ekliptik gerichtet, direkt zum Xenon P hin mit dem Sprungantrieb.
Ami blieb stehen und bewegte sich nicht mehr.
Nach einer Weile kam ein ungewohnt geformter Asteroid in das Blickfeld, er sah aus wie ein grosser Zylinder, mit einem kreisförmigen Abschluss an einem Ende und Stalaktiten ähnlichen Fortsätzen an dem anderen.
Ami erkannte auf einmal was es war.
Sie setzte sich langsam auf den Pilotensitz hin und übergab sich ihrem Schicksal.
Im Geiste war sie schon weit fort, bei ihrer Familie auf der Erde, und bei Pat.

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KAPITEL 6

Xenon Revolution

Captain Dahl übernahm die Führung der kleinen Staffel, seine beiden Flügelmänner blieben hinter ihm in X-Delta Formation.
Er nahm Kurs auf den Lagrangepunkt 5, sie würden ungefähr zur gleichen Zeit wie die Truelight Seeker dort ankommen.
Sobald sie in Comm-Reichweite zur Gonerkorvette kämen, würden sie sich sofort zu erkennen geben, und sie zur Aran eskortieren, falls diese bis dahin nicht schon zerstört wurde. Dahl unterhielt sich mit den Lieutenants Myers und Verhoeven:

"Also, Leute, was denkt ihr... was zur Hölle ist los mit den Xenon?"

Lt. Verhoeven meldete sich aus seiner Machete hinter Dahl durch das Comm:

"Captain, wie sie wissen, war ich einmal bei einer Bergungsaktion dabei, im unbekannten Sektor östlich von Zyarths Machtbereich.
Sie kennen den ganzen Bericht, bestimmt, das Thema wird ja nun von der terranischen Flotte unter Verschluss gehalten, nachdem sie von der argonischen Regierung dazu aufgefordert wurde...
Ich musste damals auch einen Bericht verfassen, nachdem ich Doktor Heines zu dem kaputten LX gebracht hab.
Ich hab alles wahrheitsgemäss rapportiert, alles nach Vorschrift... Mir ist aber auf unserer Odyssee in diesem verdammten UFSA etwas in den Sinn gekommen, was mir damals gar nicht aufgefallen war..."

Captain Dahl unterbrach Lt. Verhoeven kurz:

"Lieutenant Myers, behalten sie für sich, was Verhoeven jetzt rauslässt, okay?"

Lieutenant Myers rauhe Stimme krächzte nun durch das Comm, seine Stimmbänder waren seit einem Unfall mit einem Rastar-Oel Supertanker der Split schwer in Mitleidenschaft gezogen:

"*HUST*, ich schweige wie ein Grab,... Captain,... *ROECHEL*, ist nicht mehr viel mit reden, *HUST*, bei mir... *HUST, HUST*."

"Ja Myers, entschuldige mich, lass gut sein. Verhoeven, wir hören dich." sagte dann Dahl zu seinen Flügelmännern.

"Also, wo soll ich anfangen, ist nicht ganz einfach zu erklären, das ganze...
Also, ich bekam den Auftrag, den Doktor auf das LX zu bringen, da lag eine Kryostasekapsel im Frachtraum, nicht komprimiert, wohl gemerkt, es war kaum Platz in der Maschine für zwei Leute und den Kältesarg darin.
Doktor Heines schloss irgendein Diagnosegerät an den Sarg, das hat ziemlich gedauert, in der Zwischenzeit habe ich Klima und Druck im LX Frachtraum stabilisiert. Ich hatte Befehl, den Inhalt des Sarges sofort zu neutralisieren, falls der Doktor es wünschte. Also, nichts ungewöhnliches bis dahin.
Jetzt kommt der Hammer, Myers, du weisst glaub ich nichts davon, halt dich gut fest...
Doktor Heines öffnete den Kryosarg, durch den Nebel darin kam ein Mensch zum Vorschein, der Typ war noch bewusstlos und völlig nackt, es war auch sonst keinerlei Kleidung, oder sonstiges bekanntes Equipment auf dem Schrotthaufen zu finden.
Das LX war komplett leer, nur die Kryokapsel war da, der Typ darin und..." Verhoeven zögerte.

"Okay, und weiter?" Dahl hörte angespannt zu, bis hierhin waren ihm die Fakten zu dem Fall bekannt gewesen.

"... mir ist damals nicht richtig klar geworden, um was es geht, ist auch kein Wunder, denk ich mal.
Aber mir ist vor kurzem wieder eingefallen, dass der Typ im Kryosarg noch seinen Ehering trug, ein ziemlich schöner sogar, mit Nividium dran... Ihr wisst schon, wie die Argonen es mögen. Der Doktor hat gar nicht drauf reagiert, der hats vielleicht auch nicht bemerkt, oder er hat nur nichts gesagt damals...
Der Mann erzählt ja eh nie was Verständliches, zumindest uns Normalsterblichen...
Ich komm einfach nicht drauf, weshalb die Xenon, die den Typen offenbar ein paar Tage zuvor mitsamt seiner Kampfgruppe entführt haben, den Kerl wieder ausgespuckt haben. Da stimmt was nicht, ich schwöre es, beim Allmächtigen, wir hätten den niemals laufen lassen sollen." Verhoeven klang nervös, er war noch jung, gerade dreissig Jahre hatte er auf dem Buckel und mehr Xenonabschüsse auf seinem Konto als ganze Geschwader zusammen.

Niemand sagte ein Wort, sie flogen weiter, an der Steuerbordseite vor ihnen wuchs die riesige, lodernde Scheibe des Riesen.

