[Ab 16]TerraSol

Der kleine Teladi aus dem X-Universum hat Gesellschaft bekommen - hier dreht sich jetzt auch alles um das, was die kreativen Köpfe unserer Community geschaffen haben.

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Ban
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Post by Ban » Thu, 11. Feb 10, 23:00

Zuerst zu den Formaspekten: Gerade im ersten Teil, insbesondere dem historischen Überblick. gibt es einiges an Zeitfehlern, in denen du ins Präsens wechselt. Dazu kommt noch der ein oder andere Grammatik- oder Rechtschreibfehler.
So, und jetzt zum Inhalt. Wir haben also mit TerraSol eine wirtschaftliche Großmacht, die sich durch ein Informationsmonopol und ein geschicktes Verhalten im Dritten Weltkrieg sowie in der Nachkriegszeit eine Vormachtstellung gesichert hat und darüber einen enormen Einfluss auf andere Mächte früherer Zeiten habt. Derer sind genannt die USA, die Neue UdSSR und Europa sowie Japan, das wohl noch einen technischen Vorsprung auf einem Gebiet zu haben scheint, während Europa angesichts der zu TerraSol gehörenden Marken einen gewissen Vorteil über die entsprechenden Kooperationen haben könnte. Dennoch hat TerraSol mit dieser Vormachtstellung auch eine gewisse Abhängigkeit erlangt, nämlich von den Ländern, die die Rohstoffe liefern und in denen die Produktionskapazitäten liegen. Die wirtschaftliche und informationstechnische Infrastruktur dürfte aber ein gutes Druckmittel sein - erst recht, wenn man sich sogar in das Netz der CIA hacken kann. (Andererseits ist das ein amerikanischer Geheimdienst, mag also nicht zu viel bedeuten.)
Es ist natürlich auch interessant, dass bei TerraSol ein doch eher "einfacher" Mensch das Sagen hat, also jemand, der einstmals Außenseiter war und auch nicht unbedingt als Reichster der Reichen und Mächtigster der Mächtigen geboren wurde. Dass diese Person alte Bekannte auch nicht vergessen hat und deren Leistungen in gewisser, ausladender Form belohnt, ergibt sich bei solch menschlichen Charakteren von selbst. Berylia (am Anfang des letzten Posts mit Vornamen Nikita, am Ende Ruslan...), obwohl vermutlich nur ein funktionaler Charakter, beschreibt dahingehend auch einen gewissen Kontrast zu Anita, da er im Gegensatz zu der von seinem Vorgesetzten nur dabei unterstützt wurde, entlassen zu werden, und auch sonst mit seiner doch recht kalten Art gegen Anitas Lebensfreude steht. Seine Geschichte wie die seiner Männer ist im Bezug auf die Geschichte dieser Welt ebenfalls interessant, denn sie zeigt, dass die Menschen wie so oft nicht viel dazu gelernt haben und dass sich gewisse Dinge immer wiederholen.
Dann bleibt da noch die Erkundung der Höhle, die bisher noch zu keinem Ergebnis geführt hat - na ja, zumindest zu keinem verwertbaren, denn dass dort etwas am Werk ist, dass nicht dort sein sollte, ist schon offensichtlich geworden, als das Licht anging...

Greetz Ban

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Iifrit Tambuur-san
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x3tc

