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Teil 3: Angriffe
Huli Lu
Verärgert schwamm Huli Lu zu der Steuerkonsole ihrer Yacht.
Sie war die Leiterin des HF-Projektes, bei dem ein Ausrüstungsdock von Hilas Freude nach Breiter Graben umverlegt werden sollte.
Da die ursprüngliche Position zu gefährlich wurde, hatte der Aufsichtsrat beschlossen, die Station abzubauen und an einem anderen Ort wieder aufzubauen.
Seit mehreren Stazuras erreichten immer mehr Frachter die Station, um die letzten Waren und Gebrauchsgegenstände auszubauen und nach Breiter Graben zu transportieren. Dieser Vorgang sollte eigentlich schon seit einer Stazura abgeschlossen sein, doch immer wieder tauchten Probleme auf.
Während der Transportdienst bereits einen großen Teil des Docks abgebaut hatte, landeten an der Schleuse immer mehr Frachter, um sich die Frachträume mit Abdeckplatten, Tischen oder Küchengeräten voll zu stopfen.
Während Huli Lu sich weiter über die Inkompetenz ihrer Mitarbeiter ärgerte, waren die Boronen an dem Militärischen Außenposten regelrecht verzweifelt. Sie hatten eine Patrouille der Sreb bis zu einem bestimmten Punkt in Ghinns Flucht verfolgen können, doch dann verschwanden die Schiffe ganz plötzlich vom Gravidar. Von allen Theorien ergab nur eine einzige Sinn, doch diese war so erschreckend, dass niemand dieser Idee folgte.
John Alman
Voller Freude steuerte John seinen Abfangjäger der Elite-Klasse durch das Westtor in Meer der Fantasie. Er hatte die Kalypso zu seinem fünfzehnten Geburtstazura von seinen Eltern geschenkt bekommen. Seitdem war er nahezu besessen, jeden Sektor des bekannten Universums zu erkunden. Eigentlich wollte er schon seit langem nach Atlantia City zurückgekehrt sein, doch er hatte noch keine Energiezellen für den Sprungantrieb gekauft. Alle boronischen Sektoren in diesem Gebiet, abgesehen von Hilas Freude hatte er schon besucht.
Nur wenige Sezuras nach dem Eintritt verließ die Kalypso den Sprungtunnel wieder.
John vergaß vor lauter Freude beinahe zu atmen. Einige Boronen bauten gerade eine Station ab, ein Ereignis, welches man sehr selten zu sehen bekam. „Al, zeichne die Videobilder bitte auf!“, forderte John den Bordcomputer der Kalypso auf. „Natürlich, John!“, antwortete dieser treu.
Al gehörte der neuesten Klasse der Bordcomputer an. Die ETNO hatte ihn entwickelt. Wie es ihnen gelungen war, den Logiklevel um beinahe zehn Punkte zu steigern, war den anderen Herstellern ein Rätsel. Als Logiklevel bezeichnete man die Intelligenzstufe von Computern. Während ein Logiklevel von sechs bei Großkampfschiffen üblich war, hatte Al einen Ll. von fünfzehn.
John beschleunigte seine Elite auf die vollen 160 Meter pro Sezura und flog auf die Reste des Ausrüstungsdocks zu, als dort plötzlich einige rostbraune Körper auftauchten. Mehrere Punkte lösten sich von den Körpern und rasten auf die Station und die Schiffe zu. Johns Faszination schwang in Entsetzen um, als die automatische Sichtverdunkelung einen weiteren Blick auf die explodierende Station verhinderte.
Huli Lu
Plötzlich verging das Ausrüstungsdock in einer gewaltigen Explosion.
Hulis Yacht wurde zur Seite geschleudert. „Heilige Tentakel!“, schrie sie. In der Nähe der Trümmer der Station erkannte die Boronin zahlreiche Srebschife. Mehrere Raketen lösten sich von den rostbraunen Körpern und vernichteten auch noch den Stationstransporter.
Panisch drückte Huli mehrere Knöpfe an der Steuerkonsole. Der Sprungantrieb aktivierte sich langsam und schuf eine immer größer werdende Kugel, die das Schiff letztendlich in den Sprungtunnel befördern würde. Als Huli aus dem Cockpitfenster blickte, sah sie die Trümmer eines Frachters auf sich zukommen.
Mit einem ohrenbetäubend lautem Knirschen zerdrückte eines der Trümmerstücke die Außenwand des Frachtraums. Dabei wurde die Energiezufuhr des Sprungantriebs unterbrochen, sodass dieser nur einen Teil des Schiffes springen ließ.
Die Split untersuchten die Trümmerstücke, fanden jedoch nur ein Cockpit, welches sauber von dem Restschiff abgeschnitten war. Sie tarnten ihre Schiffe wieder und ließen nur eine ihrer Jägerstaffeln im Sektor zurück.
John Alman
Verängstigt flog John sein Schiff zu den Trümmern. Er musste irgendwie dem Militärischen Außenposten von seiner Sichtung erzählen. Am besten… „Aufnahme beendet!“, informierte ihn der Bordcomputer. Die Aufnahmen! Natürlich! John hatte völlig vergessen, dass er Bildmaterial von dem Angriff hatte! „Al, schicke das Bildmaterial bitte mit einer Nachrichtendrohne an den Militärischen Außenposten in diesem Sektor“, befahl er dem Bordcomputer. Dann fügte er noch hinzu: „Schicke eine Kopie bitte auch noch an die Schiffswerft in Omicron Lyrae!“
Als John wieder aus dem Cockpitfenster blickte, sah er die Cockpitsektion einer boronischen Yacht.