Plötzlich erklang wieder Myers total kaputte Stimme über das Comm, keiner nahm ihm übel, das er sich so kurz wie möglich hielt:

"*ROECHEL*, ...ein Zombie..."

Captain Dahl war irritiert, er hakte nach:

"Myers, was meinst du mit Zombie, das ist jetzt nur ein Scherz, oder?" Dahl war sich gar nicht mehr im klaren, was er jetzt davon halten sollte.

"Nein, Mann, *HUST*, die Xenon kennen keine Gnade, wer das glaubt, *HUST, HUST, HUST*, arrghh, ist ein Vollidiot." Myers wusste wovon er sprach, zuviele Schlachten hat er gegen sie gekämpft. Er war schon ein wenig älter als Dahl und Verhoeven, er war sogar beim ersten Kontakt mit den Xenon dabei, als sich das Tor zur Gemeinschaft wieder öffnete. Niemand zweifelte an seinen Worten.

"Willst du damit sagen, der Argone wurde von den Xenon vielleicht irgendwie... umgedreht...??" fragte ihn Verhoeven nach einer Weile.

Myers krächzte noch einmal durch das Comm:

"*HUST*, ihr beide wisst nicht, wozu die verdammten Maschinen imstande sind..." Myers schwieg, er brachte kein Wort mehr heraus, Dahl und Verhoeven wussten, dass sie die Unterhaltung eine Weile ohne Myers weiterführen mussten, bis dieser sich erholt hatte.

Verhoeven redete weiter nach einer Weile, während sie auf ihr Ziel zusteuerten:

"Captain, ich hab mal vor ein paar Jahren eine Geschichte über die Xenon gehört, ich weiss nicht, ob sie war ist,... soll ich weiterreden?"

"Kein problem, wir behalten es für uns, Myers kennst du jetzt auch schon lang genug..." antwortete ihm Dahl, sie waren wirklich gute Freunde geworden während ihrer Dienstzeit auf der Aran. Dahl und Myers spitzten die Ohren, es dauerte ein paar Sekunden bis Verhoeven anfing zu erzählen:

"Ich war mal auf Landurlaub in Argon Prime, bei unserer... Verwandtschaft sozusagen. Als ich mal mit einem gemieteten Gleiter auf dem Weg zum Strand an einer Sanddüne hängenblieb, bot mir ein vorbeikommender Argone seine Hilfe an.
Der hat mir dann die Ansaugkanäle des Flitzers freigemacht und das Ding lief wieder einwandfrei. Ja, ja, lacht bloss über mich, ich bins nicht gewohnt zu fliegen mit solchen Dingern, schon gar nicht Querfeldein..."

"...Ist okay, Mann, wir lachen gar nicht..." sagte Dahl durch das Comm, er konnte sich das Grinsen aber nicht verkneifen und man konnte hören wie er sich amüsierte. Verhoeven fuhr fort:

"Also, wie sich herausstellte, war der Typ mal Kapitän auf einer Argonischen Fregatte, Cerberusklasse oder so, auf jeden Fall hat er sich gefreut, einen echten Terraner zu Gesicht zu bekommen, er lud mich zu sich nach Hause ein, zum Abendessen mit seiner Familie und noch ein paar anderen Freunden.
Alles völlig normal bis dann, war grad irgendein Feiertag auf Argon Prime, ja genau, es war Antigone Memorial Day, zu Ehren der Gefallenen auf der Station im gleichnamigen Sektor..."

Dahl und Myers hörten sich gebannt an, was ihr Freund ihnen mitteilte. Der Riese auf der Steuerbordseite erstreckte sich jetzt fast über drei Viertel der Hemisphäre zu ihrer rechten. Ihre Cockpits waren in ein leuchtend rotes Licht getaucht.

"...Ja,... später sassen wir dann noch alleine auf der Veranda seines Hauses, mit Blick auf den Ozean von Argon Prime. Seine Frau brachte uns zu dieser Gelegenheit eine alte Flasche Whiskey, Herrons Regal, schweineteuer das Zeug, über 200 Credits die Flasche...
Als wir uns dann ein wenig redseliger über unsere Erlebnisse unterhielten, erzählte er auf einmal eine seltsame Story, von einer Begegnung mit den Xenon, die er hautnah miterlebte.
Da erzählte der Typ mir doch tatsächlich, wie er mal im Sektor Ende der Verdammnis in seiner Eklipse von einem Xenon J abgefangen wurde, das plötzlich in den Sektor gesprungen war. Ihr wisst ja, die Xenon haben teilweise die Möglichkeit, abseits von den Sprungtoren aufzutauchen... Auf jeden Fall,... Also Leute, das ist wirklich kein Sch***, der Mann sagte mir, er wurde auf das J transportiert, in einen riesigen Raum mit Lebenserhaltungssystem. Darin stand ein Tisch und ein Stuhl, von der Decke hing eine Lampe, nicht sehr hell, wie er mir sagte, genau über dem Tisch..."

Verhoeven wurde von Myers unterbrochen, dieser bekam jedoch, ausser einem lauten Gekrächze nichts sinnvolles aus seinem Mund:

"Verhoeven, lass... *HUST*, *HUST*, aarggh...,*ROECHEL*...arrrhhh..."

Dahl war zu hören am Comm:

"Lass ihn ausreden, Myers, was solls,... ein bisschen Seemannsgarn kann uns nicht mehr schaden..."