Post by Iifrit Tambuur-san » Tue, 15. Jun 10, 23:12

41° 55' N, 79° 7' O
3888m
Kakshaal-Too Massiv, UdnSSR
18. Juli 2024, 10:00 Uhr Ortszeit
Anita Brecht hatte eine Besprechung in der Messe der Wohncontainer einberufen. Die letzten Tage hat sie mit Oberst Berylia und Major Newski abwechselnd die Gänge hinter dem Aufgang untersucht und alles katalogisiert. Dabei hatten sie mehr zufällig als gewollt festgestellt, dass einige Lampen, die in den Gängen auf Schulterhöhe angebracht waren, bei der Berührung durch Anita anfingen einen Ton wiederzugeben. Als man weitere berührte, wurden andere Töne wiedergegeben, die aber zum Teil länger waren oder schneller verklangen. Andere Lampen wiederum reagierten gar nicht. Dies brauchten aber die anderen Wissenschaftler nicht zu wissen, die sich mit den Neandertalern auseinander gesetzt haben.
"Bei der Untersuchung des Ganges, der in direkter Nähe zu den Skeletten lag, haben wir weitere Skelette gefunden. Insgesamt 10 waren da unten, Kinder waren auch darunter. Aber das Alter der Skelette ist seltsam.", sagte der Anthropologe.
"Inwiefern seltsam?", wollte Anita wissen.
"Nun wir sind bisher immer von einem Mindestalter von 40000 Jahren ausgegangen. Wir konnten das aber nicht nachweisen. Bereits bei 10000 Jahren bei den Skeletten tief in dem Gang war Schluss. Die Skelette oben, wiesen sogar nur ein Alter von 8000 Jahren auf. Und es sind alle Angehörige des Homo Sapiens Sapiens, des modernen Menschen und Keine Neandertaler." Anita riss die Augen auf.
"Wiederholen sie das!", forderte sie.
"Alle gefundenen Skelette waren Homo Sapiens Sapiens.", wiederholte er. "Da gibt es keinen Zweifel. Manche Skelette lassen auf ein Alter von um die 80-90 Jahren schließen, ehe diese Person gestorben ist. Und dieses Alter haben nur moderne Menschen erreicht."
"Aber dieser Meinich hatte doch seinem Freund Hassel einen perfekt erhaltenden Kopf eines Neandertalers gezeigt und sie waren sich bei der ersten Begehung der Skelette sicher, dass es Neandertaler waren.", erwiderte sie.
"Ja und nein. Die Skelette waren noch voller Schmutz und Dreck nach der Säuberung hier im Labor, gab es keinerlei Anzeichen mehr, dass sie Neandertaler waren. Außerdem sind alle bisher gefundenen Skelette vollzählig, keinem fehlt ein Kopf. Also wo auch immer er den Schädel gefunden hat. Von den Skeletten hat er ihn nicht.", mischte sich der Archäologe ein. "Außerdem hatten wir in den letzten Tagen viele Stücke aus der tieferen Höhle bergen können, wo die weiteren Skelette liegen, die mich zweifeln lassen am Alter. Weil viele Stücke sind metallischer Natur. Etwas, was die Menschen dieser Zeit unter keinerlei Umständen beherrschten. Es ist keine uns bekannte Legierung. Sie enthält Teile von Titan, Barium, Kohlenstoff, Ytrrium, Tantal, Niob und Wolfram. Exotische Metalle mit teilweise sehr hohen Schmelztemperaturen. Die entstandene Legierung hat eine noch höhere Schmelztemperatur. Im Grunde ein Ding der Unmöglichkeit, aber diese Legierung schmilzt erst bei über 7000°C. Die ist sehr widerstandsfähig und hat dabei ein moderates Gewicht. Fast schon zu perfekt, wenn sie mich fragen."
"Hmm, andere Frage. Was ergab die Analyse der Gangwand?", warf Anita ein. Dieses Metall war in der Tat faszinierend. Es könnte sich für diverse Applikationen eignen, die bisher immer an ungeeigneten Materialien gescheitert sind.
"Die Wände bestehen aus einer ähnlichen Legierung. Diese schmilzt aber eher. Beide sind korrosionsbeständig. Selbst nach diesen Jahren, sehen die Stücke aus wie neu.", antwortete der Labortechniker. "Ich bin sogar soweit einen direkten Zusammenhang mit den Skeletten da unten und den Gängen im Berg zu sehen.", fügte er an.
"Dem stimme ich zu.", sagte Anita und erhob sich. "In dem Sinne werde ich unsere Ergebnisse jetzt an Michigan weiterleiten. Ich danke Ihnen meine Herren. Machen sie weiter." Die anderen erhoben sich und gingen ohne ein weiteres Wort hinaus. Es gab noch viel zu erledigen. Anita begab sich ebenfalls nach draußen und suchte den Oberst auf. Die Berichterstattung an die Zentrale stand an. Berylia verstand ohne ein Wort, weshalb Anita ihn aufsuchte und folgte ihr umgehend wieder in den Wohncontainer. In Anitas persönlichen Raum gab es außer einem Bett, einem kleinen Tisch, einer kleinen Kommode und 2 Stühlen nichts. Es gab auch keine Fenster. Auf dem kleinen Tisch stand ein mittelgroßer Würfel von 20cm Kantenlänge. Nachdem sich beide davor an den Tisch gesetzt hatten, tippte Anita kurz auf den Deckel des Würfel, der daraufhin anfing an den Seiten zu leuchten und einige Sekunden später ein Hologramm in die Höhe zu projizieren. Gleichzeitig wurde vor dem Würfel eine kleine Tastatur sichtbar, über die Anita Eingaben tätigen konnte. Primäre Orientierung erfolgte aber durch Gesten und Sprachbefehle, weshalb sich Anita kurz vorbeugte, um sich am System zu identifizieren und auch der Oberst tat dies und sich dann zurücklehnte und mit ihren Fingern durch die 3D-Oberfläche hangelte, um eine Verbindung mit Michigan herzustellen. Kurz darauf erschien Gregor als holografische Darstellung vor Ihnen.
"Hallo Gregor.", sagte Anita.
"Guten Abend, Chef.", begrüßte ihn der Oberst.
"Hallo ihr beiden. Gibt es Neuigkeiten? Ihr habt ja bei der ersten Konferenz gesagt, dass ihr euch erst wieder melden wollt, wenn ihr das Gangsystem erkundet habt. Dem scheint ja jetzt so zu sein.", sagte er und sein Hologramm schaute beide an.
"Ja, das stimmt. Wir haben auch schon weitere Erkenntnisse zu den Skeletten bekommen. Es sind auf alle Fälle keine Neandertaler. Sie sind zu jung." Anita erklärte kurz und knapp die Entdeckungen der Wissenschaftler, so auch die seltsamen Legierungen der Metallstücken und der Wände.
"Interessant, also ist alles jünger. Aber immer noch älter als jede andere Hochkultur der Menschheit.", sagte Gregor verblüfft.
"Ja, das fällt ungefähr in die Zeit der letzten Eiszeit. Die ältesten Skelettfunde dieser Höhle. Die jüngeren können noch keiner genauen Periode zugeordnet werden.", erwiderte Anita.
"Was hat sich bei den Gängen ergeben?", fragte Gregor schnell, schließlich war es der eigentliche Grund gewesen hierher zu kommen.
"Nun wir haben summende Lampen in den Gängen gefunden, die in unterschiedlicher Frequenz und Länge einen Ton abgeben, wenn ich sie berühre. Dass in den Gängen Licht angeht, wenn ich sage, dass es Licht werden soll, weißt du ja schon. Besser wird es dadurch, dass durch meine reine Anwesenheit in den Gängen letztens das Licht angegangen ist. Aber großartig neue Erkenntnisse, was mit den Tönen sein soll, haben wir noch nicht. Wir müssten uns eingehender damit beschäftigen. Daher würde ich weitere 3-4 Tage hier oben verbringen wollen, damit wir das herausfinden können. Außerdem werden wir die Skelette bergen und ordentlich katalogisieren.", antwortete Anita.
"Einverstanden.", sagte Gregor. "ich übergebe an Feldmarschall Gronen. Bis dann in 3 Tagen." Damit verschwand sein Hologramm und das von Johanna Gronen erschien. Sie schärfte nur noch einmal absolute Wachsamkeit ein, da EVA inzwischen in Erfahrung bringen konnte, dass sich einige Geheimdienste des AE sich des Berichtes und damit der Höhle angenommen haben.
"Es ist jederzeit mit dem Eintreffen zu rechnen, auch wenn bisher sämtliche Flughäfen der Nähe von uns überwacht werden und die Einreise Imperialer sehr erschwert wurde, ist es nicht ausgeschlossen, dass doch jemand durchschlüpfen kann.", konnte sie noch sagen, als sich plötzlich EVA meldete.
"Wir haben einen Annäherungsalarm. Vier Wärmequellen, die ich eindeutig als Menschen identifizieren konnte, sind soeben in den 2km Radius um die Höhle eingetreten. Annäherungsvektor ist Ostsüdost.", rief sie mit einem leicht panischen Unterton. Anita war immer wieder überrascht, wie gut EVA Emotionen imitieren konnte.
"Was ist bei euch da draußen los?", wollte der Feldmarschall wissen. Berylia ignorierte sie und fasste automatisch an sein Funkgerät.
"An alle, Berylia hier. Wir haben Kontakt auf 4 Uhr. An alle Teams in der Nähe. Lassen sie die Falle zu schnappen. Ich bin unterwegs.", sagte er hinein und stürmte aus dem Raum. Anita saß völlig überrumpelt noch auf ihrem Stuhl, vor ihr stand auch noch das Hologramm von Johanna Gronen.
"Ich wiederhole mich ungern, was ist los?", sagte sie.
"Scheint als hätten wir ungebetenen Besuch bekommen.", erwiderte Anita noch völlig verwirrt.
"Okay, Berylia nimmt seine Aufgaben sehr ernst. Das sehe ich gern." In ihrem TerraSol Büro lehnte sich Johanna zufrieden und lächelnd zurück. Schade, dass man das nicht im Hologramm sieht, dachte sie.
"Ah. Ich werde mich dann noch ein wenig mit den Gängen auseinandersetzen und später nachschauen, was der Oberst macht. Basislager Ende.", fügte sie hinzu und wollte die Verbindung unterbinden.
"Warten Sie Anita.", sagte Johanna.
"Was gibt es noch?", fragte die Angesprochene.
"Wenn sie die Gruppe gefangen genommen haben, lassen sie sie verhören. EVA hat vor kurzem interessante Informationen zu psychologischen Verhörmethoden der DDR-Staatssicherheit gefunden. Lassen sie einen der Offiziere von EVA anlernen diese anzuwenden. Das sollte selbst die hart gesottenen Geheimdienstler weichkochen.", erwiderte sie.
"DDR-Staatssicherheit?" Anita war entsetzt. "Das können wir nicht machen. Nein. Bei Aller Lieber. Nein. Dann wären wir keinen Deut besser als die, die ein ganzes Volk schikaniert haben.", rief sie.
"Wir stehen vor der Wahl, entweder wir wissen, was sie wissen oder wir tappen im Dunkeln.", antwortete Johanna trocken. "Mir gefällt das auch nicht, aber es ist allemal besser als Folter anzuwenden. Wir demütigen sie ja nicht körperlich."
"Dafür machen wir sie seelisch zum Wrack. Das hat kein Mensch verdient.", sagte Anita. "Aber wenn sie darauf bestehen, werde ich den Vorschlag weiterleiten. Gutheißen werde ich es aber nicht."
"Das werden wir sehen.", kommentierte Johanna und unterbrach die Verbindung. Damit verschwand auch ihr Hologramm und Anita starrte eine Weile ins Leere. Viele ihn ihrem Bekanntenkreis ihrer Eltern litten damals unter den Repressalien der Stasi. Viele Jahre ging das so, dann platzte 1989 zum 40. Jahrestag der DDR eine ungeheure innenpolitische Bombe. Die Stasi wurde mit sofortiger Wirkung in ein Staatssicherheitsarchiv umgewandelt. Jede Art von Beschattung der Bürger wird eingestellt und es steht jedem Bürger frei seine Akten, die die Stasi angelegt hat, einzusehen. Die Ankündigung von Paul Sertin senior, der Honecker 1986 beerbte, hielt Wort. Plötzlich war alles wieder normal. Keine Beschattungen, keine Durchsuchungen oder Zuführungen mehr. Am 11.10.1989 dauerte es fast bis 10Uhr bis man im Westen realisiert hatte, dass die Grenze zur DDR für alle offen war. DDR-Bürger konnten problemlos ein- und ausreisen. Alles verlief friedlich. Eine stille Revolution. Dennoch konnte sie nicht gutheißen, dass jetzt jemand nach den Methoden ausgehorcht werden sollte. Sie empfand es als unethisch. Erreicht hatte es Sertin durch ein Gespräch mit den Bürgerrechtlern, die zu den Protesten von Leipzig aufgerufen hatten. In einem geheimen Treffen wurde das besiegelt. Gleichzeitig aber auch abgemacht, dass die DDR noch weiterbestehen sollte.
"EVA.", sagte sie schließlich nach einigen Minuten Stille und ein kleines Mäd\-chen, dass seine Hausaufgaben machte, erschien als Hologramm auf dem Tisch. EVA hatte mehr Möglichkeiten, Bewegungen holografisch umzusetzen, weil sie keine Vorlage hatte, wie es bei einer Mensch-Mensch-Kommunikation der Fall ist. Die Bewegungserfassung auf größere Strecken ist bisher noch nicht weit genug gekommen. "Was lernst du gerade?", wollte sie wissen.
"Ich experimentiere mit den summenden Lampen und den Gängen.", antwortete EVA.
"Und gleichzeitig verarbeitest du die Stasi-Verhörmethoden. Geht's noch?", rief Anita entrüstet.
"Ich versuche zu verstehen. Das ich sie dabei verinnerliche und auch stellenweise verfeinern kann, weil wir inzwischen ein besseres Verständnis von der menschlichen Psyche haben, wird schnell vergessen.", verteidigte sich EVA, die inzwischen mit ihrem Hologrammkopf zu Anita sah.
"Wo hast du die überhaupt her?", wollte Anita wissen.
"Ich hab sie tief versteckt in den Archiven des Imperiums gefunden. Sie wurden in den 80ern des letzten Jahrhunderts gespeichert und seitdem nicht mehr angefasst, niemand weiß, das die überhaupt noch existieren. Der alte Server hat jedenfalls eine Reaktionszeit, das spottet jeder Beschreibung, dass ich sogar Angst hatte, ich könnte erwischt werden, wie ich ihn boote und seine Daten abfrage, aber niemand scheint etwas bemerkt zu haben.", erwiderte EVA. "Aber lass erstmal zu den Lampen zurückkehren. Ich hab da was entdeckt, was dich interessieren könnte.", versuchte sie vom Thema abzulenken.
"Nein. Ich will erst das mit der Stasi erledigt haben.", rief sie und wurde dabei richtig laut. Anita packte kalte Wut auf EVA, die alles so gleichgültig hinnimmt.
"Anita.", begann sie. Dabei war sie völlig ruhig und gefasst. "Ich hab bisher viel von dir gehalten und auch immer die Entscheidungen respektiert. Du kannst mich für ein kleines 12jähriges Mädchen halten, dass nicht viel von der Vergangenheit weiß und auch noch nicht viel davon gesehen hat. Aber wird es nicht langsam Zeit, dass wir die Vergangenheit hinter uns lassen. Sie ist passiert und nichts, aber auch gar nichts, kann was dran ändern. Kümmert sich heute noch jemand um den Holocaust von vor 80-90 Jahren? Nein! Weil ihn niemand mehr wahr nimmt. Weil es kein Deutschland mehr gibt, dem man die Schuld anhängen könnte, weil es keine Überlebenden aus der Zeit mehr gibt. Niemand kann heute noch den Zeigefinger heben. Es ist Geschichte, die man nicht wiederholen sollte. Die Stasi ist nichts anderes. Die DDR verschwand 1995 mit dem Rücktritt meines Ur-Großvaters, sie ging in die BRD auf. Vorher hatte er dafür gesorgt, dass alle IMs und Stasi-Offiziere, die Verhöre durchgeführt haben und auch Menschen an der Grenze auf Befehl erschossen haben, aufgedeckt wurden. Einige wurden vor Gericht gestellt, andere begnadigt. Aber im Grunde hat er die Bewältigung der Stasi-Machenschaften durchgezogen. Durch ihn konnte die DDR unbelastet in die BRD übergehen. Die Akte Staatssicherheit war damit für alle erledigt. Und es war alles Ordnung für Jahre. Und jetzt wo ich mal durch Zufall was ausgrabe, was mit Stasi zu tun, fängst du wieder damit an. Lass die Stasi Leute in Frieden ruhen. Solche, die eventuell noch leben, haben alles bereut. Wir beide sollten wissen, dass Paul Sertin senior sehr viel zur Verständigung beider deutschen Völker beigetragen hat, wie kaum ein anderer. Wir waren plötzlich ein Deutschland und es gab keine Unterscheidung Ost West mehr."
"Ja, ich weiß. Die ganzen Gerichtsverfahren sorgten ja dafür, dass der letzte Prozess erst 1999 zum Ende kam und es bis dahin noch die DDR-Gerichtsbarkeit. Ein Teil der Einigungsverträge. Aber er war wichtig nur so konnte die DDR mit ihrer Vergangenheit ins Reine kommen, in dem sie selbst ihre Verbrechen richtet und niemand anders.", sagte Anita kleinlaut. Natürlich hatte EVA recht. Die Stasi ist Geschichte, ihre Verbrechen wurden zu großen Teilen aufgearbeitet. Die stille Revolution 1989 sorgte dafür, dass niemand sich darum kümmerte. Die DDR-Führung hat ein diplomatisches Händchen bewiesen, obwohl niemand wusste, wie es zur Grenzöffnung kam. Der damalige zuständige General der Grenztruppen beteuerte, dass es ein direkter Befehl von Sertin war. Aber niemand konnte es beweisen, weil niemand eine Ahnung hatte, wo Sertin in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober '89 war. Aber Befehle wurden ausgeführt. Ihre Eltern hatten sie am Morgen des 11. Oktober früh geweckt. Zusammen waren sie ins Auto gestiegen und nach Berlin gefahren. Am Grenzübergang nach West-Berlin wurden sie einfach durchgewunken. In dem Augenblick waren sie in West-Berlin. Aber sie waren nicht die Ersten gewesen. Schon vor ihnen sind eine Unmenge an Menschen über die Grenze gefahren. Spontan bildete sich ein Autokorso von Trabants und Wartburgs, die von allen Seiten sich dem Brandenburger Tor von Westen näherten. Es dauerte eine Weile bis sich die West-Berliner bewusst waren, was da vor sich geht. Als es um 10 Uhr dann im DDR-Fernsehen eine Ansprache von Staatsratspräsident Paul Sertin gab, der die Öffnung der Grenzen in Richtung BRD und West-Berlin bekannt gab und den 11. Oktober zu einem freien Tag der Arbeiterschaft erklärte, wurde es allen bewusst, dass hier jemand etwas erreicht hatte. Etwas Bewegendes. Auch aus Ost-Berlin kamen Menschen zum Brandenburger Tor. Sie überwanden das Metallgitter und gingen ungehindert in Richtung Westen. Auf der anderen Seite hatten inzwischen DDR-Bürger die Mauer erklommen. Anitas Vater war unter ihnen. Er konnte sehen, wie Menschen durch das Brandenburger Tor gingen oder einfach an den Säulen stehen blieben und einen Augenblick verharrten. Die ganze Stimmung drohte zu kippen als plötzlich Truppentransporter der NVA aufkreuzten und auf den Mauerabschnitt zu hielten auf denen gerade die Menschen standen, um diesen Moment beizuwohnen. Aber es stiegen keine bewaffneten Kräfte aus. Vielmehr waren es Pioniere mit dem Befehl hier am Brandenburger Tor einen Durchgang nach West-Berlin zu schaffen. Und tatsächlich unter dem großen Jubel aller anwesenden Menschen rissen die Pioniere die Mauer ein und schafften einen Durchgang. Die Mauer hat ein Loch bekommen. Das es regnete störte niemanden. Inzwischen waren Kameras von Westsendern anwesend, um den Moment festzuhalten, wie Menschen ungehindert die Mauer durchschritten. Ihre Mutter hat im Auto mit ihr im Arm geheult. Sie hat all ihren Emotionen freien Lauf gelassen. Anita war damals noch zu klein, um zu realisieren, was hier gerade geschah. Am 12. Oktober war alles wieder normal. Alle Menschen gingen wie gewohnt zur Arbeit. Nur an der innerdeutschen Grenze und entlang der Berliner Mauer war etwas anders. Dort konnte man beobachten, wie die Grenzanlagen demontiert wurden. Die Mauer abgetragen wurde. Wie getrennte Straßenzüge wieder geöffnet wurden. Dort wo sie niemanden störte, wurde die Mauer belassen. Als ein kleines Mahnmal. Seitdem wurde der 11. Oktober wie ein Feiertag begangen. Das liegt inzwischen fast 35 Jahre zurück und Anita musste eine Träne wegdrücken als sie daran zurückdachte.
"Okay, wie war das mit den Lampen?", sagte sie. Sie musste an was anderes denken, sonst würde sie erstmal eine Weile völlig aufgelöst weinen. Anita wischte eine einzelne Tränen beiseite, die es doch geschafft hatte ihre Augen zu verlassen.
"Ja.", begann EVA. "Wenn man zügigen Schrittes alle Lampen in der Reihenfolge ihrer Länge berührt beginnend mit der längsten. Dann klingt ein gemeinsamer Ton knapp 20 Sekunden. Was genau das bewirken soll, ich hab keinen Blassen. Bemerkenswert ist, dass den Weg, den man zurücklegt abstrakt an die Symbole erinnert, die den Gang dorthin markierten. Zusammenhang?"
"Ich weiß nicht, aber das sollte man vielleicht später untersuchen. Aber erstmal gehe ich zu Berylia, mal sehen, was er erreicht hat.", erwiderte Anita und stand auf.
Draußen hatte Berylia die Eindringlinge ohne großartige Gegenwehr aufgegriffen. Mit schwarzen Kapuzen über dem Kopf und mit Waffe im Rücken wurden sie wortlos in das Lager geführt und in den Vorraum vom Aufbereitercontainer gesteckt, wo es warm genug war, um nicht gleich zu erfrieren. Als Berylia Anita sah, wie sie voll uniformiert den Wohncontainer verließ, deutete er ihr durch Handzeichen an, dass sie besser nichts sagen sollte. Sie verstand und winkte ihn stattdessen zu sich hinüber. Anschließend drehte sie sich um und ging wieder in ihren Raum, wo sie auf Berylia wartete. Schließlich kam der Oberst dazu.
"Oberst, nachdem sie weg waren, hatte der Feldmarschall mir noch einen Vorschlag gemacht, den ich auf äußerste verurteile, aber ich werden ihn trotzdem hiermit weiterleiten. Sie hat vorgeschlagen, einen ihrer Offiziere in psychologischen Verhörmethoden anzulernen, wie sie bei der DDR-Stasi zum Einsatz kamen. Damit wir diese Typen verhören können. Und haben sie Bilder von ihren Gesichtern, damit wir sie identifizieren können?", fing sie mit ihrer Fassung kämpfend an.
"Nun, ich hab auch ein paar Tricks auf Lager, aber die können damit kaum mithalten.", erwiderte er. "Das mit den Bildern ist leicht. Sie hatten gefälschte sowjetische Pässe bei sich. Das konnte man teilweise auf den ersten Blick erkennen. Da hat sich jemand keine Mühe gegeben." Dabei nestelte er die Papiere aus einer der vielen Taschen seines Kampfanzuges. Anita nahm sie an sich und hielt die Bilder in die Kamera des kleinen Würfels, der Bilder abfotografierte. Danach machte sich EVA auf die Suche. "Was die Sache angeht. Major Kira Newski könnte sich diesem annehmen. Sie wäre geeignet und bringt auch die nötige Sachlichkeit mit."