Durch das Fenster sah er eine Boronin, welche sich einen Umweltanzug anzog. „Al, passt das Trümmerstück dort in den Frachtraum?“, fragte John den Computer. „Positiv. Wir haben noch fünfzig Frachteinheiten Platz. Das Cockpit nimmt exakt achtundvierzigkommasieben Frachteinheiten ein. Da die Maße aber zu groß für unseren Frachtraum sind, würde ich empfehlen, es in sechs gleich große Stücke zu zerschneiden“, antwortete Al sachgemäß. Oder schwang da etwa ein wenig Ironie in seiner Stimme mit? Nein, das konnte nicht sein. Schließlich hatten Computer keine Gefühle!
„Al, in dem Cockpit befindet sich eine Boronin. Wie können wir sie in dieses Schiff befördern, ohne dass sie dabei umkommt?“, präzisierte John seine Frage.
„Ich stelle fest, dass wir eine Transporterweiterung installiert haben! Mit dieser müsste der Transport reibungslos verlaufen. Die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges beträgt jedoch aufgrund des zerstörten Cockpits des Zielschiffes nur einundneunzig Prozent!“, beantwortete Al Johns Frage.
John klatschte sich mit der Hand vor die Stirn und betätigte den Schalter zur Aktivierung des Transportsystems.
Huli Lu
Nachdem Huli Lu ihren Umweltanzug angezogen hatte, wollte sie das Schiff eigentlich verlassen. Gerade als sie an der Luftschleuse ankam, wurde sie plötzlich von einem ungeheuer starken Sog erfasst. Zahlreiche weiße Energiewirbel umgaben sie plötzlich. Als diese sich wieder lichteten, befand sich Huli an Bord eines argonischen Schiffes. Sie konnte die Schiffsklasse nicht genau erkennen, vermutete jedoch, dass es sich um einen Jäger oder Aufklärer handeln musste.
Nopileos
Traurig stand Nopileos auf dem Panoramadeck des Hauptquartiers in Letzter Lar. Schon zu viele Boronen, Teladi und Split waren in diesem Krieg umgekommen. Seit ungefähr einem Tazura gab es immer häufiger Überfälle der Sreb auf Sektoren der Boronen, Teladi und sogar der Xenon, wie #deec ihm erklärt hatte. Merkwürdigerweise hatte niemand die Sreb kommen sehen, sodass das Militär der Rassen jeder Spur nachging. Inzwischen hatten sich über eine Millionen Personen gemeldet, die unbekannte Schiffe gesehen hatten. Einen argonischen Piraten hatte angeblich der Teufel verfolgt, ein Teladi sprach von einem Schiff, welches Credit-Karten zerstörte.
Nopileos blickte auf das einsame Südtor und ließ die Ereignisse der letzten Dekazuras Revue passieren. Traurig dachte er an die Sternenkriegerin Elena Kho, die er seit ihrem Flug zur Erde nicht mehr gesehen hatte. Kyle Brennan, Ninu Gardna. Niemand von ihnen war ihm seit der Rettung der beiden CPU-Schiffe mehr begegnet.
Isemados Sibasomos Nopileos IV, der berühmte CEO der ETNO. Isemados Sibasomos Nopileos IV der berühmte Lebensretter. Auf allen möglichen Magazinen erkannte man sein Konterfei, er wurde von vielen als Held gefeiert. Doch nur wenige Freunde standen ihm zur Seite. Abgesehen von Illireos und Nola Hi gab es niemanden, der aus persönlichen Gründen an ihm interessiert war.
Nopileos fasste einen Entschluss und begab sich zu der Solinis, einem der neuen verbesserten Aufklärer.
Kurz nachdem sein Schiff mit 1000 m/s den Sektor verließ, brach die Hölle los.
Illireos
Unruhig saß Illireos auf der Hartplastikbank im Kontrollraum des Hauptquartiers. Nopileos hatte ihm gesagt, dass er einen „längeren Ausflug“ machen würde und nur in dringenden Notfällen erreichbar wäre.
Also hatte er das Kommando. Die Solinis hatte den Sektor verlassen, Nopileos würde wohl vorerst nicht zurückkehren.
Mit steigender Nervosität beobachtete Illireos das All vor ihm. Seit ungefähr einer Stazura konnte man ein leichtes Flimmern im Vakuum erkennen.
Die Berichte über die unbemerkten Angriffe auf boronische Sektoren fielen ihm wieder ein. Seine Nervosität wuchs weiter. Noch während Illireos den Gedanken weiter spann, tauchten im All vor ihm plötzlich mehrere Srebschiffe auf. Sofort erschütterten zahlreiche Lasersalven das Hauptquartier. „Gefechtsalarm! Achtung, Schiffsmodus wird aktiviert!“, drang die Stimme des Bordcomputers durch die gesamte Einrichtung.
Illireos beobachtete, wie sich alle Blicke auf ihn richteten. Er rief: „Alle Jäger auf Abfangkurse, schickt die Zerstörer los!“. Staunend beobachtete er das Gravidar. Zwei Zerstörer und mehrere Bomber der Sreb waren im Sektor, die Herron, #deec und ein ISN-Zerstörer kamen aus der anderen Richtung. Bunte Energiestrahlen und tropfenförmige Laserschüsse schossen durch das All und stellten die Schilde der Schiffe auf eine harte Probe. Einige Bomber gingen sofort in Flammen auf. „Schiffsmodus aktiv! Es sind noch zwei feindliche Zerstörer und neun Bomber im Sektor“, gab der Computer die Ereignisse wieder. Mittlerweile hatten die beiden ETNO-Zerstörer sowie #deec die Zerstörer unter Beschuss genommen, deren Schilde zusammenbrachen und die Hüllen schutzlos hinterließen. Beide explodierten nach wenigen Sezuras.
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Nächster Teil
Grüße
Glumski
Edit: Post durch Teil 3 ersetzt.