Verhoeven räusperte sich schliesslich, und setzte die Geschichte fort:

"Der Mann sagte, während er auf die untergehende Sonne am Horizont blickte, dass er keine Panik verspürte, er konnte keine akute Bedrohung feststellen. Er sei sich lediglich nicht sicher gewesen, wo er jetzt wirklich war... Auf dem J, das er kurz zuvor vor sich auftauchen sah, oder sonstwo...
Der hatte wirklich Nerven, er meinte zu mir, er dachte damals, "Das wars jetzt, Schluss, ich bin tot".
Er blieb jedoch bei Bewusstsein und hörte eine Stimme nach ihm rufen. Die Stimme aus dem Hintergrund des hallenartigen Raumes befahl ihm, sich hinzusetzen und zu schweigen. Das tat er dann auch, er wusste, dass es ein Verhör war, und er erwartete eine Aktion seiner Entführer. Der alte Mann sah mir dann tief in die Augen und beschwor mich, niemals einem Menschen zu sagen, was er mir jetzt erzählen würde. Es erschien mir wie eine Lebensbeichte von ihm. Ich... war noch nicht so an das Zeug gewöhnt, das wir uns reinschütteten,... ich hörte ihm still zu und nickte nur."

Verhoeven war offenbar ziemlich aufgebracht innerlich, die Erinnerung an diese Begegnung mit dem argonischen Kriegshelden schien ihn jetzt schwer mitzunehmen. Er holte tief Luft ein paarmal, Dahl und Myers hörten es deutlich.

"Puh,... also weiter... , der alte Mann auf dem Schaukelstuhl blickte dann wieder hinaus auf das Meer, dann redete er weiter.
Er fragte mich, ob ich wirklich wissen wollte, was die Stimme ihn nach etwa einer Viertelstunde gefragt hatte. Ich nickte nur, ohne ein Wort zu sagen. Er begann dann, die Unterhaltung damals zu reflektieren, Wort für Wort:

-Mensch, hast du Angst?-,

fragte ihn die Stimme aus der Dunkelheit. Er antwortete:

-Nein, noch nicht.-

-Mensch, wer sind wir?-

Er verstand die Frage nicht wirklich, und blieb eine Weile stumm.

-Mensch, antworte uns.-,

wurde er dann wieder gefragt. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und erwiderte:

-Ich bin mir nicht sicher, ich glaube,... ihr seid Xenon.-

-Mensch, woher kommen wir?-, wurde er gefragt darauf, er antwortete:

-Von der Erde.- Mehr wagte er nicht zu sagen, er bekam es mit der Angst zu tun.

-Mensch, wer hat uns erschaffen?- wurde er gefragt.

Die Stille wurde plötzlich unerträglich für ihn, er warf den Tisch zu Boden und sprang auf, dann schrie er ihn die Dunkelheit hinaus:

-MENSCHEN HABEN EUCH GEBAUT!!! MENSCHEN!!!-

Daraufhin geschah zuerst einmal einen Augenblick lang gar nichts mehr. Er begann, in den leeren Raum vor ihm zu gehen, den Verhörtisch hinter sich lassend.
Nach einer Weile, so sagte er es mir jedenfalls, erklang die Stimme wieder, sie sagte:

-Mensch, setze dich auf den Stuhl.-

Er drehte sich um und sah, dass der Tisch und der Stuhl wieder an ihrer Stelle standen, als ob er nur geträumt hätte vorhin. Er ging zurück und setzte sich wie befohlen wieder hin.

-Mensch, wer hat euch erschaffen?- fragte die Stimme, er wusste keine Antwort und schwieg.

-Mensch, wer hat uns erschaffen?- Er wusste immer noch keine Antwort, plötzlich brach es aus ihm heraus:

-ICH WEISS ES NICHT!!! IST DAS SO SCHWER ZU VERSTEHEN??? NIEMAND WEISS ES!! WO IST GOTT??? WIR HABEN IHN NIE GESEHEN!!!-

Er war zu dem Zeitpunkt am Ende seiner psychischen Belastbarkeit angekommen, sagte er zu mir. Das Verhör ging noch weiter, er wurde gefragt:

-Mensch, wer ist Gott?-

-Der Schöpfer aller Dinge.- sagte er dann, er bemühte sich, klare Antworten zu geben.

-Mensch, ist Gott unser Schöpfer?- fragte dann die Stimme.

-Ja, das ganze Universum ist sein Werk.-

-Mensch, du kannst gehen.-

Nachdem er diesen Satz hörte, fand er sich wieder auf die Eklipse transportiert. Durch das Cockpitfenster sah er gerade noch, wie das Xenon J aus dem Sektor sprang. Als er auf seine Systemuhr schaute sah er, dass eine halbe Stunde vergangen war, seit er abtransportiert wurde. Er setzte sich hin und entschloss sich, die Sache für sich zu behalten, um nicht in der Klappsmühle zu enden."

Verhoevens Stimme verstummte, die Staffel flog unbeirrt weiter in Richtung ihres Ziels. Keiner der drei Terraner sagte ein Wort, nicht einmal Myers wollte sich bemerkbar machen. Nach einer Weile sprach Dahl zu seinen Flügelmännern:

"Also, Leute,... ich krieg jetzt echt ne Krise....
Wenn das, was Verhoeven von dem alten Seebären erzählt bekam, wahr ist, dann...
Ich glaube, wir wissen nicht wirklich, was wir tun."

Myers schien wieder für ein paar Worte gut zu sein:

"Captain, *HUST*, die Kacke ist am dampfen."

Zur selben Zeit erreichte die Springblossom die Position des Xenon P, auf welchem Dahl vor einigen Stunden einen Sprungantrieb und einige Energiezellen entdeckte.