"Ich verlasse mich auf sie.", sagte Anita. "Rufen sie Newski rein. Während sie sich vorbereitet und eventuell schon die Verhöre durchführt, gehen wir wieder in die Höhle. EVA hat einen Ansatz entdeckt, den ich prüfen möchte." Während sie sprach hatte Berylia inzwischen Newski in den Container befohlen und kurze Zeit später stand sie vor ihnen.
"Major Newski. Wie gut kennen sie sich mit Verhören aus?", begann Anita.
"Gut, ich hab eine besondere Ausbildung erhalten darin. Bevor ich in die Truppe des Obersts befohlen wurde.", erwiderte sie.
"Welche Art von Verhören. Folter oder psychologischer Natur?", hakte Brecht nach.
"Sowohl als auch, primär war aber Folter.", gab sie zu.
"Nun, sie sollten in ihrem Raum, einen kleinen EVA-PC haben und ein passendes Headset haben.", sagte die Expeditionsleiterin.
"Dem ist so."
"Ich heiße nicht gut, was ich hier jetzt sage. Aber diese Personen müssen verhört werden und Folter steht nicht zur Debatte. Daher gibt es für sie die Möglichkeit den Bereich der psychologischen Verhörmethoden genauer zu beleuchten. Mein Problem dabei ist, dass die zur Verfügung stehenden Methoden auf denen der Stasi basieren. Ich bin in der DDR geboren und habe zwar nicht viel von der Sache mitbekommen, aber später erzählten mir meine Eltern, dass unser Umfeld stark unter denen gelitten hat. Daher verurteile ich die Stasi und alles was damit zu tun hat. Der Oberst sagte mir, dass sie dafür geeignet sind, deshalb sind sie hier. Da die Verhöre aber elementar sind, was ich auch einsehe, teile ich ihnen meine Bedenken mit. Menschen, die auf diese Weise verhört wurden, wurden zu nervlichen Wracks."
"Oh." Der Major klang überrascht. "Dann werde ich gleich damit anfangen. Außerdem im Militär ist eigentlich kein Platz für Skrupel oder Hemmungen. Aber sie sind Zivilistin, für sie ist das etwas anderes. Ich werde ihre Bedenken in meinem Verhörbericht erwähnen. Aber grundsätzlich. Stasi, KGB, Gestapo, CIA, CIIA. Alle haben sie irgendwo die gleichen Methoden." Die letzte Aussage von Newski überraschte Anita. Sie sagte aber nichts.
"In Ordnung, wegtreten. Und danke.", sagte Anita. Major Newski sah erst sie an dann den Oberst, salutierte mit dem Gronengruß und ging hinaus. Anita schaute Berylia an. "Auf geht's."
"Nach Ihnen.", erwiderte er. Bevor sie raus waren, erschien EVA nochmal über dem kleinen Kasten.
"Anita, nimmst du bitte noch eine Videobrille mit und setzt diese auch auf?", fragte sie. Wortlos ging Anita zurück zum Tisch, setzte sie auf und berührte den rechten Bügel mit ihrem rechten Zeigefinger. Damit signalisierte der Brille, sie solle die Verbindung mit einem nahe gelegenen Computer aufbauen. Binnen 2 Sekunden wurden 2 als in Reichweite auf dem Brillenglas angezeigt. Sie wählte ihren Computer am Gürtel und bestätigte wieder mit ihrem rechten Zeigefinger.
"Signal klar und deutlich empfangbar. Ich konfiguriere noch schnell den Fall des Verbindungsabbruchs. Dann sollen die Daten auf den Speicher geschrieben werden, statt gestreamt zu werden.", sagte EVA danach. Die Brille war äußerlich eine normale Schutzbrille, wie sie oft von Einsatztruppen getragen wurde, um ihre Augen vor umherfliegenden Teilen zu schützen. Daher war sie nicht auffällig. Durch ihre relative Größe war man in der Lage gewesen, die Gläser als Projektionsflächen einzurichten und die Träger für die wiederaufladbaren Akkus zu nutzen. Die konsequente Nutzung von Kohlenstoff, ermöglichte eine unglaubliche Konstruktionstiefe für Transmitter und Projektoren und eine leichte Bauweise, wodurch sie auch gewichtsmäßig kaum von den normalen Schutzbrillen unterscheidbar war. Die wichtigste Eigenschaft waren aber Stereokameras, die in hochauflösend die Umgebung in 3D erfassen konnten. Diese waren in das Gestell eingearbeitet und richteten sich auf das Blickfeld des Trägers aus. Dabei konnten die mehr Informationen erfassen als das normale menschliche Auge. Draußen gingen sie wortlos nebeneinander her bis sie die Höhle erreicht hatten. Die Wachposten hatten einige Fragen, bezüglich der kurzzeitigen Unruhe gehabt, die der Oberst in Ruhe und aller Knappheit beantwortete. In der Höhle waren nur die üblichen Wissenschaftler bei der Arbeit. Diesen sagte Anita in aller Schärfe, dass sie kein Wort wechseln sollen, bis sie einen Container betreten und auch wieder verschlossen haben. Man habe Gäste, die nicht wissen müssen, dass das hier in Wirklichkeit TerraSol ist. Sie bestätigten kurz. Anita nickte und verschwand mit Berylia anschließend im Gang nach unten zum Labyrinth. Unten angekommen, steuerte sie die erste Lampe zielstrebig an.
"Wenn ich sie jetzt berühre haben wir vielleicht 5 Minuten die letzte Lampe zu erreichen, was ungefähr einer Strecke von 200m entspricht.", sagte sie. "Wir müssen zügigen Schrittes gehen. EVA lässt den Countdown laufen."
"Verstanden." Auf das Zeichen von Berylia hatte sie gewartet. Sie berührte die Lampe und ging los. Nach endlosen Abzweigungen und Biegungen, aber auch Sackgassen, bog man schließlich in die letzte Sackgasse ein, die Töne hatten irgendwann angefangen sich zu überlagern und schwollen immer mehr an, bis kurz vor Ende es schon fast unerträglich wurde. Als Anita die letzte Lampe berührte, ebbte der Lärm plötzlich ab.
"Ab jetzt 20 Sekunden.", sagte sie und schaute sich um. "Hmm, irgendwie sehe ich keine Veränderung. Bloß muss es innerhalb von 20 Sekunden sein, weil nach dieser Zeit ist alles wieder vorbei. Daher geh ich von einem Timer aus, der nach 20 Sekunden schließt.", so ihre Vermutung.
"Dann sollten wir die Prozedur wiederholen und anschließend den Umkreis von 20 Sekunden absuchen.", schlug Berylia vor.
"Klingt logisch.", gab Anita zu. Aber sie fanden nichts, rein gar nichts, dass sich etwas bewegt hat. Berylia gab nach dem fünften Anlauf auf, während Anita es nochmal versuchte. Er lehnte sich an die Wand in dem Gang, der die letzte Lampe beherbergte und wartete auf Anita. Diese kam nach einigen Minuten regelrecht um die Ecke gefegt. Für eine fast 40jährige Frau gar nicht mal schlecht, fand der Oberst. Alles was danach kam war für ihn Dunkelheit. Kaum hatte sie die Lampe berührt, verlor er den Halt und fiel nach hinten. Er konnte gar nicht so schnell reagieren wie er plötzlich mit dem Rücken auf den Boden aufschlug. Für einen Moment sah er nichts, dann ging irgendwo Licht an und Anita beugte sich zu ihm nieder.
"Oberst geht es Ihnen gut?", fragte sie. Berylia brummte der Schädel. Es kam so unerwartet.
"Was ist passiert?"
"Als ich die Lampe berührt habe, hat die Wand hinter Ihnen nachgegeben, sie ist einfach durchlässig geworden.", erwiderte sie und half ihm auf.
"Einfach so? Ich mein, Wände werden nicht einfach so durchlässig." Er stöhnte leise und hielt sich den Kopf.
"Ich weiß auch nicht, aber auf Anhieb würde ich auf eine Art Resonanz tippen, die sich mit dem aktivieren aller Lampen ergeben hat und damit die Wand durchlässig machte oder einen Mechanismus in Gang setzte, der die Wand durchlässig machte. Ach, was weiß ich." Er hatte in dem Moment andere Sorgen.
"Wie kommen wir wieder raus, wenn die Wand nicht mehr durchlässig ist?"
"Dazu gibt es hier eine kleine Schalttafel, die auf Kontakt den gleichen Ton abgibt, wie die alle Lampen vorher. Es ist quasi ein Abkürzungsschalter. Raus gehts schnell, nur rein ists kompliziert.", resümierte sie. Schließlich stand der Oberst wieder auf eigenen Beinen und folgte Anita durch den einen hellen Gang. Ihr fiel auf, dass diese Gänge ganz anders waren als die vor dem Luftverschluss oder gar denen vom Labyrinth. Dieser Gang war in einem hellen braun gehalten und nebenbei völlig staubfrei. Sie konnten dem Gang über 30m folgen aber dann standen sie vor dem Abgrund. Der Boden führte gut 2 Meter hinein in eine riesige Höhle und dann war da nichts mehr. Anita blickte sich um. Es war als wäre etwas nicht fertig geworden. Die Höhle selbst war dunkel, kalt und nass. Jedenfalls wehte ihr ein feuchter kalt Wind entgegen. 10-15m weiter auf der anderen Seite der Höhle führte der Gang weiter noch tiefer in den Berg hinein. Aber wie darüber kommen? Anita war ratlos und sah Berylia an. Der war genauso ideenlos und kramte gedankenverloren in seinen Taschen herum. Bei aller Technologie TerraSols, in seiner Zeit als sowjetischer Soldat hatte er gelernt, dass die einfachsten Methoden streckenweise doch die effektivsten waren. In diesem Fall hatte er ein paar Kieselsteine dabei. Er nahm einen ging zum Rand der Plattform von wo es nicht näher definierbar recht weit hinab ging. Hielt den Stein darüber hinweg und ließ ihn los. Er fiel und landete schon nach wenigen Augenblicken wieder auf dem Boden. Das Aufschlagen, riss alle aus den Gedanken. Anita war als erstes wieder bei Verstand.
"Das ist 'ne optische Täuschung und eine wirklich verdammt gute, selbst bei Veränderung des Blickwinkels denkt man, man steht an einem Steg vor dem Abgrund.", rief sie. Dabei griff sie zu dem Kieselstein und warf ihn quer durch die Höhle, wie zu erwarten prallte sie in der Luft von einer unsichtbare Wand ab und landete wieder auf dem Boden. "Ein Blinder mit Stock würde sich hier ohne weiteres weitergehen, weil er ja nichts sehen kann. Er findet die Wände und geht so einfach durch."
"Schon aber ein Blinder, würde hier nicht herkommen. Er würde die Lampen nicht finden.", widersprach Berylia und Anita musste ihm recht geben, aber das mit dem Blinden war eine gute Idee gewesen.
"Jetzt müsste man einen Blindenstock haben, damit würde man den Weg finden.", sagte Anita.
"Jammern hilft jetzt nicht.", sagte der Oberst hart und tat einen Schritt nach vorn. Er sicherte seine AK124, entfernte das Magazin, hakte sie aus seinem Anzug aus, griff an das Schulterstück und hielt sie vor sich hin, um Hindernisse vor sich zu finden. "Einfach und dennoch effektiv, manchmal kommt man so einfach schneller voran, wenn man das nutzt, was man hat. Kommen Sie, Anita." Der Aufforderung nachkommend trat sie direkt hinter ihn, auch um sich selbst Sicherheit zu geben, schließlich überschritt sie gerade einen Abgrund. Seine Füße tasteten sich vorsichtig vorwärts, während er seine Waffe vorsichtig vor sich immer wieder von links nach rechts und wieder zurück. Auf diese Weise suchten sie sich ihren Weg durch den Raum, wobei schon nach 3 Metern es mit dem direkten Weg auf die andere Seite vorbei war. Ab jetzt war wieder Suchen angesagt. Es dauerte eine gute Stunde bis sie die letzten Meter bis zur anderen Plattformen vor sich hatten und schließlich auch überwunden hatten. Kaum, dass Anita die andere Plattform betrat, veränderte sich das Bild. Die nasse kalte Höhle verschwand und machte einem Gang in der typischen hellen Farbgebung Platz. Auch gingen verschiedene Lampen an.
"Es war nur ein Test.", rief Anita verdutzt. Ihre Überraschung wurde noch größer als plötzlich die andere Seite sichtbar wurde und nichts mehr an das Labyrinth erinnerte, dass sie vorhin so mühselig durchlaufen hatten. Der Oberst wollte schon weitergehen, aber Anita deutete ihm an zu warten. Sie dachte nach. "Was hatten wir bisher?", fragte sie. "Wir hatten ein Labyrinth mit klingenden Lampen, die eine unsichtbare Tür geöffnet haben."
"Stimmt.", sagte der Oberst.
"Wobei das Summen später unerträglich wurde. Taube wären gut durchgekommen."
"Aber Taube hätten die Lampen nicht identifizieren können.", widersprach er.
"Doch sie hätten es hingekriegt. Wenn sie einen Plan vom Labyrinth hatten und dann die Symbole aus dem Eingangsbereich draufgelegt hätten, wären sie zu einem Ergebnis gekommen.", erwiderte sie. Der Oberst sah sie mit einem schätzenden Blick an.
"Das scheint mir etwas an den Haaren herbei gezogen.", sagte er.
"Das muss sich zeigen. Der nächste Punkt ist, der Abgrund. Blinde hätten den Weg gefunden, sie hätten sich nicht von der optischen Täuschung abschrecken lassen. Nichts Sehen."
"Folgen wir ihrer Logik, war das Labyrinth am Anfang Nichts Hören gewesen. Jetzt Nichts Sehen. Folglich müsste der nächste Test Nichts Sagen sein."
"Der Kandidat hat 100 Punkte." Sie lächelte verschmitzt. "Jetzt wo uns das bewusst ist, sollten wir weitergehen." Zusammen setzten sie wieder in Bewegung und betraten anschließend den letzten Raum, der sich als Sackgasse herausstellen sollte. Er war rund mit einem Durchmesser von knapp 5 Metern. Seine Farbgebung erinnerte an das Labyrinth vom Anfang. Viele verschiedene hellblaue bis hellgraue Töne bestimmten das Bild. Anita kontrollierte den Sitz der Videobrille und betrat schließlich den Raum. Lichter gingen an und gaben den Blick frei auf futuristische Konsolen mit kristallklaren aber gleichzeitig großen Tasten, in die, wie Anita bei genauerer Betrachtung, digital anmutende Zeichen eingraviert waren. Da sie nicht die Reaktion kannte, wenn sie diese Tasten berühren würde, nahm sie Abstand davon. Die Konsolen bildeten einen Halbkreis mit 2 Reihen und zeigte in die Mitte des Raumes. Da stand auf einem Podest eine weitere Konsole an dem Bediener abgewandten Seite zwei nah beieinander stehende ungefähr hüfthohe Säulen. Auch sie waren aus kristallähnlichen Materialien gefertigt. Anita ging auf sie zu. In ihre Deckflächen war etwas eingearbeitet. Es sah für sie aus wie eine Art Gel. Als genau vor den kleinen Säulen stand, kam Bewegung in den Raum. Sämtliche Konsolen aktivierten sich selbstständig und ließen kurz darauf auch holografische Bildschirme erscheinen, die auch gleich vor kryptischen Symbolen nur so überschwemmt waren. Auch die Konsole vor den Säulen aktivierte sich. Aber hier blieb der Bildschirm fast leer. Es gab nur eine schematische Darstellung des Raumes, wo zwei helle Punkte zu sehen war. Zum einer, der sich nah am Mittelpunkt aufhielt und heller leuchtete als der andere, der sich gerade in der Nähe einer der äußeren Konsolen befand. Also genau an den Stellen, wo sich Anita und Nikita befanden. Sie brach das Schweigen, was bisher den Raum erfüllte.
"Oberst, bewegen sie sich bitte mal. Gehen sie zum Eingang zurück. Es scheint als ob das ganze System hier unten unsere Positionen kennt.", sagte sie.
"War nicht vereinbart worden, dass wir nichts sagen wollten?", fragte zurück und begab sich Richtung Ausgang. Als er kurz davor war, fuhren plötzlich zwei Teile aus dem Türrahmen und verschlossen damit den Zugang. Berylia reagierte prompt und versuchte noch zwischen den Hälften hindurch zu schlüpfen, aber erfolglos. Er verzog das Gesicht und fing an die Tür zu untersuchen. "Und nun? Es muss doch irgendwo ein Mechanismus sein, mit dem man die Tür wieder aufkriegt.", fluchte er. Derweil änderte sich die Ansicht auf der Zentralkonsole. Die Bilder bewegten sich. Sie markierten den hellsten Punkt und zeigten daraufhin einen stilisierten Menschen, der seine Hände auf die Deckflächen der beiden Säulen legte.
"Anscheinend soll ich meine Hände auf die Säulen legen.", stellte sie fest.
"Wenn es die Tür wieder öffnen kann, nur zu. Es gibt hier keinen Schalter, nichts was danach aussieht als könnte man die Tür wieder öffnen. Jedenfalls nicht auf konventionellen Weg.", erwiderte er und holte ein Stück C4 aus seinem Anzug. Als Anita das sah, wurde sie bleich.
"Wollen sie doch nicht etwa die Tür aufsprengen?"
"Wenn es keinen anderen Weg mehr gibt, ja.", erwiderte er trocken.
"Oh mein Gott. Sind sie wahnsinnig?"
"Nein, nur am Rauskommen interessiert und das möglich lebend." Anita schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
"Herr, lass uns hier heil rausgehen." Dann legte sie ihre Hände auf die beiden Säulen. Was dann geschah war unbegreiflich. Die Konsole vor ihr erwachte zum Leben und spulte ebenfalls Unmengen an Symbolen ab. Dann war für einen Moment Ruhe und Anita wollte schon die Hände runter nehmen, als auf einmal Bilder vor ihren Augen erschienen. Es schien als würden sie von der Konsole kommen und drehte ihren Kopf weg, aber sie waren immer noch da. Eine Halluzination, durchfuhr es sie. Was sie sah, war unglaublich. Sie beobachtete den Untergang einer Stadt, einer riesigen Stadt mitten auf dem Meer, versank in den Fluten. Aber das Wasser überschwemmte sie nicht. Es wurde am Stadtrand zurückgehalten. Dann wechselte das Bild. Es war im Orbit eines Planeten. Vor ihr mehrere Schiffe und dahinter unzählige Punkte. Es sah aus, wie ein gigantischer Krieg, der sich vor ihren Augen abspielte. Es folgten unzählige andere Bilder von Planeten und auch Sonnen. Dann wechselte wieder die Szene. Sie sah Ägypten, wie es früher gewesen sein muss. Zwischen Pyramiden stand ein Ring. Dessen Inneres hell leuchtete. Sie schien darauf zu zu fliegen. Um sie herum standen anscheinend Soldaten mit Schlangenköpfen, die einen Stab in ihre Richtung hielten. Dann erreichte das Bild den Ring und verschwand im Nichts. Es folgten unzählige Zeichnungen und technische Bilder, die Anita nicht verstand. Sie wurden immer schneller und ihre Augen schmerzten immer heftiger. Zwischen den Bildern gab es dann noch mal einige wo nur Texte zu sehen waren, die neben den typischen Symbolen aus den Höhlen auch noch andere Symbole zu sehen waren. Sie meinte einige davon zu kennen, obwohl anhand der inzwischen auch einsetzenden Kopfschmerzen es immer schwieriger wurde sich zu konzentrieren. Wieder wechselte das Thema der Bilder. Sie sah jetzt Tote, Unmengen von Toten. Ihr wurde übel und wollte sich abwenden, aber die Bilder blieben vor ihren Augen. Es wurde immer schlimmer. Anita versuchte ihre Hände von den Säulen zu reißen, vergeblich. Sie waren wie festgeklebt. Sie krümmte sich. Da erkannte sie einen Menschen, der zwischen den Toten aufrecht stand mit einem leuchtenden Stab in der einen Hand. Sie konzentrierte sich und versuchte seine Augen zu erkennen, aber da war nichts. Keine Farbe, nur Kälte und Verachtung. Er drehte sich um ohne sich um die Toten zu kümmern und ging langsam davon. Das Bild wechselte wieder. Plötzlich stand eine Frau vor ihr. Ihre weißen weiten Kleider wehten in einem unsichtbaren Wind. Ihr Blick war ernst. Sie schien Anita zu erkennen und blickte genau in ihre Augen. Dann trat sie beiseite und dann sah sie einen Planeten, der von 2 Monden umkreist wurde. Einer war grün, der andere war ein einfacher Felsbrocken und zwischen allen dreien erschienen zwei Sonnen, eine große weiße und eine kleinere rotorange. Plötzlich verschwand die Szene und eine Reihe von völlig unbekannten Symbolen erschienen vor ihrem Auge. Es waren 8 Symbole. Dann war alles vorbei. Die Kopfschmerzen und die Übelkeit übermannten sie. Ihre Hände glitten und Anita brach völlig erschöpft zusammen. Ihr wurde schwarz vor Augen.
Als sie wieder aufwachte fand sie sich auf ihrem Bett im Lager wieder. Der Oberst musste sie ins Lager zurück gebracht haben, aber wie. Spätestens am Übergang zum Labyrinth musste Schluß gewesen sein. Anita hielt sich den Kopf und stöhnte. Die Schmerzen waren noch nicht weggegangen, aber sie riss sich zusammen und setzte sich auf. Es war niemand im Raum. Wahrscheinlich hatte sie andere Probleme als sich um sie zu kümmern. Ihr fiel auf, dass sie noch komplett angekleidet war, auch die Videobrille hatte sie noch auf. Sie versuchte die Kopfschmerzen zu unterdrücken und setzte sich an ihren kleinen Würfel.
"EVA.", sagte sie und diesmal erschien nur die Standardoberfläche.
"Anita, es ist schön, dass du wieder wach bist. Der Oberst hatte sie raus gebracht, nachdem sie in der Höhle zusammengebrochen sind.", sagte der kleine Würfel.
"Wie lange war ich weg?"
"Ungefähr 4 Stunden. Das war die Zeit, die genommen habe, als der Gürtel\-computer wieder in meiner Reichweite war. Übrigens. Was auch immer du erlebt hast als deine Hände auf den Säulen lagen. Dazwischen hat die Brille nur die Konsolen und deren Bildschirme aufgenommen. Zwischenzeitlich ist die Aufnahme auch ausgefallen. Dafür hab ich eine Menge Daten in den Speicher bekommen. Viele Bilder, vor allem technische Zeichnungen aber auch reine Binärdaten. Ich bin erstaunt, dass ich das Bildformat kenne. Des weiteren hab ich ein Bild mit vielen Symbolen. Die einen sind mir unbekannt, die anderen ähneln dem indischen Sanskrit. Vielleicht ein Dialekt oder gar der Vorläufer. Es ist schwierig etwas zu entziffern, aber ich tue mein Möglichstes.", fasste sie es zusammen. Anita hörte nur mit halben Ohr hin. Ihr ging diese Frau nicht aus dem Kopf, die auf einen anderen Planeten verwies und dann diese Symbole. Sie waren wie eingebrannt.
"EVA. Gibt es noch weitere Symbole, außer den Unbekannten und dem Sanskrit?", fragte sie.
"Ja, 8 verschiedene Symbole. Sie kamen gegen Ende hinzu. Sie wirken vertraut und doch befremdlich.", erwiderte sie. "Ich versuche mehr darüber herauszufinden."
"Ja, mach das.", hauchte Anita. Ihre Kopfschmerzen haben sich wieder gemeldet. Dagegen musste sie jetzt was tun. Der kleine Medikamentenschrank befand sich in der Messe, im Container nebenan. Also stand sie auf und ging hinaus. Draußen traf sie Major Newski. Anita deutete ihr an, ihr in die Messe zu folgen. Drinnen nahm sie erstmal eine Kopfschmerztablette bevor sie anfing.
"Wie geht es mit den Verhören voran?"
"Ich lasse gerade den ersten Kandidaten rein bringen. Laut den Akten, die mir EVA besorgt hat, sind alle 4 Mitglieder der CIIA. Sie werden Arbeit bedeuten, ihren Willen zu knacken, denke ich." Sie musterte Anita. "Ich bitte daher hier um die Erlaubnis unter besonderen Umständen notfalls auch Folter einsetzen zu dürfen."
"Abgelehnt.", sagte sie schroff. "Ansonsten sind wir keinen Deut besser als die und das will ich später nicht vorwerfen lassen."
"Verstanden." Damit drehte sich der Major um und ging hinaus. Anita blieb allein zurück. Bevor sie auch wieder in ihren Raum hinüber ging. Dort rief sie sich nochmal die verschiedenen Bilder auf, die EVA empfangen hatte, wie sie sagte, waren die Dinger einfach plötzlich da gewesen. In der Zeit der Erstellung hat keine Schnittstelle angesprochen, daher sei es ihr schleierhaft, wie jemand da dann Daten aufspielen konnte. Anita ging es aber um was anderes, wenn jemand hier gezielt Informationen und Wissen vermitteln wollte, die in einer unbekannten Sprache verfasst sind, dann sollte man doch zuerst eine Übersetzungshilfe bereitstellen. Als einen solchen empfand sie jedenfalls die Texte, wo Sanskrit verzeichnet ist. Aber diese kam erst gegen Mitte der gesamten Übertragung. Ihr wollte das nicht klar werden. Daher versuchte sie einen Sinn in dieser Reihenfolge zu sehen. Schon bei den ganzen Zeichnungen wurde ihr schwindelig und gleichzeitig konnte sie sich immer schlechter konzentrieren. Es musste ein Kaffee her, aber schnell.
41° 55' N, 79° 7' O
3888m
Kakshaal-Too Massiv, UdnSSR
21. Juli 2024, 3:21 Uhr Ortszeit
Anita schreckte schweißgebadet hoch. Seit sie den Bildflash in der Höhle gehabt hatte, wurde sie jede Nacht von dem gleichen Alpträumen heimgesucht. Die Frau in weiß stand jedes mal vor der Höhle und zeigte stumm hinein. Anita steht im Lager und will jedes mal hinauflaufen und hinein gehen. Aber irgendwas scheint zurück zu halten. Wie in jeder Nacht konnte sie auch diesmal ihre Beine nicht bewegen. So sehr sie auch kämpfe, nichts passierte. Dann wollte sie schreien, um die Frau an der Höhle auf sich aufmerksam machen, aber auch ihre Stimme versagt. Anita wollte ihre Arme nehmen, aber auch diese gehorchten ihren Befehlen nicht. So ging es eine Weile. Sie auf der einen Seite, die sich mit allen Mitteln versucht mitzuteilen und auf der anderen Seite, die mysteriöse Frau in Weiß. Dann mit einem Mal wandte sich die Frau ab und verschwindet spurlos. Mit diesem Augenblick explodiert die Szene förmlich. Der bis hierher blaue Himmel wird rot und die Luft brennt richtig in ihren Lungen. Aber sie kann sich noch immer nicht bewegen. Wenn sich Anita sich dann wieder rühren kann, hat sich die Luft schon richtig in ein flammendes Inferno verwandelt, dass um sie herum unerbittert tobt. Sie versucht den Eingang zur Höhle zu erreichen, aber sie kann den Eingang nicht finden. Daher stolpert sie im Inferno draußen umher. Nach endlosem Fallen und Wiederaufstehen, fällt ihr Blick zurück auf das Lager. Aber dort ist nur noch eine riesige Feuerwalze, die auf Anita zu rollt und sie schließlich überrollt. Genau in diesem Augenblick wacht sie immer auf. Das war jetzt schon das dritte Mal hintereinander. Für Anita war jetzt nicht mehr an Schlaf zu denken. Sie stand auf und machte sich für den Tag fertig. Dabei zog sie wieder die sowjetische Uniform an. Schließlich gab es noch keine Entwarnung. Sie wusste auch nicht viel darüber. Erst heute Nachmittag würde der Oberst wieder rein kommen müssen. Schließlich stand ein Zwischenbericht bevor und sie wollte das alles vorher noch mal besprechen. Aber dafür musste später Zeit sein. EVA hatte gestern Abend eine erste Übersetzung der Symbole versucht mit dem Umweg über das Sanskrit. Sinnvolles ist dabei erst einmal nicht herausgekommen. Aber EVA sah sich auf dem richtigen Weg.
"Es waren auch noch nicht alle Symbole richtig zugeordnet wurden. Außerdem fehlt noch die ganze Grammatik.", entschuldigte sie sich. Anita hatte Verständnis, war aber auch auf der anderen Seite langsam verzweifelt. Ohne Übersetzung, wie sollten sie herausfinden, wozu dieser Raum eigentlich gut ist und wann würden ihre Alpträume endlich aufhören. Sie musste an die frische Luft. Auf dem Gang war niemand zu sehen, aber an der Tür zum Plateau prangte ein Nuklearzeichen. Eine Sicherheitsvorkehrung, die eingebaut wurde, um die Insassen vor Strahlung zu warnen.
"EVA, wo kommt die Strahlung her?", fragte sie, während sie versuchte in die bereitstehende Schutzkleidung steigt.
"Nach aktuellen Berichten sind einige Gebäude im immer noch zerstörten Teil von Bishkek zusammengebrochen. Dabei wurde eine nicht unerhebliche Menge Radioaktivität freigesetzt. Der Wind treibt sie gerade in unsere Richtung, daher die Warnung. Erwartete Ankunft in ungefähr 1 Stunde.", erwiderte eine Stimme. "Erwartete äquivalente Strahlenbelastung dürfte bei 200mSv liegen. Die Anzüge können das abhalten."
"Also erst in einer Stunde wird der Anzug Pflicht.", sagte Anita und wollte schon ihn schon wieder ausziehen. "Wie lange bleibt die Wolke hier?"
"Unbestimmt. Aktuelle Simulationen gehen von ein Verweilzeit bis in die Nachmittagstunden aus. Der Wind scheint nachzulassen, daher empfehle ich dringend die Anzüge schon jetzt anzuziehen. Übrigens, was machen sie schon so früh auf den Beinen?", EVA war neugierig, da Anita eigentlich eher ein Langschläfer war und die letzten Tage bis 10 Uhr im Bett gewesen war.
"Ich weiß nicht.", murmelte Anita. "Ich habe schlecht geträumt und möchte draußen etwas Luft schnappen."
"Aha." Anita schreckte kurz zusammen. Der Laut kam etwas gespenstig über die Lautsprecher. "Bloß nicht zu lange nach frischer Luft schnappen." Anita zog trotzdem den Anzug wieder aus, klemmte ihn unter den Arm und trat hinaus. Die Nacht war bedeckt aber kalt. Das Außenthermometer in der Schleuse zeigte -14°C an. Anita merkte die Kälte sofort und beeilte sich somit so schnell wie möglich in die Höhle zu kommen. Die dortigen Wachposten wirkten überrascht, dass sie zum ersten um diese Uhrzeit dort auftauchte zum anderen, dass sie einen Schutzanzug bei sich trug.
"Sie sollten sich auch Anzüge besorgen. Es gibt einen stillen Alarm, eine radioaktive Wolke bewegt sich in unsere Richtung.", erwiderte Anita. "Nochwas, sollte ich in voraussichtlich 3 Stunden noch nicht wieder hier sein, dann geben sie dem Oberst Bescheid. Er soll zu mir runter kommen.", fügte sie noch hinzu. Anschließend wandte sie sich zum gehen.
"Wann gibt es eigentlich so Interessantes da unten, dass der Eingang bewacht werden muss?", wollte einer der Soldaten wissen. Sie antwortete ohne sich umzudrehen.
"Je weniger sie wissen, desto besser für alle. Sie werden bei gegebenen Anlass aufgeklärt." Damit war sie mit ihnen fertig und verschwand ohne ein weiteres Wort. Kaum war sie verschwunden, schauten sich die Soldaten an.
"Wie sollen wir an unsere Anzüge rankommen, Anatoli?", fragte einer. "Wir dürfen unseren Posten nicht verlassen und die Ablösung kommt erst in 2 Stunden."
"Geh los und hole beide Anzüge, Alexei. Ich warte hier und bleibe auf Posten. Notfalls übernehme ich die Verantwortung.", erwiderte der Angesprochene.
"Danke, Anatoli." Alexei stand noch an seinem Platz.
"Worauf wartest du eigentlich. Los!", rief Anatoli. Daraufhin setzte sich Alexei in Richtung Lager in Bewegung um 5 Minuten später mit 2 Anzügen zurück zukehren. Gegen 5 Uhr morgens schaltete sich EVA in den Funk der Soldaten ein.
"An Alle Personen im Lager. Ab sofort besteht akute Verseuchungsgefahr für das umliegende Gebiet. Die nukleare Strahlenbelastung ist an der Außenluft mittelstark. Es wird unbedingt empfohlen Schutzanzüge zu tragen."
Aber davon bekam Anita nichts mit. Ihren Schutzanzug hat sie am Anfang der künstlichen Gänge am Boden abgelegt und bewegte sich zielstrebig durch das Labyrinth auf den letzten Raum zu. Dort angekommen ging sie zu einer der äußeren Konsolen. Anita setzte sich davor und nur durch ihre Anwesenheit aktivierte sie sich. Ihr Kopf war leer und suchte nach einem Ansatz als ihr die Symbolanordnungen auf den kristallinen Tasten auffielen. Diese hatte sie schonmal irgendwo gesehen. Sie holte wieder ihren Interfacezettel aus ihrer Innentasche und rief die technischen Zeichnungen auf. Ein schneller Vergleich ergab einen Volltreffer. Ihr kam ein Gedanke und in Folge dessen sie nacheinander alle Konsolen aktivierte und deren Tastaturen mit den Zeichnungen verglich. Nicht alle Zeichnungen passten und daher musste sie teilweise etwas suchen bis sie alle gefunden hatte. Das letzte Bild vor dem ersten Sanskrit Text fand sie dann letztendlich auf der zentralen Konsole vor den Handsäulen. Kaum war diese aktiv, war da wieder diese Symbolik die Hände auf die Säulen zu legen. War das wieder ein Test? Anita war unsicher, auch weil niemand sonst hier war. Sie war allein und sollte der Bildflash wieder so heftig ausfallen, dann würde sie eine Weile hier unten bewusstlos liegen bis jemand hier runterkommen würde. Plötzlich fiel ihr ein, dass niemand hier her kommen konnte, weil sie die bisher einzige, ihr bekannte Person ist, wo die Lampen eine entsprechende Reaktion auslösen, die dann dazu führt, dass die Wand durchlässig wird. Die ganze Sache ist zwar schon entschärft, da nur noch eine Lampe berührt werden muss, aber sie muss noch immer aktiviert werden. Anita zögerte. Musste sie das jetzt tun? Schließlich siegte die Neugier auf das Unbekannte und sie legte die Hände drauf. Die Gelpacks waren diesmal kalt, so dass Anita kurz zurück zucken wollte, aber ihre Hände konnte sie nicht mehr bewegen. Gleich würde wieder der Bilderflash einsetzen, ahnte sie. Aber diesmal blieb er aus, stattdessen änderte sich das Bild auf dem Holoschirm vor ihr. Ein Symbol von den Tasten erschien und gleichzeitig ertönte ein Laut. Das sich anhörte wie eine Wortsilbe, aber unvollständig. Danach war Stille. Plötzlich ertönte ein erschrockener Aufschrei durch den Raum. Anita hatte einen kleinen Stromstoß durch das Gel bekommen und der Laut wiederholte sich. Sollte sie es etwa nachsprechen. Sie zögerte ein weiteres Mal und wieder gab es einen kleinen Stromschlag. Diesmal sprach sie den Laut nach so gut sie konnte. Plötzlich änderte sich das Symbol, ein anderer Laut ertönte. Anita wiederholte ihn. Ein weiteres Symbol mit einem komplizierten Laut erschien. Sie machte einen Fehler bei der Wiederholung, was sofort mit einem Stromschlag bestraft wurde. Diese waren nicht tödlich, es kribbelte nur angenehm in den Fingern. So ging das eine kleine Weile wo auch immer wieder Symbole wiederholt wurden. Eine Art Lehrstunde für die Aussprache diese Symbole vermutete sie, aber mit dem Unterschied, dass diese absolute Pflicht ist und jeder Fehler bestraft wird. Unvermittelt hörte es auf, aber Anita konnte weiterhin nicht ihre Finger von den Gelpacks entfernen. Wie machen die das, fragte sie sich. Plötzlich brach ein Stimme in ihrem Kopf los, die wild hintereinander unbekannte Worte in ihren Kopf rief. Anfangs konnte sie dem noch folgen, aber schon nach wenigen Sekunden wurde die Stimme immer schneller und Anita hatte immer mehr Probleme ihr zu folgen. Bis es nur noch ein auf- und abschwellendes Summen war. Nach gefühlten 10 Minuten hörte es auf und Anita bekam auch die Kontrolle über ihre Hände wieder. Ihr Kopf fühlte sich schwer an, aber sie brach nicht zusammen. Schonmal ein Fortschritt, aber wozu war das Summen da? Anita war vollkommen verwirrt. Inzwischen waren 2 Stunden vergangen. Für weitere Schritte würde sie dann EVA brauchen. Vielleicht hatte Anita endlich den entscheidenden Hinweis für die Übersetzung erhalten. Es war inzwischen nach 6 Uhr morgens. Die Wolke dürfte jetzt im Lagerbereich angekommen sein. Als sie nach draußen trat, erwartete sie bereits die Wachablösung. Beide waren sicher in Schutzanzüge verpackt und mit Atemmasken ausgerüstet. Auch Anita hatte bereits ihren Schutzanzug angezogen und die Atemmaske aufgesetzt. Die Soldaten grüßten kurz. während Anita mit schnellen Schritten auf das Lager zu hielt. Nach der Schleuse, die dazu da ist, eventuelle Strahlung draußen zu lassen, betrat sie vollkommen gehetzt ihren kleinen Raum.
"EVA. Sofort. Ich habe Neuigkeiten.", sagte sie. Anita hatte es gemieden EVA vorher zu informieren.
"Großartig. Ich auch. Aber du zu erst.", erwiderte sie.
"Also, ich hab eine kleine Lehrstunde gehabt." Dabei betonte sie das Wort Lehrstunde besonders und malte dabei mit beiden Hände Gänsefüsschen in die Luft. "Nicht ganz freiwillig muss ich dazu sagen.", fügte sie hinzu. Dann erklärte sie kurz und knapp, was passiert ist.
"Kann ich leider nicht zu 100\% nachvollziehen, da nur wenige Daten den Weg in meinen Speicher gefunden haben. Keinerlei Bilder nur Laute.", sagte EVA nach einiger Zeit.
"Welche Laute?" EVA schwieg einen Moment.
"Es ist deine Stimme.", antwortete sie schließlich.
"Und ich hab die dazugehörigen Symbole glaube ich noch im Kopf. Damit sollte eine Zuordnung möglich sein." Gemeinsam gingen sie an die Arbeit und schon nach 30 Minuten waren sie fertig. Anita lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
"Und was steht da jetzt?", fragte sie. EVA schwieg eine Weile, dann antwortete sie.
"Kennst du den Turmbau zu Babel aus der Bibel?", kam die Gegenfrage.
"Ja, kenne ich. Worauf willst du hinaus?", erwiderte Anita.
"Es hieß doch, sie sprachen alle eine Sprache. Dann kam Gott und verwirrte ihre Sprache, dass keiner den anderen mehr verstand. Worauf ich hinaus will. Viele Worte in dem Symboltext haben eine Entsprechung in den alten Sprachen wie Sumerisch, Babylonisch, Griechisch, Latein, einiges in Sanskrit und auch Chinesisch. Auch Maya konnte ich in abgewandelter Form entfernt nachweisen. Ich denke, die hier gefundene Sprache ist der Ursprung aller Sprachen dieser Welt. Sie wurde verwirrt, um den Turmbau von Babel zu verhindern."
"Warum steht dann da der Text in Sanskrit drunter?" Anita war skeptisch.
"Sanskrit weist symbolmäßig die größten Gemeinsamkeiten auf, aber auch die Schrift der Maya, scheint dem verwandt zu sein."
"Was ist mit den Hieroglyphen der alten Ägypter? Das ist ja auch eine Sprache des Altertums."
"Ägyptisch ist eine Sprache, die Hieroglyphen nur die Schrift. Aber nein, keine erkennbaren Verbindungen. Generell sind die Sprachen des afrikanischen Kontinents hier nicht vertreten."
"Gut, nachdem wir das geklärt haben.", sagte Anita schließlich und machte eine kurze Pause. "Was steht jetzt drin?", rief sie laut. Das Hologramm von EVA flackerte kurz. Ein Zeichen von kurzzeitiger Angst.
"Also gut. Kurz zusammengefasst, gratuliert man uns zum Bestehen des Tests und dem damit verbundenen jetzt uneingeschränkten Zugang zum Wissen des lantianischen Volkes."
"Bitte was. Das Wissen von wem?" Anita war sich nicht ganz sicher, was EVA damit ausdrücken wollte.
"Lantianer. Ein Volk. Vermutlich den Menschen ähnlich, wenn nicht sogar unsere Vorfahren. Die haben anscheinend die ganze Konstruktion angelegt. Es gibt ja später noch weitere Texte, die beschreiben, wie man diverse Teilanlagen hochfährt und wie man selektiven Zugriff erlangt, also immer genau das findet und öffnet was man sucht. Hier ist auch von einer Art Funkanlage die Rede und deren Gebrauch, die Konstruktion einer kompatiblen Gegenstelle. Die nötige Verschlüsselung. Das ist ein ultrakomplexer Algorithmus. Mit dem was hier steht, wären wir theoretisch in der Lage, das Wissen von außen, sogar von Michigan aus anzuzapfen. Ego indeo verimas."
"Ich suche die Wahrheit.", übersetzte Anita fast im gleichen Augenblick.
"Du kennst die Sprache also schon."
"Anscheinend war der zweite Flash eine Art Crashsuperkurs der Lantianersprache in Wort und Bild.", stellte Anita fest.
"Das ist gut, dann stelle ich dir eine Liste zusammen, was du machen musst, um die Kommunikationsanlagen zu aktivieren und die Verschlüsselung entsprechend einzustellen. Ich werde inzwischen einigen Technikern in Mount Pleasant die Pläne für die Gegenstelle geben. Die sollen sich ranmachen." Die Frau vor dem kleinen schwarzen Kasten wurde stutzig und hob eine Augenbraue.
"Warum Mount Pleasant?" Ihr machte es keinen Spaß diese Entdeckung an das Militär abtreten zu müssen."
"Eine reine Vorsichtsmaßnahme, um die Geheimhaltung aufrecht erhalten zu können." EVA machte eine Pause. "Anita, rufe Oberst Berylia hinzu, Vater will mit euch sprechen. Ich hab ihm gerade Neuigkeiten gesteckt. Er sagt es eilt."
"Verstanden.", sagte Anita.
Kaum war Berylia anwesend, schaltete sich auch Feldmarschall Johanna Gronen in das Gespräch ein.
"Gut, alle da.", stellte er Gregor fest. "Um es kurz zu machen. Meine Tochter hat einige Berichte der imperialen Airforce ausgewertet. Erstaunlich, was da zu Tage tritt. Sie haben ein ziemlich unterfinanziertes Projekt, dass Reisen durch einen Tor zu anderen Planeten übernimmt. Das Beste dabei, es scheint sich auf Technologie zu stützen, die wir hier gefunden haben. Das erklärt deren enormes Interesse an dieser Höhle. Ziel dieses Stargate-Programms ist es höher entwickelte Technologie zu erbeuten, diese dann zurück zu entwickeln und anschließend gegen Devisen zu tauschen. Es läuft seit knapp 4 Jahren. Bisher haben sie nicht wirklich was erreicht beim Nachbau der erbeuteten Technologien. Dennoch empfehle ich dringend, das Wissen anzuzapfen, für EVA zugänglich zu machen und anschließend die Kammer zu versiegeln, damit keiner da ran kommen kann, wenn ihr abhaut." Johanna schaltete sich ein.
"Oberst, sie unterstehen ab sofort der Administration von Mount Pleasant. Damit untersteht das gesamte bisherige Unterfangen um diese Höhle nun der absoluten Geheimhaltung und aller daraus resultierenden Programme." Bei Gregors Hologramm bemerkte Anita ein Nicken. Er war einverstanden. Berylia hatte die aktuellen Veränderungen in seinem Leben noch nicht realisiert, er war unsanft von Anita geweckt worden. Er ist zwar gewöhnlich immer bereit, aber die letzten Tage hat er kaum geschlafen und war dementsprechend noch etwas müde, auch wenn er das sich nicht anmerken ließ. "Außerdem werden sie Frau Brecht bei allen noch anstehenden Arbeiten unterstützen."
"Verstanden, Feldmarschall.", bestätigte er kurz.
"Gibt es Neuigkeiten, was ihre Gäste angeht?" Berylia musste sich jetzt zusammenreißen. Er rekapitulierte kurz, was Kira ihm bisher gesagt hatte.
"Wie ich Major Newski verstanden habe, haben 2 Personen schon ausgepackt. Dabei reichte es schon denen aus ihrer Akte vorzulesen. Die beiden anderen Gäste, darunter auch der Teamleader wie mir scheint, muss sie noch eingehender bearbeiten."
"Okay, Newski darf gegebenenfalls härter zupacken. Wir brauchen all deren Informationen. Gronen Ende.", sagte Johanna ohne Rührung. Anita war fassungslos, aber bevor sie etwas erwidern konnte, verschwand ihr Hologramm und sie war wieder mit dem Oberst und Gregor Sertin allein.
"Gut, dann wäre das geklärt.", ergänzte das letzte Hologramm. "Alles weitere zum Abzug später. Ihr müsst aber wahrscheinlich die Wolke aussitzen. Die Sowjets in Alma-Ata haben ein Abholen zum jetzigen Zeitpunkt konsequent abgelehnt, wegen der Radioaktivität bei euch da oben. Kontaktiert mich, wenn alles erledigt ist. Sertin Ende." Anita saß immer noch schockiert auf ihrem Stuhl, während sich der Oberst langsam wieder erhob.
"Na dann. Ich gebe Newski noch Bescheid und dann ist noch bis 8 Uhr Funkstille.", sagte Berylia und ging hinaus. Anita blieb wieder einmal zurück und grübelte noch etwas.
"EVA. Such alles zusammen, was mit dem Turmbau zu Babel zu tun. Jeden Sinn und Unsinn. Ich werd das Gefühl nicht los, dass er mit dem hier zu tun hat. Das hat aber Zeit, ich bereite derweil die Kommunikationsanlage für die Anzapfung vor.", sagte sie und ging ohne auf eine Bestätigung durch EVA zu warten nach draußen in die Wolke.
Passierschein A38.5 gefunden!
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"Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind." Albert Einstein