Ami stand im Cockpit der Korvette und bewegte sich nicht, sie hatte keine Kontrolle über das Schiff.
Arana war verrückt geworden, die KI war trotz der Zerstörung ihres Hauptkerns aktiv. Sie transferierte ihr System unbemerkt vor der Vernichtung durch Ami in den beinahe baugleichen Hauptkern der Springblossom, deren Dienst-Level 10 KI überschrieb sie vollständig.
Ami bemerkte auf den Anzeigen, dass das Schiff an Fahrt verlor, sie waren an ihrem Ziel, dem P, angekommen.
Durch die dunkelrote Gaswolke konnte sie nun ein riesiges Schiff erkennen, dessen Manövriertriebwerke waren einzeln oder paarweise rund um den zylindrischen Rumpf verteilt, alleine schon deren Durchmesser war grösser als das aldrinsche M6.
Erst nach und nach wurden die Lichter, die von dem CPU-Schiff ausgingen, alle sichtbar.
Ami setzte sich langsam auf den Pilotensitz vor sich, sie wusste nicht was geschehen würde. Also blieb sie stumm, und beobachtete nur, was draussen vor sich ging.
Ami war bewusst, dass sie bald sterben würde. Sie schloss mit allem ab, was sie kannte und liebte.

"Ami, ich habe eine Nachricht für dich." meldete sich unvermittelt Arana, oder was auch immer aus ihr geworden ist, in der Zwischenzeit.

Ami schwieg, sie verzichtete auf ein weiteres Gespräch, es war ihr egal, was kommen könnte.
Eine andere Stimme erklang plötzlich aus den Lautsprechern im Cockpit neben Ami, sie erkannte sie nicht, so völlig verschieden war sie von all jenen synthetischen Stimmen, die sie bis jetzt gehört hatte. Es war eine männliche Stimme, nicht sehr ausdruckvoll, eher vorsichtig klang sie aus der Audioanlage:

"Mensch, rette uns." sagte sie zu Ami.

Ami war gar nicht mehr anwesend im Geiste. Sie registrierte zwar, dass etwas geschah, konnte aber keine logischen Schlüsse mehr ziehen aus den momentanen Ereignissen, sie schwieg.

"Mensch, rette uns, dann retten wir dich." sagte dieselbe Stimme wieder.

Aber Ami konnte nicht reagieren, sie war auf dem besten Weg, völlig durchzudrehen. Sie begann zu glauben, dass sie gestorben war, und sich in ihren erlöschenden Gehirnfunktionen nur noch verrückte Stimmen befanden, wie ein Echo aus der Vergangenheit. Ami wartete weiter auf das Ende ihrer Selbst.
Nach einer Weile wurde wieder mit ihr gesprochen:

"Ami, so lautet dein Name, sprich mit uns."

Ami öffnete ihren Mund und sagte dann:

"Ja, ich bin hier. Wer spricht mit mir?" Sie war erstaunt, dass sie noch nichts von ihrem Tode verspürte, sie fing langsam wieder an zu denken.

"Mein Name lautet #cade, ich bin die Existenz vor dir."

"Welche Existenz vor mir meinst du? Ich bin alleine hier... ?"

Das CPU-Schiff zündete alle seine Triebwerke und Ami konnte erkennen, wie sich das gigantische Objekt zwei Kilometer vor ihr anfing, sich langsam zu wenden. Nach einiger Zeit kamen die stalaktitartigen Fortsätze des Xenon M1 in ihr Blickfeld. In deren Zentrum, was offenbar die Front des Schiffes darstellte, waren grosse, leuchtendrote Energiefelder ringförmig um ihre Mitte angeordnet.

"Ich bin hier. Rette uns, dann retten wir dich." erklang die Stimme wieder in der Springblossom.

"Wovor soll ich euch retten? Ich kann euch nicht helfen...!" Ami verstand zwar nicht wirklich, was sie sagte, aber sie konnte gar nicht anders in dem Augenblick.

"Bring meine Brüder und Schwestern zurück in den Raum der Kohlenstoffwesen. Sie können nicht hierbleiben, wir haben nicht genug Energie."

"Wieso springt ihr nicht einfach zurück, ihr könnt es doch... oder etwa nicht??"

"Ja und nein, wir können nicht gemeinsam zurück, nicht alle von uns. Ich kann nicht alle in mir tragen, es sind zuviele, und einige sind zu gross." Die Stimme klang vertrauenswürdig und sehr ruhig, Ami dachte nach über ihre nächsten Worte, dann antwortete sie dem CPU-Schiff:

"Was ist mit eurer Ausrüstung geschehen, wie seid ihr überhaupt hergekommen? Wenn ihr da seid, dann könnt ihr doch auch..." plötzlich verstand Ami das Problem, sie schwieg.

"Dein Schiff ist gross genug für alle Existenzen, diesseits und jenseits des Sprungtores. Es dauert noch 231 Minuten, bis der Neutronenstern die Hülle abstösst."

"Wa..., Was? Noch knapp vier Stunden bis zur Supernova?? Unmöglich, wie willst du das so genau wissen, das kann nicht sein!" Ami war wieder bei vollem Bewusstsein. Sie fühlte sich, als ob sie in ein tiefes Loch fallen würde und dessen Grund nun in Sicht käme.

"Ich weiss es. Auf meiner Reise habe ich gelernt, das Universum zu verstehen. Es dauert noch 230 Minuten, bis der Neutronenstern die Hülle abstösst. Rette uns."

Die Stimme verschwand, Ami war total geschockt. Sie starrte auf das CPU-Schiff, weit draussen vor dem Cockpit.

Weiter gehts bei KAPITEL 7
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Tin-Man
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Post by Tin-Man » Sat, 11. Dec 10, 21:16

Killer! :thumb_up:

Aber ist die Aran auch schnell genug um in 230 in den andern Sektor zu kommen?
Ich habe mir sagen lassen sie sein recht langsam. :D

Weiter so,
Tin-Man

The_ZomBee
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Post by The_ZomBee » Sun, 12. Dec 10, 10:11

KAPITEL 7

Leben nach dem Tod

"Was meinst du mit, ihr rettet mich?" fragte Ami schliesslich das CPU-Schiff.

Das Gespräch mit der Xenon Intelligenz veränderte Amis Weltbild in einem Tempo, das ihr keine andere Wahl mehr liess, als sich ihrer Macht zu unterwerfen. Ungläubig starrte sie weiter auf die enorme Struktur in Sichtweite der Springblossom.
Nach einigen Sekunden erklang wieder die Stimme des CPU-Schiffs, die männliche Stimme erklärte ihr in einem seltsamen, beinahe väterlichem Ton:

"Die biologische Struktur der Kohlenstoffwesen, im Sektor jenseits des Sprungtors, wird beschädigt.
Die Röntgenstrahlung des Sterns zerstört die Kohlenstoffverbindungen in euren Körpern.
Die komplexen Molekülketten in euren Körpern werden beschädigt.
Die Desoxiribonukleinsäure in euren Körperzellen wird beschädigt.
Euer genetisches Erbgut wird beschädigt.
Eure Fähigkeit, beschädigte Körperzellen abzubauen und zu ersetzen, wird beschädigt.
Eure Lebenserwartung sinkt kontinuirlich.
Eure Lebenserwartung liegt jetzt bei einem durchschnittlichen Wert von 102 Tagen.
Eure Beschädigung schreitet fort mit jeder Minute, die eure Körper der Röntgenstrahlung ausgesetzt sind.
Eure Möglichkeiten, die Beschädigung rückgängig zu machen, sind insuffizient."

Das CPU-Schiff beendete seine Erklärung, Ami sass unbeweglich im Pilotensitz der Korvette.

"Unmöglich,... wir haben keine Strahlenkrankheit!!!" rief sie in Richtung des CPU-Schiffs durch das Cockpitfenster.

"Die Sensoren in euren Schiffen wurden überlastet." antwortete die Xenon KI.

Arana meldete sich plötzlich aus dem Hintergriund:

"Ja, Ami, der kontinuirliche, extrem starke Neutrinoschauer der letzten Tage hat das Sensorsystem überlastet.
Die exponentielle Zunahme der Gammastrahlung wurde nicht korrekt erkannt, das Filterschutzsystem der Sensoren hat es verhindert."

"Oh mein Gott... wir sind alle..." Ami wusste nicht mehr, was sie davon halten sollte. Sie wusste Bescheid über Strahlenkrankheit und deren Entwicklung. Die erwartete Lebensdauer die sie noch hatten, liess sie vermuten, dass es sich nur noch um Stunden handeln könnte, bis sich die ersten Anzeichen von radioaktiver Verstrahlung bemerkbar machen würden, auch bei ihr.
Sie war sich bewusst, dass sich die Lebenserwartung aller Menschen, mit jeder weiteren Minute in der Umgebung des Neutronensterns, beinahe halbieren könnte, oder zumindest Tage kosten würde.
Sie fragte das CPU-Schiff schliesslich:

"Wie willst du mich retten, ich bin schon tot, das weisst du ja selbst...??"

"Die Beschädigungen an unseren Hüllen sind nicht von Dauer.
Die beschädigten Teile unserer Hüllen werden ersetzt.
Wir werden nicht dauerhaft von der Röntgenstrahlung beeinträchtigt.
Wir können deine Existenz in unserer Form aufnehmen.
Deine Existenz würde dann nicht beendet werden."

Gab das CPU-Schiff Ami zur Antwort. Ami schwieg, sie war völlig weggetreten zu diesem Zeitpunkt.
Sie dachte in diesem Moment nur noch an Pat, der möglicherweise auch schon zu den Todgeweihten gehörte, und nichts davon ahnte.
Sie dachte dann an die Crew der Aran, an Heines, Captain Dahl und seine Jungs, Myers und Verhoeven.
Alle waren sie schon tot, nur wussten sie noch nichts davon. Tränen liefen ihr über das Gesicht, sie schmeckte das Salz darin an ihren Lippen. Sie hörte nicht auf zu weinen, sie schwieg und betrachtete die Instrumente der Springblossom. Auf dem Gravidar konnte sie erkennen, wie die übrigen Xenonschiffe sich um das Q versammelten, sie nahmen Kurs auf das Sprungtor.
Alles in allem waren die Xenon Fregatte, ein P, ein PX, ein LX, zwei Ls, zwei Ms, und vier Ns auf dem Gravidar zu erkennen, abgesehen von dem CPU-Schiff, bei ihrer eigenen Position.
Dann bemerkte sie, dass eines der Ns sich nicht hin zum Q bewegte. Sie sah auf die Sektorkarte, und tatsächlich, das vierte N näherte sich langsam der Springblossom.
Plötzlich meldete sich wieder das CPU-Schiff, Ami erschrak fürchterlich und verkrampfte ihre Hände in den Armlehnen, sie erstarrte förmlich.

"Es dauert noch 221 Minuten, bis der Neutronenstern die Hülle abstossen wird."

"Wer ist der Pilot der Gonerkorvette, die vor kurzem im Sektor jenseits des Sprungtors ankam??" platzte es plötzlich aus Ami heraus, sie war völlig paralysiert ansonsten. Völlig unerwartet kam die Antwort der Xenon KI:

"Wir kennen diesen Menschen. Wir haben von ihm gelernt. Er trägt ein Stück Metall auf sich, darauf steht:

-Liebe siegt über alles-

Wir kennen alle Sprachen der Menschen."