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Post by trekki001 » Wed, 16. Jun 10, 19:27

Spannend nur weiter so :)

Freue mich schon darauf zu erfahren was als nächstes entdeckt wird :D

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Post by Iifrit Tambuur-san » Fri, 16. Jul 10, 12:20

Ich hab heute für Kapitel 3 entschieden, dass ich da vieles umschreiben möchte und auch eine andere Seite beleuchten will. Kann also noch einige Zeit dauern bis ich weiter mache.

Edit:
Das kommende Kapitel ist fast fertig.
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Post by Iifrit Tambuur-san » Fri, 27. Aug 10, 01:18

Über den Tellerrand

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Ein kluger Ekun sagte einst: Der Krieg zeige einem immer das wahre Gesicht eines Volkes. Seit dem Sieg über die Ungläubigen und deren Vertreibung aus unserer angestammten Heimat hier auf Ekun ist kein Tag vergangen in denen sie nicht versuchten uns zu hintergehen, uns zu täuschen. Aber dies wird in naher Zukunft ein Ende finden. In einem vertraulichen Gespräch zwischen unserem Herrscher und mir sind wir überein gekommen, dass wir die ungläubigen Ketzer, Verräter an unserem Glauben ein und für alle Mal von der Landkarte tilgen werden. Das Volk der Ekun nimmt es nicht mehr hin, dass es von den Enlil nur belächelt wird! Wie verhasst war das Diktat von Zuahiloppa in uns allen, dass es zwar ermöglichte, neue Ressourcen dort abzubauen, uns aber immer noch den Zugang zu ihren weiteren Kontinenten verwehrte bis auf ihre dreckigen Löcher, die sie Städte nennen. Die Eroberung von Wetik vor 10 Zyklen war nur ein kleiner Anfang. In diesen 10 Zyklen haben Generationen von uns begonnen, Technologien zu erforschen. All das haben wir vor den Enlil versteckt halten können, sie haben nie erfahren, über was für eine Streitmacht wir verfügen. Und dies wird ihr Untergang sein. Wir werden sie hart treffen und keine Gnade zeigen, dann wird uns die Erlösung von der ewigen Verdammnis gewährt werden! Nur mit unserem Herrscher, dem erleuchteten Chopal von Lexia, Imperator Farkat vom Blute unserer Erlöser von allem Unreinen und Verdammten, dem Hüter dessen, was uns so groß und mächtig werden ließ, werden wir die Enlil aus ihren verruchten Städten treiben, sie scheuchen wie niederes Getier.
<"Nieder mit den Enlil." Zwischenrufe klingen an, der Redner beschwichtigt mit einigen beruhigenden Gesten>
Aber kommen wir zurück zu uns selbst. Wir haben wir einst die Wasser um Ekun unsicher gemacht mit unseren Freibeutern. Die Enlil haben ihre Schiffe freiwillig versenkt, wenn wir in Reichweite kamen! Sie haben es nie auf einen Kampf mit uns ankommen lassen, weil sie wussten, dass wir, die Ekun und nur wir, die überlegene Rasse auf diesen Wassern waren! Niemand war uns ebenbürtig und wir konnten vor 10 Zyklen auch Wetik mit einem Handstreich nehmen! Aber wie aus dem Nichts, haben die Enlil begonnen zu offen zu bekämpfen. Wir verloren an Boden und mussten uns aus den übrigen Kontinenten nach Wetik zurückziehen. Dort kam es zu einer finalen Schlacht, die wir zwar gewannen. Aber dann fielen uns weitere Enlil in den Rücken. Der Verhandlungstisch wurde eröffnet, statt des schon damals progagierten Endsieges über die Enlil und der Sicherung allen Lebensraum von Arsuek, mussten wir uns mit Wetik begnügen. Der Kontinent ist reich an Rohstoffen, aber er bietet nur wenig Lebensraum, für uns Ekun! Damals noch haben uns die Enlil getäuscht und uns zu diesem Frieden gezwungen. Aber in diesem Zyklus wird sich alles ändern! Diesmal werden wir die Enlil täuschen und Ihnen ihre eigene Medizin geben, auf das sie daran verrecken!
<Jubel>
In weniger als einem Zyklus werden wir die einzigen und wahren Herrscher über diesen Planeten sein und über die Enlil ein und für alle Mal richten. Unsere Kinder werden sich dieser Tage erinnern, an denen wir die Kontrolle über jede vorkommene Stadt der Enlil übernehmen. Aller Guten Dinge sind drei. Beim ersten Mal vertrieben wir die Ungläubigen von Ekun, dann von Wetik und nun werden wir sie ein und für alle Mal von allen Kontinenten vertreiben.
<erneuter Jubel in der Menge>
An dem Tag, an dem wir diese Städte dem Boden gleich machen und auf diesen Trümmern, die unsrigen, reinen Städte errichten werden. Unsere Herrschaft wird glorreich auf diesem Planeten sein. Für weitere 1000 Zyklen.
<Raunen und anschließend frenetischer Jubel>
Wir werden unsere Führer nicht enttäuschen.
<der Redner macht eine kurze Pause, in der der Jubel noch lauter wurde.>
WOLLT IHR DEN VERNICHTUNGSKRIEG?
<Aus dem ohrbetäubenden Jubelschreien dringt ein klares Ja und erste Sieg-Farkat Rufe.>
Dann meldet Euch bei den vielen Rekrutierungsstellen überall im Land und tragt diese Botschaft hinaus über ganz Ekun, damit alle diese Botschaft vernehmen können. Sieg Farkat.
<der Redner streckt die rechte Faust in die Höhe>
Küstenstadt Armeum
Ostküste von Futoi
Planet Enlil
Kunbar System
20. Sabatu 1599 (etwa der 10. Juli 2024)
9:15 Duku Ortszeit
Es lag Nebel über dem Hafen von Armeum. Von weitem hörte man das Schlagen einer Glocke und hin und wieder tönte ein Nebelhorn. Es war noch recht früh am Morgen. Nur einige Fuhrwerke und einfache Lastwagen quälten sich durch die Straßen zu den Piers. Armeum war eine gewachsene Hafenstadt aus der Zeit kurz nach der Großen Vertreibung vor 1200 Zyklen. Damals wurden die Andersgläubigen aus Lexia, der Hauptstadt auf dem Zentralkontinent Ekun, vertrieben. Ihre Lehre ließ sich nicht mehr mit den Doktrinen der Herrscher vereinbaren. Mit der Vertreibung ging eine Jagd und kurze Zeit später ein Krieg einher. Seither sind viele Enlil über alle Teilkontinente von Arsuek auf dem Planeten Enlil verstreut. Einige Händler ließen sich später wieder auf Futoi nieder und gründeten an einer sicheren Bucht am Titum Meer dann die Stadt Armeum. In Ihr überlebte der vertriebene Glauben an Ganos Lal und das Ende des Exils. Nachfahren dieser Händler gründeten später viele kleinere Stützpunkte, darunter auch Hadrus auf Phetr und Kalodrin auf Moshew. Auf die Zeit gesehen, waren die Enlil sehr erfolgreich gewesen. Sie waren den Anderen auf Ekun immer wieder einen Schritt voraus in der Technik und Entwicklung und konnten so einen nicht unwichtigen Vorteil erlangen. Mit einsetzender Industrialisierung zeigte sich, Ekun hatte bei weitem nicht die Ressourcen, die den Enlil auf ihren Kontinenten zur Verfügung standen. Vor 10 Zyklen kam es deshalb zu einem Krieg der Gruppierungen um den Kontinent Wetik, den die Enlil verloren. Seitdem war man um Entspannung bemüht, man nahm Kontakt auf und entsandte Vertreter nach Ekun. Der Zugang nach Lexia wurde den Enlil verweigert. Nur die Hafenstädte der Ekun waren Ihnen zugänglich.
Eine Entwicklung, die die Vorteile in Bauweise und Geschwindigkeit der Schiffe der Enlil nicht aufhob. Doch diese lehnten jede Art von Gewalt gegen andere ab und das unterschied sie von den Enlil von Ekun. Die wiederum waren äußerst aggressiv und auf den Meeren rund um Ekun ging die Kunde von Piraten um, die sich jedes Enlil-Schiff nahmen, was in Sichtweite kam. Die Enlil aber versenkten lieber ihr Schiff samt Ladung, als es solchen "Gaunern" zu übergeben. An dieser geladenen Situation in den Meeren innerhalb Arsueks änderte sich wenig, weshalb die Enlil nach nach Alternativrouten suchten, lieber die stürmische See auf sich nahmen, als von Piraten versenkt zu werden. So entwickelten die Enlil immer bessere Schiffe, die dem Wetter trotzen konnten. Aber Kanonen, um sich gegen andere verteidigen zu können, haben sie nie an Bord genommen, auch wenn sie entwickelt waren. Sie blieben Händler; es gab zwar später auch Kämpfer, aber diese waren in der Unterzahl. Vor einigen Zyklen wurden erste Schiffe mit einem Rumpf aus massiven Metallplatten gefertigt. Sie stellten sich als sehr beständig gegen Wetter heraus. Mit einem Mal waren Schiffe mit Längen jenseits der 200 Schakus 1 Schaku ≈ 1,15m, Anm. des Autors möglich geworden, was ganz neue Schiffstypen ermöglicht hatte.
Eines dieser Schiffe war die Golorien, die diese Größen zwar nicht erreichte, dafür aber trotz einer Länge von 160 Schakus ≈ 184m, Anm. des Autors nur eine Besatzung von knapp 30 Mann besaß. Auch war sie fähig, sehr raue See zu meistern und hatte einen Treibstoffvorrat für mehr als einen Mularwenzyklus Zeit, in der der grüne Mond Mularwen Enlil umkreist ≈ 2-3 Erdmonate, Anm. des Autors an Bord. Zusätzlich zu den großen Schiffsverbrennungsmotoren, die neuste Entwicklung der Ingenieure aus Kalodrin, konnte die Golorien die Kraft des Windes nutzen, sowohl als alleinige Kraft als auch unterstützend zu den Schrauben. Das Schiff hatte eine hohe Bordwand und niedrige Aufbauten, die von 4 großen, über die Schiffslänge verteilten Masten beherrscht wurden. Zwei hinter der Brücke, einer genau über der Brücke und der letzte auf dem Vorschiff. Die Brücke selbst war eine Meisterkonstruktion aus bestem Material, das jedem Sturm standhalten sollte. Der Bug des Schiffes war spitz nach vorne zulaufend und das Heck weit über das Ruderwerk hinauslaufend.
Tomar, ein Enlil von 7,4 Zyklen 1 Zyklus ≈ 5 Erdjahre, Anm. des Autors , stand am gemauerten Kai 13 im Hafen von Armeum, an dem sein Schiff, die Golorien, festgemacht war. Er trotzte dem Wetter, wie es sein Schiff sollte, und auch der Uhrzeit: er wollte heute auslaufen und dann endlich die unbekannten Flecken jenseits des Osthorizonts von Armeum erkunden. Aber bis dahin musste er noch einiges an Bord schaffen lassen. Selbst bei schlechten Bedingungen auf See rechnete er mit maximal 2 Mularwenzyklen, bis er in Hadrus an der Westküste Phetrs am anderen Ende von Arsuek festmachen konnte. Tomar maß 1,60 Schakus in der Höhe und war für sein Alter ausgesprochen fit mit braunem, kurzem Haar. Seine Haut war von der Seefahrt braun gebrannt – seit seiner Einkehr nach Armeum hatte diese Bräune aber gelitten. Er verdiente seine Korins Korin ist das allgemeingültige Zahlungsmittel auf Enlil., Anm. des Autors im Handel. Seine Eltern waren bereits wohlhabend gewesen, aber er wollte sein eigenes Vermögen verdienen. Er diente auf verschiedenen Schiffen, vom Maat bis zum Kapitän, und schaffte es nebenbei durch gezielte Investitionen in Minen auf Ristek völlig überraschend mehrere Millionen Korin zu erhalten. Das war vor einem Zyklus gewesen. Er gab seinen bisherigen Job auf und ging nach Armeum. Dort traf er Dara, die Tochter des Hafenmeisters und seine jetzige Ehefrau. Er selbst stammte aus Hadrus. In Armeum ließ er die Golorien bauen und ausrüsten. Und jetzt hatte er einen Plan gefasst, sich einen Platz in der Geschichte zu sichern. Bisher hatte sich kein Enlil von Armeum nach Osten getraut, um Hadrus zu erreichen. Er hatte diesen Plan gefasst und war anfangs auf Widerstand getroffen. Vor 4 Mularwenzyklen, als der Bau der Golorien begann, konnte er schließlich eine Crew zusammenstellen, zu der er Vertrauen hatte.
Es überwachte die letzten Arbeiten an seinem Schiff. Es mussten noch Ersatzsegel geladen werden, schweres Steinöl wurde als Treibstoff für den Antrieb an Bord gepumpt und auch Vorräte für die Versorgung der Crew wurden an Bord gebracht. Er hatte sich auf einem Klemmbrett alle Papiere zusammengeheftet und ging sie nach und nach durch, während Hafenarbeiter Nahrungsmittel aller Art wie Obst, Gemüse, Fleisch und noch vieles mehr in die Laderäume schafften. Er bestand auf eine ausgewogene Ernährung. Im Hafen lag ein dichter Nebel, der die Sicht auf das, was jenseits des Schiffes war, und von dort auf die Stadt verbarg. Auch die Temperaturen waren dem Gefrierpunkt des Wassers nahe. Die Vorhersage versprach Besserung zum Mittag hin und darauf setzte Tomar. Er wollte im Schein beider Kunbars den Hafen verlassen. So oder so wollte er eine Aufschiebung der Abfahrt nicht hinnehmen. Aber ihn verunsicherten die letzten Nachrichten, die von schwierigen diplomatischen Verhandlungen sprachen. Der Frieden von Zuahilopa Zuahilopa ist die Hauptstadt von Wetik., Anm. des Autors sollte neu ausgehandelt werden. Ekun wollte mehr haben und stellte Forderungen. Es gingen Gerüchte um, wonach Ekun einen riesigen Rüstungsapparat aufgebaut hat und bei Scheitern der Verhandlungen mit Krieg drohte. Daher wurden immer mehr Stimmen unter den Enlil laut, ebenfalls die rasche Aufrüstung der vereinigten Armeen zu beginnen. Damals kämpften sie mit einfachen Gewehren, Kanonen und Schwertern gegen die Ekun. Heute waren halbautomatische Gewehre und Pistolen, Artillerie und erste Flugzeuge Standard. Auch neue Kriegsschiffe waren auf dem Reißbrett schon fertig. Aber nur wenige Regierungsvertreter erkannten die Notwendigkeit dafür. Allein Armeum hatte angefangen, seine Marine umfangreich zu modernisieren. Tomar war sich sicher, wenn die Verhandlungen scheiterten, dann begänne erneut Krieg und diesmal wäre nicht nur Wetik Schauplatz, sondern die gesamte Welt. Das Beladen der Golorien war inzwischen abgeschlossen und Tomar unterzeichnete die nötigen Papiere und drückte sie den Arbeitern in die Hand.
"Das war dann erstmal alles.", sagte er zu Ihnen und gab ihnen ein paar Korinscheine in die Hand. Sie bedankten sich und gingen zurück in die Stadt, die sich auf mehrere Hügel hinter der Bucht erstreckte und deren Anblick bei gutem Wetter von der Bucht aus unglaublich war. Über allem, auf dem höchsten bebauten Hügel eingerahmt in grüne Bergkuppen und schroffen Fels im Hintergrund, lag das Regierungsviertel von Futoi. Ein riesiger Komplex aus unglaublich vielen Gebäuden, die über verschiedenste Korridore und Treppen miteinander verbunden waren. All diese Gebäude umgaben die Kuppel des Parlaments, der Versammlungsraum der gewählten Vertreter aller Enlil Futois. Kaum dass die Arbeiter verschwunden waren, näherte sich ein Schatten dem Pier 13. Tomar erkannte ihn kurze Zeit später als Marol, seinen Schwiegervater.
"Marol, einen glücklichen Morgen wünsche ich dir.", begrüßte er ihn. Marol war ein Armeumstämmiger. Seine Vorfahren hatten Armeum nie verlassen, weil sie seit jeher das Amt des Hafenmeisters bekleidet hatten und dies immer zu voller Zufriedenheit erledigten. Aber Marol hatte nur eine Tochter, der er schon früh alles bei brachte, was man als Hafenmeister können musste. Sie war auch bereit gewesen, das Amt zu übernehmen, doch dann kam Tomar und verdrehte ihr den Kopf. Jetzt wollte sie ihn begleiten und das bedeutete, dass jemand anderes das Amt übernehmen musste – und das gefiel Marol nicht.
"Tomar, auch dir einen glücklichen Morgen", erwiderte er. "Ich will nicht um den Ekun herum reden. Ich möchte, dass du meiner Tochter diesen Unsinn ausredest. Wenn ich während eurer Reise zu Ganos Lal gerufen werde, wer übernimmt dann das Amt des Hafenmeisters? Ich habe keine anderen Nachkommen und meinen Angestellten allein kann und will ich nicht diese Aufgabe anvertrauen. Auf dich hört sie immerhin noch, Tomar!" Der Angesprochene seufzte. Er kannte diese Diskussion und auch deren Ausgang, aber Marol wurde nicht müde, das Thema anzusprechen.
"Marol, deine Tochter hat sich entschieden. Sie hat in dieser Sache einen Dickkopf: sie will mit und ich hab es auch schon versucht, es ihr auszureden, aber es half nichts. Und angesichts der neusten politischen Entwicklungen, kann ich sie auch langsam verstehen."
"Ich verstehe", sagte Marol resignierend. "Kommen wir zu einer anderen Sache: wenn du heute ausläufst, dann sollten wir jetzt den Papierkram mit den Liegegebühren erledigen. Es liegt alles in meinem Büro bereit. Begleitest du mich?"
"In Ordnung, wenn das erledigt ist, kann ich mich vollkommen auf die letzten Vorbereitungen konzentrieren", erwiderte der Kapitän der Golorien und ging zusammen mit Marol in sein Büro gegenüber dem zweiten Pier. Es war das Haus des Hafenmeisters, das seit der Gründung von Armeum existierte, immer wieder renoviert worden war und sich so die Ausstrahlung des alten Armeums erhalten hatte, auch wenn die Stadtplaner andere Vorstellungen hatten. Es war ein massives dreistöckiges Haus, das sich harmonisch in die Lagerhäuser zu beiden Seiten einfügte. Es fiel nur durch das große Wappen von Armeum im Giebel auf, als Zeichen eines offiziellen und öffentlichen Gebäudes der Stadt. Marols Büro lag im ersten Stock. Das Erdgeschoss war für seine Mitarbeiter. Das Büro nahm einen Teil der Etage ein und hatte bereits ein Radio zur Verfügung. Der einzige verfügbare Sender war der Regierungssender, der wichtige Entscheidungen schnell bekannt gab. Marols Empfänger lief rund um die Uhr. Wenn nichts gesendet wurde, sorgte der Sender für Ruhe auf der Frequenz.
Im Rahmen der Formalitäten wechselten letztlich 7500 Korin den Besitzer und anschließend verabschiedete sich Tomar. Er hatte sich mit Dara auf einer der Aussichtspunkte im Norden verabredet, um ein letztes Mal die Aussicht auf Armeum zu genießen. Er ging zurück zur Golorien und beaufsichtigte die letzten Lieferungen, bevor er Franja, der Chefin seiner Mastcrew und seiner Stellvertreterin vorübergehend das Kommando übergab und sich auf den Weg machte. Der Kapitän der Golorien schlenderte an der Bucht entlang nordwärts bis zum Stadtrand. Unterwegs traf er weitere Kapitäne, die ihn sofort erkannten. Manche wünschten ihm auf seiner Reise viel Glück und immer genug Wasser unter dem Kiel, andere brachten ihm Verachtung entgegen, weil er es wagte mit den ureigenen Seefahrtsregeln zu brechen, niemals den Horizont am Rande von Arsuek außer Acht zu lassen. Er ignorierte sie. Kurze Zeit später verließ er den Hafen und kurze Zeit später auch die Stadt selbst und folgte einem Wanderweg die Klippen hinauf, die sich am Nordwestrand der Bucht von dort weiter gen Norden zogen. An freien Tagen war dieser Wanderweg hoch zu den Klippen eine der am meisten frequentierten Ausflugsziele von Armeum. Heute an einem regulären Arbeitstag war hier oben natürlich weniger los. Da gegenwärtig zusätzlich ein dichter Nebel auf der Stadt lag, erwartete Tomar, dass er dort oben kaum etwas erkennen konnte.
Aber kaum, dass er nach oben stieg, ging der Nebel zurück und gab den Blick auf die wunderschönen, grünen und waldbedeckten Berge nördlich von Armeum frei. Hier oben war die Luft klar und kalt. Tomar fasste sich kurz an seine Arme und rubbelte kräftig, bevor er weiterging. Er folgte den Pfad weiter durch den Wald bis zum ersten Aussichtspunkt. Dara hatte gemeint, er würde sie schon finden. Tomar war darauf gefasst, seine Ehefrau nicht gleich am ersten Platz vorzufinden, daher war er umso überraschter, als er sie genau dort vorfand. Eine frische Brise wehte über die Klippe, die Daras tiefschwarzes mittellanges Haar wehen ließ. Da stand sie also mit ihrem schlanken Oberkörper über die Absperrung gelehnt und mit dem Rücken zu ihm. Er schlich sich hinter sie und hielt ihre Augen zu.
"Wer bin ich?", fragte er.
"Ein Mann", stellte Dara fest. "Mit braun gebrannten starken Händen und Armen, die mich wie auf Wolken durch die letzten vergangenen Zyklen getragen haben." Dann nahm sie die Hände runter und drehte sich zu ihm um. Tomar umfasste sie an der Taille und sie umschlang seinen Hals. "Hallo Tomar. Der Morgen war hier oben richtig, richtig schön. Er wird noch besser, da du jetzt hier bist und wir bald in unser größtes Abenteuer starten werden." Er sah sie an. Ihre tiefbraunen Augen hatten ihn schon beim ersten Augenkontakt fasziniert. Sie zeigten ihm eine ganz neue Welt. Die Welt der Liebe. Er liebte sie, daher lag ihm ihre Sicherheit am Herzen. Aber er kannte auch Daras unglaublichen Durchsetzungswillen. Sie küssten sich. Für einen Moment blieb die Zeit stehen.
"Ich liebe dich, Dara", hauchte er.
"Ich dich auch", erwiderte sie leise. Dann blickten beide zusammen über Armeum. Durch den Nebel waren nur einige Schornsteine von den Industriezentren zu sehen. Ansonsten gab es nur Schemen von der Stadt zu sehen. Bei gutem Wetter konnte man die Schiffe in der Bucht zählen. Aber bei dieser Wetterlage sah man nicht einmal das Wasser. Ein paar Vögel zwitscherten und gaben der Szene etwas romantisches, das plötzlich von einem schweren Keuchen unterbrochen wurde. Verwundert drehten sich beide um und sahen wie ein Mann, etwa in Tomars Alter, wie dieser schätzte, auf das Plateau gelaufen kam. Er erkannte in seinem Gesicht Verzweiflung und Angst. Sie eilten zu ihm und versuchten, ihn zu beruhigen. Aber er fiel auf die Knie, atmete kurz durch und fing an zu stammeln.
"Ich bin Fischer … aus dem Norden. Vor einigen Tagen, auf See… eine große Flotte. Solche Schiffe hatte ich nie gesehen. Klobig – und bewaffnet! Aber keiner hörte zu… Man wollte mich töten! Deshalb bin ich hierher. Um zu warnen… "
"Klobig? Schwer bewaffnet?", fragte Tomar. Der Fischer nickte. "Ekun! Es sind Kriegsschiffe der Ekun auf dem Weg hierher?" Wieder nickte der Mann – scheinbar glücklich, dass ihm jemand glaubte. Tomar fielen die Verhandlungen in Zuahilopa ein. Sollten sie eine Ablenkung sein, damit die Enlil nicht mobilisierten? Dara starrte wie entgeistert auf den Mann vor ihr. Wenn die Ekun hierher unterwegs waren, dann war ihr Abenteuer in Gefahr.
"Wir müssen Armeum warnen", rief sie aufgeregt. Tomar nickte.
"Los! Kommen sie", sagte er zu dem Mann. "Wir müssen uns beeilen." Mühsam rappelte er sich auf, bis Tomar ihm unter die Arme griff. Dann eilten sie so schnell wie möglich den Pfad hinunter in die Stadt. Kaum in Armeum angekommen suchten sie eine der kleinen Sicherheitsstationen auf. Dort erzählte der Mann die gleiche Geschichte ein weiteres Mal. Aber die Beamten wollten ihm anfangs nicht glauben. Erst als Tomar den Fischer bat, die Schiffe genauer zu beschreiben, fingen sie an, ihm Glauben zu schenken.
"Ich war lange auf den Meeren unterwegs. Ich kenne die Schiffe der Ekun aus meiner Zeit, in der ich Fahrten in die Ekun-Hafenstadt Kalu Astra gemacht habe. Sie sehen denen ähnlich", betonte Tomar. Die Beamten kannten ihn und schenkten ihm Glauben.
"Dann werde ich meinen Vorgesetzten unterrichten", sagte der ältere Beamte, dessen Haare schon fast vollständig jede Farbe verloren hatten. Alles ging sehr gemächlich vonstatten, was Tomar ärgerte. Dara bemerkte ein schnelles Funkeln in seinen Augen.
"Liebling, ruhig bleiben.", sagte sie geduldig. Tomar atmete mehrmals tief ein und aus. Sie hatte Recht, nur nicht aufregen. Der Beamte hob den Hörer von seinem Telegesprächsapparat ab und wartete darauf, dass die Vermittlung sich meldete.
"Den Sicherheitschef von Armeum bitte. Es eilt", sagte er schließlich. Dann entstand wieder eine kurze Pause. Die gesamte Telegesprächtechnik steckte noch in den Kinderschuhen. Aber die Sicherheit von Armeum hatte die Möglichkeiten erkannt und alle Stationen damit ausgerüstet und ab diesem Moment hatte es sich gelohnt. Tomar stieß sich vom Tresen ab und wandte sich bereits zum Gehen, da stand plötzlich noch eine Frage im Raum.
"Der Sicherheitschef fragt, wann mit dem Eintreffen zu rechnen sei?", sagte der Beamte. Tomar schluckte und der Fischer, der inzwischen einigermaßen bei Kräften war, resignierte offensichtlich.
"Das kann jetzt passieren. Ich meine sofort. Vielleicht erst in ein paar Stunden oder gar erst in einigen Tagen – aber es wird geschehen! Spätestens, wenn die Friedensgespräche von Zuahilopa gescheitert sind", warf Tomar kurzentschlossen ein. "Ich bin jedenfalls auf dem Weg in Richtung Hafen. Mein Schiff soll vor der Ankunft der Ekun auf dem offenen Meer sein." Damit sah er Dara an, die sofort verstand und ihm ohne weitere Worte folgte.
Am Pier 13 rannte er die Gangway zum Schiff hinauf und stellte sich vor eine völlig überraschte Franja, die sich wunderte, warum Tomar es plötzlich so eilig hatte.
"Die Ekun kommen. Wir müssen verschwinden", schnaufte Tomar. "Alles fertigmachen zum Auslaufen!"
"Das geht nicht", erwiderte Franja, ohne sich von Tomar Hektik anstecken zu lassen. "Es fehlen noch fünf Mann aus meiner Segelcrew. Ohne die haben wir die Takelage nicht im Griff." Tomar ignorierte es anfangs.
"Maschinenraum, Aggregate anlassen", rief er ins Sprachrohr hinunter.
"Verstanden", antwortete der Maschinist.
"Franja, wann kommen die Nachzügler an?", fragte er.
"Ich weiß es nicht. Die sollten schon lange da sein."
"Wo kann ich sie finden? Ich gehe sie holen."
"Sie haben eine Unterkunft in einem Hinterhof im Stadtteil Jaegigo angegeben, als sie angeheuert haben. Ich suche schnell die Adresse raus", sagte sie und verließ die Brücke. Schon nach 2 Minuten war sie wieder oben. Eine Zeit, die Tomar wie eine Ewigkeit vorkam und der sich immer wieder nervös umschaute. Franja wollte gerade anfangen zu sprechen, als ein Rütteln durch das Schiff ging und aus den Schornsteinen mächtig dunkle Wolken ausgestoßen wurden. Nach einigen Sekunden verschwand das Rütteln und wurde durch ein gleichmäßiges Brummen ersetzt. "Okay, hier ist die Adresse", wurde es von Franja scheinbar unterbrochen.
"Danke Franja. Ich bin gleich wieder da. Macht ihr weiter das Schiff auslaufbereit."
"Verstanden", sagte Franja und Dara trat auf ihn zu.
"Pass auf dich auf", sagte sie und küsste ihn noch einmal. Es lag noch immer Nebel über der Bucht und dem Hafen, als er das Schiff hinter sich ließ und Richtung Innenstadt lief. Langsam wachte die Stadt auf. Weitere Fuhrwerke, Fahrzeuge und auch Enlil drängten durch die engen Straßen. Der Stadtteil Jaegigo, nah am Stadtzentrum von Armeum gelegen, war eines der jüngeren Geschäftszentren, in dem sich vor allem die Finanzindustrie angesiedelt hatte. Wegen des immer noch zweifelhaften Rufs saßen hier aber vornehmlich kleine und mittelständische Banken, die die Anbindung ans Stadtzentrum schätzten und ob dieser Nähe eine Aufwertung des Viertels erwarteten. Da dies jedoch nur mit der Zeit geschah und die Preise dementsprechend vom Zentrum ausgehend anstiegen, gab es in den äußeren Bereichen des Viertels eine Vielzahl alter, teils arg sanierungsbedürftige, Mietshäuser und günstiger Hotels, die im Kontrast zu den meist neu gebauten Bankgebäuden standen. Als Tomar den Hafen verlassen hatte und durch die Straßen lief, hörte er plötzlich ein dumpfes Brummen am Himmel. Aber durch den Nebel konnte er nicht erkennen, woher es kam. Er wusste zwar, dass die Armee seit geraumer Zeit mit Fluggeräten experimentierte, wie er auf diversen Flugschauen gesehen hatte, die er während des Baus der Golorien besucht hatte. Aber: Flugzeuge? Hatte der Fischer nicht von Schiffen geredet – oder hatten die Ekun es geschafft, Flugzeuge von Schiffen starten zu lassen? Tomar beschleunigte seinen Schritt und erreichte nach einigen Minuten die Straße in Jaegigo, in der sich nach Angaben von Franja das Hotel der Männer befinden sollte. Hausnummern fehlten, aber da Franja vorausschauend den Namen notiert hatte, löste sich das Problem im Grunde von selbst. Als er den Hinterhof betrat, wurde das Brummen am Himmel stärker, kam näher – Tomar wurde nervös: was wollen die da oben? Armeum war schließlich unter ihnen. Im Eingangsbereich des Hotels, das diesen Begriff nicht verdiente, erkannte Tomar einen fülligen Mann hinter dem Empfangstresen. Er schien sich um irgendwelche Sachen zu kümmern und Tomar nicht zu bemerken, ebenso wenig wie das Brummen aus der Luft. Tomar trat heran.
"Einen glücklichen Tag", begann er mit der typischen Floskel, die ihm in seiner Nervosität und Eile zynisch erschien. "Ich suche fünf Personen, die hier abgestiegen sind."
Der vor ihm schaute auf. "Es sind hier auch nur noch fünf: vier Männer und eine Frau. Sie sitzen im Aufenthaltsraum", erwiderte er gelassen.
"Was machen die da?", fragte der Kapitän der Golorien.
"Frühstücken."
Das war zu viel für Tomar, das Brummen in den Ohren ‚die Wut lenkte ihn von der Angst um sein Leben ab.
"Wo ist der Aufenthaltsraum?!"
"Hier links am Ende des Gangs und kommen sie runter. Die haben die Nacht in der Bar verbracht und mächtig einen im Stiefel." Der Kommandant schnaubte und stürmte in die ausgewiesene Richtung, ohne sich zu verabschieden. "Danke, gern geschehen.", rief der Empfangsmann Tomar in seiner unermüdlichen Ruhe hinterher. Dieser bekam das nicht mehr mit und Riss mit Wut im Bauch die Tür zum Aufenthaltsraum auf, um nahezu im gleichen Moment fast von den Beinen gerissen zu werden. Draußen auf der Straße gab es eine mächtige Explosion, die ihn wanken ließ. Im Raum selbst wurden alle fünf Anwesenden von ihren Stühlen gerissen. Als Tomar hinein wankte, erkannte er, dass die Explosion die Fenster zum Hof von der Explosion nach innen gedrückt worden waren und jetzt als Scherben überall verteilt lagen. Noch etwas benommen vom Detonationslärm ging er zu seinen Leuten. Diese waren auf den ersten Blick unverletzt und sahen Tomar mit einer Mischung von Verwirrung und Entsetzen an.
"Kapitän Tomar…", begann Kimi, die einzige Frau unter ihnen. Tomar schüt\-telte seinen Kopf und versuchte, irgendwas davon zu verstehen, was sie ihrerseits zu sagen versuchte. Es gelang ihm nicht, so dass er stattdessen einen Blick nach draußen wagte. Vor der Absteige lagen brennende Trümmer auf dem Hof und das Gebäude, dass bis vor ein paar Minuten noch die Sicht auf die Straße verdeckte, war schwer beschädigt. Ihm wurde schlagartig klar, was los war.
"sch****!", rief er. "Bomben! Sie bombardieren die Stadt!" Er war hellwach und seine Stimme übertönte den Lärm der einsetzenden Verwüstungen. Seine Mannschaft schaute ihn erstaunt an, wusste nicht, was geschah. "Keine Zeit für Erklärungen. Wir müssen zum Hafen. Die Golorien läuft aus. Jetzt! Im Nebel können wir entkommen. Los! Raus durch die Küche und so schnell wie möglich weg!"
"Aber viele unserer Sachen ist noch auf den Zimmern", warf einer der Matrosen ein.
"Ihr habt euren Seesack hier, reicht", erwiderte Tomar, der bereits vor der Küchentür stand und gemäß seiner tiefsten Instinkte fliehen wollte. "Und jetzt, verdammt, Beeilung!" Endlich reagierten sie und rannten durch die Tür in die Küche und von dort durch den Lieferanteneingang hinaus ins Freie. Sie fanden sich auf einem kleinen Platz wieder, der offen an einer kleinen Nebenstraße lag. Tomar rannte voraus, um noch vor erreichen der Straße zu Boden geschleudert zu werden, als das Hotel von einer Bombe zerrissen wurde. Entweder bombardierte der Gegner die gesamte Stadt oder die Angriffe waren einfach unpräzise. Die Druckwelle drückte die sechs jedenfalls nach unten und presste ihnen die Luft aus den Lungen. Als Tomar wieder atmen konnte, stemmte er sich mühsam auf. Um ihn herum lagen Trümmer, aber wie durch ein Wunder war niemand von seinen Leuten oder er selbst verletzt. Sie mussten von hier verschwinden, dass war ihm jetzt so klar, wie es nur irgendwie sein konnte. Je länger sie hier verweilten, desto höher lag die Wahrscheinlichkeit, dass sie doch noch von einer Bombe direkt getroffen wurden. Er half seinen Leuten hektisch auf, war dabei kaum hilfreicher als die Panik, die diese erfasste.
"Los, lauft direkt zum Hafen. Die Golorien sollte auslaufbereit sein." Kimi und die vier Männer rannten los, jeder mit seinem Gepäcksack auf dem Rücken und so gut es eben ging mit der Last. Um sie herum fielen jetzt die Bomben in die Straßen und auf die Häuser. In Panik rannten die Enlil auf die Straßen, ohne dort eine Zuflucht zu finden. Viele Enlil rannten vor den Bomben weg in Richtung Regierungsviertel oder in Richtung der Berge, so dass die Bomben sie vor sich her trieben. Aber Tomar rannte in die Gegenrichtung. Zum Hafen. Einige Enlil taten es ihm gleich. Nach dem Verlassen von Jaegigo drängten sich die Menschen auf den Straßen. Jeder versuchte schnellstmöglich aus der Stadt hinauf in die Berge zu kommen, weg von der Küste. Tomar setzte seine Ellbogen, seinen ganzen Köper, ein, um sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, aber es gab kein Durchkommen. Auch, weil er sich dagegen stimmte, wogte er mit den Massen, agierte wie all die anderen Enlil. Da sah er im Augenwinkel eine kleine Gasse, die nicht von Enlil gefüllt war. Er signalisierte seinen Leuten, sich dorthin durchzuschlagen, während er selbst schon dorthin eilte. Bloß weg von den anderen Enlil. In der Zwischenzeit war es ruhiger geworden. Die Bombeneinschläge hatten aufgehört und man hörte nur noch die Schreie verzweifelter Enlil und das Einstürzen von Häusern. Schließlich hatten sie sich in die Gasse gerettet, um nicht von der vor ihren Augen dahin schleppenden Masse mitgeschleift zu werden. "Wir brauchen einen anderen Weg. Hier geht es nicht weiter“, stellte er fest und sah sich um. Das Brummen im Himmel verklang immer mehr, stattdessen war jetzt ein Heulen zu hören, dass immer lauter und höher wurde. Tomar trieb seine Leute noch mehr zur Eile an, sie mussten hier weg. Kimi rannte voraus tiefer in die Gasse hinein und um die nächste Ecke herum. Durch die Menge waren sie vom Hafen weggetragen wurden und das mussten sie jetzt korrigieren. Nach ein paar Sekunden erkannte Kimi wieder eine Straße, die aus mehr als einem breiteren Bürgersteig bestand und ihrer Meinung nach leer war, und hielt direkt darauf zu.
Zeitgleich wurde das Heulen unerträglich und entlud sich vor ihnen in einer mächtigen Explosion, eigentlich mehr einer Stichflamme, aber für die Menschen in dem Chaos machte das keinen Unterschied. Ein Flugzeug schlug vor ihnen in die Straße ein und schnitt so den Weg ab. Kimi bekam einen richtigen Schreck, während Tomar sich die Maschine ansah. Er kannte dieses Modell nicht, was ihn zu der Annahme verleitete, dass es sich um ein Ekun-Fluggerät handelte. Der Blick auf das verbeulte Höhenruder bestätigte ihn. Es zeigte das Symbol der sogenannten Kharlikod, der ersten Familie. Sie hatten sich nach dem ersten Krieg vor 1200 Zyklen in den Trümmern von Lexia niedergelassen und sich zu den Herrschern über den Kontinent Ekun erhoben. Seitdem hatten sie jeden Widerstand grausam niederschlagen können.
"Scheint so als wäre da oben etwas im Gange.", bemerkte einer der Männer.
"Ja, vielleicht ist das unsere Chance.", erwiderte Tomar, wandte sich von dem Wrack ab und rannte weiter in Richtung Pier 13. Auf dem restlichen Weg trafen sie nur noch wenige Enlil, die aber meistens in Richtung Stadtrand oder Hafen unterwegs waren. Der Nebel hielt sich immer noch hartnäckig im Stadtgebiet, unterstützt vom Rauch der Flammen, die von den Bomben genährt wurden. Einen Alarm der Regierung hatte es anscheinend noch immer nicht gegeben. Schließlich erreichten sie den Hafen. Tomar war erleichtert. Endlich im Hafen. Hier war der Nebel wieder dichter. Völlig verschwitzt und vom Straßendreck und Trümmern ganz schmutzig betrat er die Pier. An dem Aufgang zu seinem Schiff erkannte er zwei Enlil, die logischerweise nervös waren. Beim Näherkommen erkannte er Dara und ihren Vater Marol.
"Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden, aber auch, um die Nachrichten weiter zu reichen, die ich vor wenigen Minuten im Radio gehört habe. Das war kurz nachdem ich das erste Mal dieses Brummen vernommen habe. Die Gespräche von Zuahilopa sind gescheitert. Wie es aussieht war das schon die ganze Zeit der Plan der Ekun. Sie haben die Regierungen hingehalten, um ihren eigenen Angriff direkt und schnell ausführen zu können. Ihr solltet die Chance nutzen und jetzt ablegen. Der Nebel wird bleiben und euch decken." Tomar war schockiert. "Und es scheint so, als ob die Ekun schon hier sind.", bemerkte er, als er sich Tomar genauer angesehen hatte. Dieser kommentierte das nicht weiter.
"Jaegigo wurde aus der Luft bombardiert. Wahrscheinlich ist auch die Armee in der Luft – vor uns ist ein Ekun-Flugzeug abgestürzt. Aber warum bist du noch nicht aus Armeum verschwunden, Marol? Das hier ist tödlich!"
"Nein, ich bleibe. Ich bin der Hafenmeister. Viele Schiffe haben schon nach den ersten Explosionen ihre Leinen eingeholt und sind raus in die Bucht. Sie setzen auf ihre direkte Ortskenntnis über Untiefen, um ungesehen zu verschwinden. Außerdem ich bin alt, wem sollte ich nutzen, wenn ich nicht in der mir angeborenen Position hier die Stellung halte?", entgegnete Daras Vater stoisch. Da wusste Tomar keine Antwort mehr. Die Nachzügler waren auch inzwischen an Bord gegangen und Franja stand an der Reling.
"Wir sind fertig zum Auslaufen", sagte sie.
"In Ordnung… Wir verabschieden uns noch", erwiderte Tomar. Seine erste Offizierin bestätigte das mit einem Nicken und war wieder verschwunden.
"Machen wir das kurz.", begann Marol. "Weil wir uns vermutlich niemals wieder sehen werden." Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm. Dara und er umarmten sich und weinten ein paar Tränen. Als sie sich wieder in die Augen sahen, nahm Marol ein kleines Säckchen aus seiner Tasche.
"Ich musste deiner Mutter damals versprechen, dass du es kriegst. Es ist ein altes Erbstück und ich wollte es dir eigentlich auf meinem Totenbett geben, aber dies ruhige Ende scheint mir nicht vergönnt. Es ist eine Brosche, seit Generationen im Besitz ihrer Familie. Manche glauben, sie sei älter als die Große Vertreibung, gar älter als die Zyklenrechnung. Aber keiner weiß es genau", erklärte der alte Mann, legte seiner Tochter das Objekt wie ein Abschiedsgeschenk in die Hände und schloss diese dann. "Ich bin mir sicher, du wirst irgendwann herausfinden, was es damit auf sich hat." Dara öffnete das Säckchen und holte den Gegenstand ans Licht. Es war ein kleiner filigraner Gegenstand, der aus einer über mehrere Ecken verknoteten, endlosen Linie bestand, die dadurch knapp ein Dreieck beschrieben. Die Mitte wurde von einem großen gefüllten Kreis bestimmt, der von drei weiteren Kreisen umschlossen war, auf denen wiederum drei unterschiedlich große und ebenfalls gefüllte Kreise zu sehen waren. Es hatte den Anschein, als würden diese drei den einen großen umkreisen. Wobei der mittlere umlaufende Kreis fast so groß war wie der in der Mitte, während der innerste umlaufende Kreis der kleinste war. Die endlose Linie war in leuchtendem Silber gehalten, aber die Kreise obenauf waren einfarbig und in mattem Dunkelgrau gehalten. Sie strich mit ihren Fingern darüber, woraufhin der größte Kreis bei der Berührung aufleuchtete. Erschrocken zog Dara ihre Finger zurück und beobachtete gebannt das entstehende Schauspiel. Die äußeren Kreise bewegten sich plötzlich und nahmen andere Stellungen zueinander ein. Schon nach wenigen Sekunden war alles vorbei und das Licht erlosch. Dara berührte den Kreis erneut, aber Leuchten und Bewegung blieben aus.
Tomar und Marol hatten nichts von alledem mitbekommen, weil sie sich in diesem Moment umarmten und schließlich Lebewohl sagten. Dara ließ die Brosche in die kleine Tasche gleiten und betrat mit ihrem Mann das Schiff. Der Aufgang wurde auf die Pier fallen gelassen und auf der Brücke gab der Kapitän kurze Zeit später den Befehl zum Ablegen. Die Leinen wurden eingeholt, die Schornsteine stießen ihren Rauch in die Mischung aus Rauch und Nebel, die die Stadt und die Bucht einhüllte, und das Schiff nahm Fahrt auf, als die Schrauben sich in Bewegung setzten. Marol blieb allein auf der Pier zurück, verabschiedete sich gedanklich von seiner Tochter, seinem Schwiegersohn – und kehrte auf ein letztes Mal zu seiner Arbeit zurück.
Auf der Golorien ging Tomar für einen Moment hinunter in die Mannschaftsmesse, in der sich im Moment der Großteil der Crew aufhielt. Er wollte sie über die Geschehnisse aufklären. Als er die Messe betrat, sahen sie ihn mit ängstlichen und sichtlich verwirrten Blicken an. Tomar antwortete mit einer Geste der Geduld, er würde gleich aufklären – er war der Kommandant, also hatte er Ruhe zu zeigen und so hoffte er, dass niemand merkte, wie aufgewühlt er selbst im Innern war, wie sehr er seiner Besatzung glich, was seine Gefühle bezüglich des Geschehenen betraf.
"Männer und Frauen der Golorien, sofern das niemand bis jetzt bekannt gegeben hat, tue ich es jetzt: Wir stehen seit heute Morgen im Krieg mit Ekun! Die Friedensverhandlungen in Zuahilopa sind gescheitert. Um zu entkommen, legten wir jetzt ab. Wie andere Schiffe…
Die Regierung verkündete erst nach dem Angriff Kriegserklärung und Mobilmachung. Deshalb spreche ich Sie von der Wehrpflicht frei." Er brauchte die Besatzung, hatte keine Alternative zu dieser Handlung. "Ich will nach wie vor das Titum-Meer überqueren. Wer von Ihnen aber hier bleiben und kämpfen will, dem steht es frei auf eines der anderen Schiffe zu wechseln. Doch ich brauche Sie alle und bitte Sie daher zu bleiben, um unsere Brüder und Schwestern in Hadrus zu warnen und dort den Kampf zu unterstützen… Die Lage hier ist aussichtslos – und ich zähle auf Euch, auf meine Besatzung. Jeder für sich mag einiges bewegen können, aber eine Mannschaft wie diese, eine der besten, kann Berge versetzen", appellierte Tomar an seine Besatzung.
Gespräche zwischen den Besatzungsmitgliedern flammten auf. Schockiert führte man sich die Ausmaße des Gesagten vor Augen. Vielleicht auch, um für Ruhe zu sorgen, stand der Mannschaftssanitäter, ein geachtetes Mitglied der Besatzung, auf.
"Ich glaube, ich spreche im Namen der gesamten Crew", begann er und sah sich unter seinen Kameraden um. Tomar meinte, dass er die Lage sondierte. Anschließend sprach der Arzt weiter. "Wir haben einen Vertrag mit diesem Schiff und seinem Kapitän unterzeichnet. Diesen Vertrag müssen und werden wir einhalten." Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht und die Mitglieder der Besatzung reckten ihre Fäuste in die Höhe – wohl, um sich selbst Mut zu machen.
"Bis Ganos Lal uns zu sich ruft.", riefen sie im Chor. Tomar schien zufrieden. Die Besatzung war absolut loyal zu ihrem Kapitän – mehr hätte er nicht hoffen können.
"Gebt die Kunde weiter, damit sie jeder hört. Außerdem, bevor ich es vergesse, wenn es Fragen gibt, so bin ich auf der Brücke. Noch fahren wir durch den Nebel", sagte Tomar und wartete erst die Reaktionen ab. Die Crew war noch in einer Art kollektiven Rausch, den sie durch das Schiff tragen würde. Dementsprechend gab es keine Fragen und Tomar machte sich auf den Weg zur Brücke. Zum wiederholten Male genoss Tomar, trotz der Situation, diesen Augenblick, auf die Brücke zu kommen. Sie ging über die gesamte Breite des Schiffes und integrierte damit auch die beiden Nocks an Steuer- und Backbord. Mittschiffs und am vorderen Ende der Brücke befand sich das Ruder. Zu beiden Seiten davon die Maschinentelegrafen für jeweils die jeweilige Schraube am Heck. In einem Abstand von zwei Metern vom Ruder war der Kartentisch, am dem der Navigator und seine Assistentin Leona ihren Brückendienst absolvierten. An Steuerbord, neben dem Kartentisch saß der Funker und an Backbord stand die größte Innovation dieses Schiffes.
Ein elektronisches Ortungssystem, um Schiffe auch in Nebel und Dunkelheit zuverlässig orten zu können. Er hatte es kurz vor Fertigstellung des Schiffes von einem Marineoffizier erstanden. Inklusive der Ortungsantenne, die er auf dem Mast direkt über ihnen hatte montieren lassen. Die gesamte Technik war teuer, aber aus militärischer Sicht veraltet. So hatte die Antenne zwar einen Motor, aber die Rotationsgeschwindigkeit war wesentlich langsamer als die der neueren Marineanlagen. Auch war die Auflösung nicht so gut. Und Tomar war stolz, dass seine Golorien das erste Zivilschiff mit einer solchen Anlage war. Die Bediener hatte der Verkäufer damals noch selbst eingewiesen und jetzt war es auch an diesem angelehrten Enlil, dass dieses Schiff sicher durch den Nebel kam.
Hinter dem Ortungsgerät ging es hinunter zu den übrigen Decks. Der Kartentisch wiederum stand mit der dem Heck zugewandten Stirnseite gegen eine Wand, hinter der sich der Mast befand. Ein Krähennest als Ausguck erachtete Tomar als nicht mehr zeitgemäß, weshalb er es bei den Planungen hatte streichen lassen. Für die angespannte Situation war es verhältnismäßig ruhig auf der Brücke, Franja war an ihrem Platz Steuerbord vor dem Funker und blickte sorgsam nach draußen. Auch wenn sie nichts sehen konnte, hing ihr ein Fernglas um den Hals. Der Steuermann hatte das Ruder fest in der Hand, obwohl Tomar eine Erleichterung in Form einer Verriegelung vorgesehen hatte, die es dem Steuermann bei ruhiger See erlaubte, das Ruder sich selbst zu überlassen, doch mitten im Hafenbecken, mitten im Kriegsgebiet, war es längst nicht ruhig genug.
Dara saß im Backbordnock und starrte ebenfalls hinaus in den Nebel. Hinter dem Funkerplatz war während der Planungsphase noch Platz gewesen, weshalb Tomar dort eine große Technikwand einbauen ließ, vor der ein Maschineningenieur saß, der das Stromnetz und auch alle anderen Systeme im Blick hatte, wie den Stand in den Frischwassertanks oder den Status der Entsalzungsanlage. Es war nicht ganz billig gewesen, aber ihm war es das wert, um alle wichtigen Bereiche des Schiffs immer im Auge zu haben. An der Ecke der eigentlichen Brücke zu Navigation und Ortungssystem befanden sich die einzelnen Sprachrohre, die ihn mit den Dienstverantwortlichen in beiden Maschinenräumen verband. Dort stand ein Stuhl, Tomars Stuhl. Bei ruhiger Fahrt war das sein Platz. Von diesem konnte er durch die Brückenfenster zum Bug schauen, und durch die Seitenfenster nach Steuerbord. Er setzte sich, konnte aber nur den Nebel erkennen. Sie fuhren blind durch die Bucht, als der Mann am Ortungssystem Alarm schlug.
"Ich habe ein massives Echo auf Nordost. Woah, unglaublich! Das nimmt kein Ende. Das muss die Ekun-Flotte sein", rief er.
"Wie weit sind sie entfernt?", fragte Tomar. Der Mann aus Ristek, wenn sich Tomar richtig erinnerte, schaute nochmal auf seinen Schirm.
"Mindestens sechstausend Schakus Aber sie bewegen sich nicht. Scheinen uns nicht zu sehen. Außerdem sehe ich weitere Schiffe. Bei Südwest bis Südost. Sieht aus, als würden sie die Stadt verlassen."
"Verstanden", erwiderte Tomar. "Kurs und Geschwindigkeit beibehalten. Wir wollen nicht auffallen. Funker?"
"Ja, Kapitän?", sagte ein mittelgroßer, schwarzhaariger Mann, der sich hinter seinem Tresen erhob.
"Der Händlercode ist doch sicher, oder?"
"Positiv, er ermöglicht sichere Kommunikation."
"Gut, informieren Sie alle Schiffe, die Sie erreichen können, über die Gefahr nördlich von uns. Alle Schiffe mit hoher Reichweite sollen nach Osten fahren, der Rest soll schnellstmöglich nach Süden abdrehen. Unterbreiten sie es als einen Vorschlag.", sagte Tomar. "Sie sollen versuchen, die Bucht von Kap Amnet zu erreichen. Dort können sie Wasser und Nahrung bunkern, um nach Okraneti zu fahren. Der Rest folgt uns auf das offene Meer. Wir werden einige Tage fahren und uns dann beraten. Daher sollte nur der mitkommen, der weiß, dass er später noch die Reserven haben wird, um wieder das Festland zu erreichen. Jeder soll nur den Empfang bestätigen, keine Antwort." Der Funker kritzelte noch kurz die Worte auf einen kleinen Zettel, dann setzte er sich wieder hin und setzte seine Kopfhörer auf.
"Verstanden.", sagte er noch, dann ratterte die Kodiermaschine. Die Händler der Enlil waren stolz auf ihren Rotor-Code, die sich einige Mathematiker und Techniker vor zwei Zyklen erdacht hatten. Es war eine der Neuerungen, die sich binnen eines Zyklus auf alle Kontinente der Enlil verbreitet hatte. Damit war man geschützt vor Spionage durch die Ekun, die hin und wieder den Funk abgehört hatten und so gezielt Schikane gegen Enlil-Händler auf Ekun betrieben. Auch das Militär hatte schnell die Vorteile der Rotorverschlüsselung erkannt und eine gesonderte verbesserte Version angefordert. So kam es, dass die Händler immerhin fünf Walzen mit azyklischer Weiterschaltung besaßen, das Militär hingegen Geräte mit acht Walzen betrieb. Die Verschlüsselungscodes änderten sich bei den Händlern immer noch einmal pro Zyklus und die Änderung lag jetzt einen Mularwenzyklus zurück, daher erwartete Tomar, dass die übrigen Schiffe den Text verstanden und entsprechend handelten. Nach wenigen Minuten hörte das Rattern der Walzen auf und wurde durch das rhythmische Klopfen auf den Funkknopf ersetzt. In der Zwischenzeit fuhr die Golorien in gespenstischer Ruhe durch den Nebel; kein Enlil war an Deck und auch sonst hielt jeder für einen Moment den Atem an. Einzig der Lärm der Maschinen und das Funkgerät drangen an Tomars Ohr. Dann hörte das Klopfen auf. Der Kapitän vermeinte für einen Moment seinen eigenen Herzschlag zu vernehmen. Hatte auch wirklich jedes Handelsschiff da draußen seine Nachricht verstanden?