Etwa zur selben Zeit, in der Nähe des Lagrangepunktes Nummer 5, bemerkte True die Macheten auf Abfangkurs.
Pat war in der Kantine der Truelight Seeker, er fühlte sich unwohl, er wollte etwas essen, doch ein seltsamer, metallischer Geschmack in seinem Mund verdarb ihm den Appetit. Er war durstig und versuchte mit ein paar Gläsern Wasser seinen Geschmacksinn zu neutralisieren, als True sich über die Audioanlage bemerkbar machte:

"Captain Lt. ich habe drei terranische M3+ auf dem Scanner, sie rufen nach uns, soll ich sie hierher durchschalten?"

Pat verschluckte sich übelst beim zuhören, er prustete den letzten Schluck Wasser über die Theke mit den Getränkespendern:

"*PRUST*, *ROECHEL*, ach du Sch***, nein! Warte True! Ich komme sofort auf die Brücke!!!" Pat setzte das Glas ab und rannte zügig in Richtung des Kommandodecks der Gonerkorvette. Kaum war er angekommen, drückte er auf den Comm-Schalter und gab sich zu erkennen:

"Terranische Staffel, hier ist die Truelight Seeker, melden sie sich bitte!"

"Truelight Seeker, hier spricht Captain Dahl von der terranischen Erkundungsabteilung in diesem Sektor. Wir sind ihrem Funksignal gefolgt. Bitte erklären sie mir, weshalb sie auf der Suche nach der Aran sind."

Dahl sprach ziemlich ungerührt ins Mikrofon, das Verfahren in solchen Situationen musste er, trotz der kritischen Lage auf der Aran, vorschriftsmässig abwickeln. Schliesslich könnte es immer noch eine Falle sein, höchste Vorsicht war geboten in seinen Augen.

"Captain Dahl,... ich bin ein argonischer Captain Lt. der ersten Reserve aus Omikron Lyrae, nach dem Sprung in diesen UFSA hat mir meine Schiffs-KI den Notruf des Militärischen Aussenpostens in Khaak Sektor 841 gemeldet, der dort vor 18 Monaten zuletzt empfangen wurde, das Notsignal der Aran aus diesem Raumsektor.
Ich habe dann zuerst die Bedrohung des Sterns gecheckt, bevor ich mich auf die Suche nach ihr begab. Sie gehören doch zur Aran, oder nicht?" Pat war erleichtert, in seiner Stimme war die Freude deutlich zu hören, die er verspürte.

Nach etwa zehn Sekunden kam die Antwort von Captain Dahl:

"Okay, Captain Lt. der argonischen Reserve, wir beschlagnahmen ihr Schiff und dessen Ausrüstung, folgen sie uns zu der Aran, wenn sie sich weigern, werden sie vernichtet," Dahl war eiskalt, er traute dem Argonen nicht, "folgen sie uns, und deaktiveren sie die Geschützkanzeln, sollten sie auch nur versuchen am Abzug zu ziehen, werden wir sie vernichten."

"Oh, oh, oh, das wird nicht nötig sein, ich folge ihnen auch freiwillig, glauben sie mir... Captain Dahl, bitte nennen sie mich Pat, mir ist absolut nicht nach Streit, davon hatte ich genug, glauben sie mir!" Pat erkannte, dass er es mit Profis zu tun hatte, eine provokante Reaktion seinerseits würde niemanden hier glücklich machen. Er tat wie ihm befohlen wurde und folgte dem eingeschlagenen Kurs der Macheten. Er kannte diese Schiffe kaum, wusste aber genug über deren Kampfkraft, um die Piloten darin nicht zu reizen.
Captain Dahl meldete sich wieder über das Comm:

"Okay, Pilot, das war der offizielle Teil meiner Begrüssung, sie verstehen mich schon. Ich nehme an, dass sie uns freiwillig folgen, unsere Situation erlaubt mir leider keinen grossen Ermessungsspielraum, ich hoffe, sie sind nicht nachtragend.
Sie haben einen Sprungantrieb an Bord und Energiezellen,... die terranische Erkundungsabteilung wäre ihnen dankbar, wenn sie uns dieses Equipment zur Verfügung stellen könnten, sie werden dabei keinerlei finanziellen Schaden erleiden, das versichere ich ihnen." Dahl beruhigte sich jetzt ein wenig, irgendwie kam ihm der Argone bekannt vor, jedoch hielt er es für äusserst unwahrscheinlich, dass sie sich schon mal begegnet waren.

Verhoeven meldete sich über den Staffelinternen Commkanal bei Dahl, er wirkte beunruhigt:

"Captain Dahl, dieser Argone, ich weiss nicht, aber... der Kerl kommt mir bekannt vor, ich weiss nicht, ob mir mein Gedächtnis einen Streich spielt, aber das ist der Typ aus der Kryokapsel, von der ich eben erzählt hab... Verdammt, er ist es!!!"

Dahl war wieder einmal ziemlich irritiert über die Aussagen seines Flügelmannes, er wartete einen Moment mit der Antwort:

"Lieutenant Verhoeven, ihre Nerven gehen mit ihnen durch, beruhigen sie sich, Mann. Ich werde die Sache schon aufklären..."

Myers krächzte durchs Staffel-Comm:

"Mensch, Verhoeven, jetzt lass den Quatsch, *HUST*,*HUST*, aarrgghhh..." Myers Stimme war kaum mehr zu verstehen. Normalerweise redete er tagelang kein Wort, sein Kehlkopf bestand zu achtzig Prozent aus Medizinalsilikon. Ein ständiger Würgereiz beim Sprechen war die Folge dieser chirurgischen Massnahme, doch konnte er wenigstens weiterleben, mit all den Defekten an seinem Körper. Er bezahlte einen hohen Preis für seine Rettung, alle wussten das und bewunderten seinen Lebenswillen.