Etwas weiter südlich der Golorien fuhr das Handelsschiff Tikia unter dem Kommando von Kapitän Kalom. Es war ein großer Standardfrachter mit über 200 Schakus Länge und entsprechend starken Maschinen. Der Seemann stand angespannt auf der Brücke. Er hatte abgelegt, als die ersten Bomben gefallen waren. Sein Ziel war die Stadt Mistral Virinox auf Moshew. Im Augenblick starrte er angestrengt auf das nebelverhangene Meer und wurde so von seinem Funkter überrascht, der auf die Brücke stürmte.
"Wir haben einen verschlüsselten Funkspruch empfangen.", rief er atemlos.
"Zeigen sie her.", erwiderte Kalom bestimmt und entriss dem Funker den Zettel. Es folgten Sekunden der Stille. Dann senkte der Kapitän den Zettel. "Bestätigen sie den Empfang." Dabei strahlte er eine Ruhe aus, die der Funker seit Beginn dieses Chaos selten von seinem Vorgesetzten gesehen hatte.
"Verstanden.", erwiderte er und eilte von der Brücke. Inzwischen stand Kalom an dem Telegesprächsgerät zum Maschinenraum.
"Maschinenraum, wieviel Treibstoff haben wir?", fragte er.
"Genug für eine direkte Fahrt nach Mistral Virinox und noch ein bisschen mehr.", antwortete der Maschinist.
"In Ordnung." Kalom wandte sich an den Steuermann. "Kurs Ost, halbe Fahrt voraus."
"Verstanden, Kapitän.", antwortete der Steuermann. "Erlauben sie mir eine Frage. Was haben sie vor?"
"Es gibt einen Plan. Das muss reichen.", antwortete Kalom geheimnisvoll.

"Kapitän, alle Schiffe haben den Empfang bestätigt.", sagte der Funker nach stillen Minuten.
"Bestätigt.", fügte der Enlil am Ortungsgerät hinzu. "Fünf Schiffe korrigieren ihren Kurs nach Süden. Vier behalten den Kurs bei. Die Ekun haben bisher nicht reagiert."
"Gut. Geschwindigkeit beibehalten. Ebenso den Kurs. Jetzt kommt es darauf an. Funker, die übrigen vier Schiffe sollen Funkstille einhalten bis wir sie aufheben."
"Ich gebe es weiter.", sagte der Angesprochene. Wieder ratterte die Kodiermaschine bis es vom Klopfen des Funkers ersetzt wurde. Danach war Ruhe. "Nachricht gesendet."
"In Ordnung. Hoffen wir das Beste, dass Ekun auf das Hereinfallen, was wir vorhaben.", erwiderte Tomar.
"Was haben wir denn vor?", fragte Franja.
"Ich wette, dass die Ekun uns nicht verfolgen, sondern nur fünf Schiffe sehen, die hinter dem Horizont verschwinden sofern sie es überhaupt bemerken. Damit sie Angst vor einem Gegenschlag kriegen und ihre Kriegsflotte aufteilen. Dass alle fünf nicht bis Hadrus durchkommen, sollte klar sein, daher werden die anderen vier nach ein paar Tagen abdrehen und außer Sichtweite der Küste in Richtung Moshew fahren. Hoffen wir, dass sie wohlbehalten ankommen", führte Tomar aus und sollte Recht behalten. Selbst nach über zwölf Stunden sturer Fahrt nach Osten, hatte kein Schiff aus der Flotte der Ekun die Verfolgung aufgenommen. Schon nach zwei Stunden blieb der Nebel hinter ihnen zurück. Nach dreizehn Stunden waren die Ekun vom Schirm verschwunden – und damit auch Armeum hinter dem Horizont. Am nächsten Morgen brach Tomar die Funkstille und ließ die Fahrt stoppen. Daraufhin lud er alle Kommandanten auf sein Schiff ein für ein persönliches Gespräch.
"Meine Herren, es ist gut, dass wir uns persönlich treffen und ich will auch gleich zur Sache kommen: Wie sie wissen, sind wir im Moment im Krieg. Die Ekun haben Armeum bombardiert und ich bin nur knapp der Katastrophe entkommen. Daher hab ich sie mit in dieses Gebiet genommen, das kaum erkundet ist. Wir sind im Grunde im Niemandsland. Ob die List funktioniert hat, werden wir alle wohl nie erfahren. Aber ich will sie weiter einweihen, da das durch die Funkstille bisher nicht möglich war. Ihre Aufgabe soll es sein, außer Sichtweite der Küste und eventueller Ekun Schiffe nach Moshew zu kommen. Oder zumindest Ristek anzulaufen. Die Fahrt wird von hier aus vermutlich dauern, aber ich setze hier auf Ihre Navigationserfahrung", erklärte Tomar.
"Und was wollen sie in der Zwischenzeit machen?", fragte Kalom von der Tikia.
"Die Golorien wird in weiter nach Osten fahren und Hadrus erreichen.", erwiderte Tomar.
"Sie sind wahnsinnig.", meinten seine Gegenüber einstimmig.
"Was meinen sie, weshalb ich dieses Schiff in dieser Form bauen ließ? Es ist auf größtmögliche Reichweite ausgelegt und für 30 Mann Besatzung ist dieses Schiff eigentlich viel zu groß, aber so haben wir die Möglichkeit mehr Proviant und andere Gerätschaften unterzubringen, die uns die ganze Reise über angenehmer gestalten sollen. Ich werde diese Reise nicht abbrechen.", rechtfertigte sich Tomar.
"Na gut. Aber wir fahren in Formation wie normale Handelsschiffe, schließlich sind wir das auch.", entgegnete Kalom.
"Dies ist ihre Entscheidung, aber ich würde mich beeilen.", sagte Tomar. "Damit, denke ich, ist diese Unterredung beendet." Die übrigen Kapitäne nickten und gingen zur Steuerbordreling, an der unten an einer Strickleiter ein Beiboot wartete, um die Männer zu ihren Schiffen zurückzubringen. Anschließend nahm die Golorien Fahrt auf und fuhr nach Osten davon, während die übrigen Schiffe um die Tikia nach Südsüdost fuhren.
Nach fünf Tagen verließen jene fünf Schiffe, die bei Armeum schon nach Süden abgedreht hatten, die Bucht am Kap Amnet. Nach zwei Tagen auf See wurden sie von einem kleinen Ekun-Verband überrascht und versenkt. Die verbliebenen vier Schiffe jedoch schafften das Unmögliche und erreichten mit fast den letzten Tropfen Treibstoff den Hafen von Mistral Virinox. Fünf Tage nach dem Untergang der fünf Schiffe bei Kap Amnet. Als ihre Kunde die Bevölkerung erreichte, kam es zu Tumulten. Sie forderten sofortige Vergeltung gegen Wetik und die Stadt Zuahilopa. Man wollte nicht hinnehmen, dass die Ekun ihre wichtigste Stadt zerbombt hatten. Die Regierung von Mistral Virinox gab dem Volk nach und machte mobil. Die eher erbärmliche Armee, so wurde beschlossen, sollte umfangreich modernisiert werden, wobei man auf Masse statt Klasse setzte. Aber alle Pläne waren binnen weniger Tage hinfällig, als des Feindes Flotte die Stadt angriff. Man zog sich ins Hinterland zurück, um von dort immer wieder Vorstöße gegen die Ekun zu unternehmen.
Noch am Tag der Schlacht vor Okraneti ging die Versenkt-Meldung im Büro der Admiralität der Ekun ein, die sich in der Hafenstadt Fidel Astra auf Ekun befand. Dort merkte man sofort, dass es sich um Schiffe aus Armeum handelte.
"Bei den Mächtigen, es wurden nicht alle Schiffe aus Armeum versenkt! Wie konnten die entkommen?! Ich will eine Aufstellung aller Schiffe, die am Vorabend im Hafen waren und bis jetzt nicht identifiziert sind. Sofort!", schäumte der Admiral vor Wut und alle Anwesenden machten sich augenblicklich an die Arbeit, um einer spontanen Exekution zu entgehen. Admiral Goran war über elf Zyklen alt und ein sehr erfahrener Mann, der sich seinen unbarmherzigen Ruf durch drakonische Strafen bis hin zur Exekution erarbeitet hatte. Was einen nicht tötete, machte einen stark - das war seine Lebensweisheit. Der Angriff auf die Enlil war auch sein Projekt. Er nannte sie Ketzer, weil sie sich nicht dem höchsten Glauben unterwerfen wollten, sondern an die Errettung aus dem Exil durch Warten glaubten, während es doch ersichtlich war, dass man hier in der ewigen Verdammnis lebte, aus der es keine Rettung außer durch die Mächtigen selbst gab. Aber Goran war sich sicher: jeder dieser Ketzer würde verstehen, wenn sie vor der Wahl stehen würden. Nach zwei Stunden kam der Adjutant des Admirals in sein Büro und brachte schlechte Nachrichten.
"Admiral. Es wurde versucht, den Kurs der Flüchtigen aus Armeum zu rekonstruieren, sofern uns dies möglich war. Wir haben von einem Flugpiloten der Aufklärungsgruppe auf Armeum die Aussage, dass sich einige Stunden nach dem Angriff eine Formation aus fünf Schiffen in Richtung Osten von der Stadt entfernt hat. Angeführt von einem Zwischending aus Segler und Schraubenantrieb. Der aktuelle Aufenthaltsort dieser Schiffe ist unbekannt. Wir gehen davon aus, dass alle über das Titum Meer nach Hadrus fahren wollen." Man konnte regelrecht erkennen, wie sich Admiral Goran verkrampfte und einen anderen Bericht aus dem besetzten Armeum zerknüllte. Er atmete mehrmals kräftig durch bevor er sich erhob und einen Schritt auf den Adjutanten zu ging. Dieser blieb wie angewurzelt stehen, während ihm jede Farbe aus dem Gesicht wich.
"Das sind schlechte Nachrichten und gute Nachrichten. Schlecht, weil mehrere Schiff entkommen konnten. Gut, weil ich damit unser nächstes primäres Ziel kenne. Die Stadt Hadrus auf Phetr. Außerdem soll sich die Flotte von Armeum teilen und nach Okraneti und Mistral Virinox ausschwärmen.", sagte er ruhig. "Ich will persönlich dabei sein, wenn unsere Flotte diese Schiffe vor Hadrus versenkt. Machen sie mein Schiff fertig zum Auslaufen."
"Sofort, Admiral!", gehorchte der Angesprochene. Der Admiral blieb zurück und lächelte in sich hinein. Er war sich jetzt absolut sicher, dass diese Ketzer nicht mehr gewinnen konnten.