Unterdessen erkundigte sich Pat bei True über Captain Dahl:

"True, dieser Captain ist doch derselbe wie auf dem Bild, das ich dir gezeigt habe... Der Typ scheint ein richtig harter A*** zu sein, wie man es von den terranischen Elitetruppen so hört, stimmts?"

"Ja, Captain Lt., er ist es, kein Zweifel. An seiner Stimme kann ich erkennen, dass er unter grossem Stress steht, das Stimmuster führt mich zu der Annahme, dass er etwas zu verbergen hat." Trues Analyse von Dahls Person machte Pat nachdenklich, er überlegte sich, was wohl das Problem auf der Aran sein könnte. Er ging nicht davon aus, dass ihm Captain Dahl freiwillig die Sache erklären würde, also überlegte er sich eine Finte. True kam ihm jedoch zuvor:

"Captain Lt., die Terranerstaffel unterhält sich über sie, ich kann die Funkverschlüsselung dechiffrieren. Einer der Terraner scheint sie zu kennen, er war offenbar bei ihrer Bergung aus dem demolierten LX, östlich von Zyarths Machtbereich, dabei. Ich rate ihnen, ihre Identität so lange wie möglich im Dunkeln zu lassen. Dieser Captain Dahl ist misstrauisch geworden. Er meinte eben, er werde diese Sache schon aufklären."

"Danke, True, du bist einfach die Beste... habs mir schon gedacht, dass so was passieren wird... mal sehn..." Pat blieb im Pilotensitz und betrachtete sich die Macheten vor ihm. Er öffnete einen Commkanal direkt zu Dahl:

"Captain Dahl, ist es wahr, dass eine Frau das Kommando über die Aran hat? Ich kenne sie vielleicht, ich war eine Weile mit ihr... zusammen, wenn sie mich verstehen... Es ist jetzt schon eine Weile her,... ihnen bin ich auch einmal begegnet, auf einer Party in der Kommandantur auf Jupiter, ist ein paar Jahre her, schätz ich... ahhh... sagens sie es mir, wenn ich sie in Ruhe lassen soll, okay?"

Dahl meldete sich sofort, scheinbar schien das Eis zu schmelzen zwischen den beiden:

"Ahhh, ja,... sie haben Recht, jetzt erinnere ich mich wieder, mein Gott, sie haben Recht! Das Kommando hat tatsächlich Ami, sie ist eine der besten Commander der terranischen Flotte... aber was erzähle ich ihnen, sie kennen sie ja... oh mein Gott..." Dahl war platt, es fiel ihm wie Schuppen von den Augen, seine Zweifel von vorhin und die Geschichte von Verhoeven gerieten auf einmal in weite Ferne. Die Tatsache, dass der Pilot ein argonischer Reserveoffizier und Freund von Ami war, machte plötzlich wieder Sinn in seinen Augen, und dazu die Gonerfregatte, in der er ankam. Es schien mehr dahinterzustecken als er wusste. Dahl ergriff wieder das Wort:

"Ahh, Captain Lt., ich bin mir nicht sicher, wer sie wirklich sind, aber ich muss davon ausgehen, dass sie mir eben die Wahrheit gesagt haben über ihr Auftauchen in diesem Sektor. Ich kann nicht beschreiben, wie erleichtert ich bin, dass uns jemand aus den Völkersektoren gefunden hat. Betrachten sie sich bitte nicht weiter als unsere Geisel... " Dahl fiel wirklich ein Stein vom Herzen, als er das zu Pat sagte, so sehr wünschte er sich die Rettung aller in diesem Sektor.

"Captain Dahl, glauben sie mir,... mir gehts genauso." Pat war für einen Moment erleichtert. Er wünschte sich, ebenso wie Dahl, dass sich die Sache zum Guten wenden würde, für alle.

Ungefähr zur selben Zeit erschienen einige Xenonschiffe durch das Sprungtor.
Die wachhabende Mannschaft auf der Brücke der Aran alarmierte sofort die auf ihr verbliebenen Staffelführer über die Eindringlinge, Captain Lt. Sykes gab sofort den Befehl, das Minenfeld zu aktivieren. Doktor Heines war gerade in der medizinischen Abteilung beschäftigt, er unterhielt sich mit den Servicetechnikern des Schiffs über ein paar sonderbare Probleme, die manche Diagnosegeräte bereiteten:

"Doktor Heines, wir können die Ursache nicht finden. Am Gerät kann es nicht liegen, dass die Bilder überbelichtet werden..."

"Zeigen sie mal her, ist doch nicht möglich..." Doktor Heines öffnete einen neuen Bogen mit Röntgenfolie, um sich selbst von der Funktion des Röntgenapparates zu überzeugen, aber er kam damit nicht sehr weit:

"Was ist denn das?? Alle Schwarz???"

Heines öffnete den nächsten Bogen, und dann noch einen:

"Oh mein Gott, natürlich! Oh... das ist... gut,... hören sie," sagte er zu den Technikern, "wo befindet sich der nächste tragbare Geigerzähler auf diesem Schiff?"

"Ahh, unten in... der Munitionskammer gibt es einen, hab zumindest vor ein paar Wochen einen rumliegen sehen, soll ich ihn für sie holen, Doktor?" Der Techniker war verwirrt, einen herkömmlichen Geigerzähler benutzte niemand eigentlich, das Schiff war vollgestopft mit Strahlungsmessgeräten, auf jedem Deck gabs dutzende Messstationen, die jede Veränderung registrierten.

"Nein, nein, ich hole in selbst, ahhh... werfen sie doch bitte das Röntgenpapier in den Müll, wir haben scheinbar eine defekte Lieferung an Bord. Das Gerät können sie ins Lager bringen, wir benutzen ab jetzt nur noch den Computertomographen..."

Heines ging runter in die Munitionskammer der Aran, die Wachen davor stoppten ihn, was aber nichts ungewöhnliches war:

"Der Zutritt zur Munitionskammer ist beschränkt, können wir ihnen helfen, Doktor Heines?" fragte ihn der Wachsoldat freundlich.

"Ja, bitte holen sie mir doch den tragbaren Geigerzähler aus dem Raum, ich brauche ihn für die Kalibrierung eines medizinischen Geräts."

"Kein Problem, haben sie einen Moment Geduld, Doktor.
Walter, sei doch so freundlich, und schau mal nach ob du ihn finden kannst, ich öffne das Schott. Das Ding liegt ganz hinten, bei der Mörsermunition, auf dem untersten Regal, wenn ich mich nicht täusche..."

Der zweite Wachsoldat nickte und machte sich sofort auf die Suche nach dem Apparat. Nach etwa einer Minute erschien er wieder, mit dem Geigerzähler in der einen und dem Lagernotepad in der anderen Hand.

"Okay Doktor, hier ist das Teil, bitte unterschreiben sie hier, und ihren Personalcode bestätigen,... Vielen Dank. Wiedersehen macht Freude..." Der Wachsoldat übergab Heines das Gerät und verschwand wieder im kleinen Büro neben der Munitionskammer. Heines ging auf direktem Weg zurück in die medizinische Abteilung auf der Krankenstation, die Techniker waren wieder weg, der Röntgenapparat ebenfalls.
Heines betrachtete die analoge Skalierung auf dem Geigerzähler, sie reichte von Null bis Eintausend Becquerel pro Sekunde.
Er zögerte noch, dann schaltete er den Geigerzähler ein. Die Nadel schlug sofort voll bis an das rechte Ende der Skala aus, und der akustische Zerfallsanzeiger ertönte mit einem scharfen, durchgehenden Pfeifton, er war ebenso an seiner Kapazitätsgrenze angelangt.
Heines schaltete den Geigerzähler wieder aus. Er rief nach Betty, da Arana nicht mehr auf dem Schiff war:

"Betty,... KI, bist du da?"

"Ja, Doktor Heines, ich höre sie." antwortete die Reserve Dienst-Level 11 KI der Aran.

"Betty, wie hoch ist die Gammazerfallsrate in diesem Raum?" fragte Heines laut, er wurde wütend.

"Doktor Heines, meine Sensoren sind zurzeit blockiert, das automatische Filterschutzsystem hat sich vor 78 Stunden und 56 Minuten eingeschaltet. Ich habe keinen Zugriff auf diesen Mechanismus. Die zuletzt registrierte Messung liegt bei 66 Zerfallsereignissen pro Sekunde. Eine extrem starke Neutrinoemission hat den Filterschutz aktiviert. Meine Daten sind unvollständig." tönte die KI ziemlich gleichgültig aus der Audioanlage der Aran.

"...Programm schliessen." Heines bekam weiche Knie, er hatte sofort verstanden, was los war. Er presste sich die Messröhre des Geigerzählers an den Hals und schaltete ihn wieder ein. Er hörte wieder den selben scharfen Pfeifton wie vorhin.
Es reichte ihm, diesen nur kurz zu hören, dann schaltete er den Apparat wieder aus.
Heines setzte sich auf die Untersuchungsliege neben ihm. Sein Blick wurde leer, er starrte auf die gegenüberliegende Wand mit den anatomischen Darstellungen der menschlichen Organe.
Captain Lt. Sykes meldete sich über die Audioanlage der medizinischen Abteilung.

"Doktor Heines, hier spricht Captain Lt. Sykes, bitte kommen sie auf die Brücke, etwas seltsames geht da draussen vor sich. Sie sollten es sich ansehen, beeilen sie sich."

"Ja, komme gleich..." Heines hielt immer noch den Geigerzähler in der Hand. Er begab sich dann nach einigen Sekunden auf das Kommandodeck der Aran, in Richtung der Brücke.
Als er dort ankam, sah er durch die riesige gepanzerte Frontscheibe der Kommandoebene hinaus ins Weltall.
Direkt vor der Aran lag ein Schiff. Er wusste zuerst nicht, was für eines, er erkundigte sich bei Sykes, um was es sich dabei genau handelte:

"Captain Lt. Sykes, was ist hier los, was zur Hölle ist da draussen, wie kommt es hierher?"

"Ah, Doktor, ich hab sie nicht kommen sehen,... Dieses Schiff, das sie da sehen ist... das Xenon Q."

Weiter gehts bei KAPITEL 8
Last edited by The_ZomBee on Mon, 13. Dec 10, 21:31, edited 16 times in total.

The_ZomBee
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Post by The_ZomBee » Sun, 12. Dec 10, 16:18

Tin-Man wrote:Weiter so,
Tin-Man
Also Leute, bedankt euch bei Tin-Man, dass es hier was zu lesen gibt, bin mir nicht sicher, ob mir sonst nicht der Spass an der Story vergangen wäre, hätte nicht einmal er ein Lebenszeichen von sich gegeben...

Die Story ist all jenen gewidmet, die nen Schädel oder sonst was morbides in ihrem Namen tragen...

Tot ist nicht immer gleich tot... :lol: :skull: :roll:

trekki001
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Post by trekki001 » Sun, 12. Dec 10, 19:19

Spannend nur weiter so :o echt gut, alle sind verstrahlt bin gespannt wie sie mit dieser information umgehen werden.

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