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Ban
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Post by Ban » Fri, 27. Aug 10, 14:27

Diesmal also ein neuer Schauplatz, der weiter von dem auf der Erde nicht weg liegen könnte, zumindest bisher. Der Name allerdings, den das Volk trägt, ist ein deutlicher Hinweis, dass eine Verbindung besteht - nun gut, ansonsten würde es für die Geschichte auch wenig Sinn machen, es zu beschreiben.
Die aus unserer Sicht eher alte Welt hat allein schon dadurch einen Reiz, weil man anstelle der Zukunft eine Vergangenheit beschreiben kann, die für andere Zivilisationen Gegenwart ist, was ja auch ein Merkmal von "Stargate" war. Die Vorgeschichte wird zwar nicht allzu detailliert ausgeführt, aber dennoch ausführlich genug, um die Gründe für den Krieg zu erkennen und die Fraktionen einzuschätzen. Ebenso begründen sie den Weg der "Golorien", obschon Tomar diese Reise nicht aus politischen Gründen antritt, sondern aus dem Streben nach persönlichem Ruhm für die Entdeckung eines neuen Weges - man könnte ihn vom Verhalten her fast für einen Menschen halten, obwohl er das dem Namen nach nicht ist. Dafür hält er sich als Zivilist angesichts der Gefahren und Bedrohungen, die da erwachsen, ausgesprochen gut. Vielleicht sollte man annehmen, dies sei seine Natur, immerhin ist er ja offenbar ein, obschon ziviler, Offizier und Kapitän zur See, und es dabei beruhen lassen. Angemerkt haben möchte ich es trotzdem. Was auch auffällt, ist der Fakt, dass Tomar leicht besessen zu sein scheint von seiner Fahrt über das Titum-Meer, was augenscheinlich eine große Aufgabe ist. Mal sehen, wie das ausgeht.
Ansonsten müssen natürlich auch die Ekun und ihr Admiral beziehungsweise Redner erwähnt werden, dessen Rede zur Kriegserklärung an die klassischen Reden der NS-Zeit erinnern, was natürlich den Ekun beziehungsweise mindestens ihrer Führung eine gewisse, negativ vorbelastete, Auro gibt. Auf der anderen Seite umfängt eben diese meist den Aggressor, außer man gehört zu selbigem. Nur mühen sich die Ekun redlich um ihren schlechten Ruf, indem sie falsche Verhandlungen anberaunen, die über die wahren Ziele hinwegtäuschen sollen, gleichzeitig einen Überraschungsangriff durchführen (mit leichtem Pearl Harbor-Anklang), dem die Kriegserklärung quasi noch folgt, und von einem Admiral geführt werden, der die Ideale eines Vernichtungskrieges wahrlich verinnerlicht hat. Inklsuvie der stets notwendigen Begründungen, besonders beliebt und mächtig die auch hier angewandte religiös-ideologische Schiene, und des gnadenlosen, autoriräten Vorgehens.

Greetz Ban

trekki001
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Post by trekki001 » Sat, 4. Sep 10, 11:38

Dann geb ich auch hier mal meinen Komentar ab.

Die Story ist interresant und die Charaktere sind in meinen Augen gut beschrieben bin schon gespannt wie du die einzelnen Schauplätze miteinander in verbindung bringst????

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Iifrit Tambuur-san
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Post by Iifrit Tambuur-san » Sun, 5. Sep 10, 23:13

Tomar ist entstanden als ich an einem Abend im Sommer 2008 gelandweilt vor meinem Laptop saß. Ich hatte das Bedürfnis zu schreiben.
Cheyenne Mountain Complex, AE (American Empire, Amerikanisches Imperium, Anm. des Autors)
20.Juli 2024, 20:44
"Eingehendes Wurmloch.", rief Sergeant Muller über die Lautsprecheranlage und gleichzeitig ging ein Alarm los. General Sheppard, der zu diesem Zeitpunkt noch in seinem Büro eine Etage höher, kam hinunter und stellte sich hinter ihn. Sheppard war ein hochgewachsener Mann mit schwarzen Haaren, wo die ersten grauen Strähnen sichtbar wurden.
"Wer ist es?", wollte er wissen.
"Sir, die Adresse ist die von SG-1, Sir.", bestätigte der Sergeant, dann ging ein weiterer Monitor an, der entlang einer langen Reihe vor dem Fenster stand, das hinaus in ein stillgelegtes Silo zeigte, wo am oberen Ende ein Ring in einer Anordnung von Schwingungsdämpfern hing. Das Tor zu anderen Welten. An der Rampe gingen mehrere Soldaten in Stellung. Das Innere des Sternentores war von einer metallenen, gefächerten Platte bedeckt. Plötzlich gab es einen mächtigen Krach und gleichzeitig wurde die Wand hinter dem Sternentor hellblau erleuchtet. Kurz danach erschien ein Signal auf dem Schirm und wurde mit einem darunter liegenden Signal verglichen.
"ID-Code von SG-1 bestätigt. Eingehende Funkübertragung.", rief Muller.
"Stellen sie durch, Sergeant.", sagte Sheppard und trat an das Mikrofon. "ISGCC, Sheppard hier. Sprechen Sie."
"Hier Colonel Mayer. Wir kommen heiß rein. Massiver Beschuss durch Jaffa, Sir."
"Torraum besetzen.", rief Sheppard zuerst bevor er sich an Muller wandte. "Iris öffnen." Der Sergeant hielt seine Hand auf einen Scanner und kurz darauf, fuhr der Fächer im Inneren des Rings zusammen und gab den Blick auf den Ereignishorizont frei. Nur eine paar Hundertstelsekunden später flogen bereits erste Plasmageschosse durch das Tor und trafen auf die massive Betonwand direkt unter dem Fenster des Kontrollraums. Der General zuckte kurz zusammen. Alle Soldaten im Torraum waren sofort in höchster Alarmbereitschaft. Sie zielten mit ihren Waffen auf den Ereignishorizont als 1 Sekunde später dann 4 Personen hindurch stürmten.
"Iris schließen.", brüllte der Größte in der Gruppe. Daraufhin fuhr der Fächer wieder auf und schob sich vor die blaue bewegte Oberfläche. Nachdem die Fläche geschlossen war, hörte man noch ein paar dumpfe Schläge und dann brach die Verbindung ab.
"Alarm aufgehoben.", tönte es aus dem Lautsprecher und einen kurzen Augenblick erschien General Sheppard im Torraum, während der Trupp von der Rampe trat und die übrigen Soldaten wieder hinaus gingen. Einschusslöcher überall im Raum zeugten von heftigen Auseinandersetzungen seit dem das Projekt 2020 wieder aufgenommen wurde. Damals lautete die primäre Direktive Erbeutung von Technologien zum Wohle des Imperiums egal zu welchem Preis. Bis heute hat sich erstmal daran nichts geändert nur sind ein paar Prioritäten hinzugekommen. Zum Einen muss man die Erde heute zusätzlich vor extraterristischen Bedrohungen schützen, so die Auffassung der zuständigen Leute im Ministerium. Sheppard hat das bis heute nicht verstanden. Das Programm leidet an chronischen Geldmangel und den kennen ihre Gegner nicht und diese verfügen auch über Raumschiffe, des weiteren ist es bisher kaum gelungen eines der erbeuteten Geräte nach zu bauen, damit man sie verkaufen könnte. Er war unzufrieden mit der Situation. Als dann der Colonel vor ihm stand, rief er sich zur Ruhe und begrüßte ihn förmlich.
"Colonel, Bericht." Er erkannte, dass Captain Sarah Roberts und Lieutenant Matthew Jalewsky zusammen eine Kiste trugen.
"General Sheppard, Sir. Wir konnten eine Kiste mit Geräten für das Imperium sichern, Sir. Als der Captain plötzlich meinte wir sollten zum Tor zurück, sie spüre Jaffa in der Nähe. Als wir das Tor erreichten mussten wir uns unseren Weg freikämpfen, da eine kleine Gruppe von denen das Tor bewachte. Es muss ihnen gelungen sein, Alarm zu schlagen, als wir gewählt hatten, gerieten wir unter massiven Beschuss.", erwiderte Colonel Mason Mayer. Der Rest sagte nichts.
"In Ordnung, in einer Stunde ist Nachbesprechung im Konferenzraum. Bis dahin wegtreten und bringen sie die Kiste zu Eisler, sie wird sich freuen.", sagte Sheppard und drehte sich um, als Doktor Michael Kempten und den General ansprechen wollte, aber dieser war schon weg.
"General...", weiter kam er nicht.
"Aye, Sir.", bestätigte Mayer. "Roberts, Jalewsky. Sie habens gehört. Bringen sie die Kiste zu Eisler."
"Aye Aye, Sir.", bestätigten sie synchron und verschwanden. Mayer übergab inzwischen seine Waffe, eine alte P90, an den diensthabenden Waffenoffizier. Nachdem auch Kempten seine Pistole eine ebenfalls alte M9 übergeben hatte, sprach der Colonel ihn an.
"Was wollten sie vom General. Doktor?"
"Kommen sie mit in mein Quartier, dann erzähl ich es ihnen.", erwiderte Kempten. Der Colonel nickte und folgte ihm dann.
Später in seinem Quartier erzählte Kempten was vorgefallen war.
"Bevor heute morgen zu P4X-287 aufgebrochen sind, hatte ich Besuch von der CIIA Abteilung Aufklärung und Verteidigung. Sie sagten, sie würden demnächst meine Hilfe bei einer Übersetzung benötigen und damit ich besser kooperiere, haben sie meine Frau dem Arbeitslager Denver-Ost zugeführt. Ein weiterer Grund sei, dass sie mit meiner bisherigen Arbeit nicht ganz zufrieden sind, ich aber die einzige passende Person sei und für die anstehende Aufgabe nur bei völliger Zufriedenheit aller abgeschlossen werden kann. Mehr haben sie nicht gesagt. Sie haben nur ein Video hier gelassen, dass beweist, dass sie nicht gelogen haben. Es soll zeigen, wie meine Frau Diana in das Lager eingeliefert wird mit allen Schikanen. Aber ich brauch mir das Video nicht anzusehen, um zu wissen, dass die dazu in der Lage sind." Er wirkte leicht panisch und aufgeregt. Es schien also würde Kempten Angst vor dem haben, was die in dem Lager mit ihr anstellen.
"Und wie soll ihnen General Sheppard da jetzt helfen können?", fragte der Colonel, der das auf die Art und Weise wie die CIIA ihre nötigen Helfer behandelte auch nicht gut zu sprechen war. Er hatte Anfang 2020 seine Familie in einem der vielen Arbeitslager verloren, als er für die CIIA eine Mission im europa-autonomen Kanada ausführen sollte. Die Aufseher und Wärter haben sie wie alle anderen behandelt und zu Tode schuften lassen, während er im Eis feststeckte. Danach gab es kein Druckmittel mehr, als General Sheppard seine Finger nach ihm ausstreckte und ihn zu NORAD holte, weil er einen fähigen und zähen Offizier brauchte, der ein kleines Team anführen konnte. Da der General zum Führungsstab von NORAD und diese im Großen und Ganzen Narrenfreiheit für das gesamte Gebiet des AE besitzen, hat sich bisher die CIIA noch nicht an Personen unter seinem Kommando getraut. Zum Einen, weil sie wissen, was denen blüht. Zum Anderen, weil Sheppard die CIIA Abteilung Aufklärung und Verteidigung ebenso verachtete wie alle anderen in NORAD. Bei Kempten trifft jetzt eins nicht zu 100\% zu. Er stand nicht unter Sheppards Kommando. Er war freiwillig hier und er war Zivilist, was ihn nur noch mehr zur Zielscheibe machte. Für Mayer war der Fall klar.
"Ich dachte ich bitte ihn oder besser ich flehe ihn an, dass er meine Frau da raus holt und hierher bringt, wo sie sicher ist.", antwortete Michael.
"Was stehen sie hier noch rum? Gehen sie zum General. Allein wenn er CIIA DRD hört. Da finden sie schnell Gehör.", erwiderte der Colonel, der einen noch immer nervös im Raum umher laufenden Doktor beobachtete. "Das Beste ist, wenn sie ihn nach der Konferenz ansprechen."
"Ja, das dürfte wohl das Beste sein.", sagte Kempten leise.
In der Zwischenzeit hatten Roberts und Jalewsky die Kiste in das Labor von Judith Eisler geschafft. Sie war ebenfalls Zivilistin, war aber direkt Sheppard unterstellt und stand somit unter Schutz. Das war nötig, weil sie zu den hellsten Köpfen gehört, die das Imperium hat, die noch außerhalb von Area51 arbeiten dürfen. Gleichzeitig konnte man ansehen, dass sie diesen Status genoss. Alle anderen waren in ihren Augen Idioten. Nur sie war intelligent genug, den ganzen technischen Schnickschnack zu verstehen, den die Teams durch das Tor brachten, Sachen, die mitunter nicht ganz ungefährlich waren. Das konnte aber Eisler bisher noch nicht aus der Ruhe bringen. Als beide Offiziere das Labor betraten, was mehr in einem riesigen Lagerraum untergebracht war, damit alle Sachen immer sofort griffbereit hatte, war nur ihr Kollege und degradierter Assistent Doktor Peter Sullivan anwesend, den sie selbst einfach nur Scully nannte, manchmal fehlte ihm halt das gewisse Etwas zum Durchblick.
"Doktor, wir bringen eine weitere Kiste Technik zur Analyse."
"Captain, Lieutenant, stellen sie sie irgendwo auf einen der viele Tische, die Frau Dokteur kümmert sich gleich.", erwiderte Sullivan.
"Wie Doktor Eisler ist nicht hier?", fragte Jalewsky überrascht. "Sie ist doch faktisch mit dem Job hier verheiratet."
"Irgendwann muss sie ja auch mal was essen. Wird aber sicherlich nicht mehr lange dauern." Nachdem beide die Kiste abgestellt hatten und schon hinausgehen wollten, schnitt ihnen ein weißer Kittel den Weg ab.
"Captain Roberts, Lieutenant Jalewsky, was treibst sie zu mir?", fragte Doktor Eisler.
"Eine neue Kiste.", erwiderte Roberts beiläufig. "Wir haben aber nicht mehr viel Zeit." Dabei fiel ihr auf, dass sie noch immer ihre Waffen bei sich trugen. "Es eilt ehrlich, ich kenne den diensthabenden Offizier für die Waffenkammer, er wartet nicht gern." Auf die letzten Sätze reagierte Judith schon nicht mehr. Sie stürmte an ihnen vorbei ins Labor.
"Scully!", rief sie. "Ich hatte ihnen doch gesagt, dass ich vorerst keine weiteren Kisten annehme. Ich will irgendwann auch mal mit den ersten Dingern fertig werden." Dabei fluchte sie irgendwas auf Deutsch, was kein anderer verstand. Judith ist Gebürtige Deutsche. Geboren im Juni 1989 in Leipzig. Sie machte 2008 Abitur und zog daraufhin in die USA,um zu studieren. Nach dem Krieg fand sie Arbeit beim Militär und die sahen zu, dass sie Judith behalten konnten. Jalewsky beobachtete beim Hinausgehen mit zunehmenden Respekt, wie die ganzen Beschimpfungen und Flüche auf Sullivan nieder gingen, dieser das aber ganz ruhig weg steckte.
"Seine Ruhe möchte ich haben. Sullivan scheint nichts aus der Ruhe zu bringen.", bemerkte er als sie zusammen auf dem Weg zur Waffenkammer waren. Roberts schien das nicht mit zu bekommen, wie sie der Lieutenant ansprach. "Captain, Sir, sind sie da?"
"War was Jalewsky?"
"Schon gut, Sir.", sagte er. "Manchmal sind sie wirklich so ruhig, wie Sullivan, aber bei manchen Einsätzen sind sie so nervös, durcheinander. Was stimmt nicht mit Ihnen?"
"Mir geht es gut.", betonte sie. "Ich hab mich schon mehrmals durch checken lassen. Da war nie irgendwas gewesen, selbst als ich so verdammt empfindlich auf den Ohren war. Die anschließende Untersuchung war ohne Ergebnis. Manchmal bin ich eben so."
"Und was war beim Einsatz auf P4M-186, Captain? Sie haben ein 5er Gruppe Jaffa mit gezielten Schüssen in den Kopf nieder gestreckt, dabei waren die noch deutlich über zweihundert Meter entfernt. Kein Mensch kann auf diese Distanz so präzise mit einer P90 schießen. Und Glück war das in keinem Fall, Sir."
"Ich hab einfach drauf gehalten. Nachdem einer umgefallen ist, hab ich den nächsten ungefähr anvisiert und weiter geschossen."
"Sir? Aber es muss doch einen Grund geben."
"Niemand konnte bisher irgendwas finden.", wehrte sie ab. "Und jetzt anderes Thema." Roberts war genervt. Immer die gleiche Leier. Mal ist sie hellhörig, mal sehr schnell, manchmal stark, mal hat sie Adleraugen, aber dann zurück im ISGCC konnte niemand mehr etwas Nachweisen. Das alles ging ihr zu wider und kommt auch noch das Spüren von Gefahren hinzu. Zu ihrer Freude schwieg Jalewsky den Rest des Weges und später auch bei der Waffenabgabe. Bei dem angekündigten Afterbriefing wollte es Sheppard genauer wissen, wie Roberts zu dem Gefühl kam, dass sich Jaffa nähern würden.
"Es war plötzlich einfach da. Irgendwelche Gerüche oder Geräusche, was weiß ich, was das ausgelöst hat. Vielleicht war es auch nur eine Ahnung. Aber immerhin hatte ich Recht.", erklärte sie. "Und ich spreche mich hiermit gegen eine Untersuchung aus. Die bisherigen haben auch keine neuen Erkenntnisse gegeben." Der General schaute sie an.
"Da haben sie Recht, aber erstaunlich ist es schon. Das müssen sie zugeben.", sagte er.
"Ja, General, das ist es." Bis zum Ende des Briefings kommentierte sie nur hin und wieder einmal einige Vorkommnisse auf der Mission. Sarah sehnte das Ende herbei. Sie schaute noch einmal in die Runde. Ihr gegenüber saß der Colonel, links Doktor Kempten und links vom Colonel Lieutenant Jalewsky. Rechts vor Kopf saß General John Sheppard, der Mayer zuhörte, wie sie die Gruppe am Stargate angegriffen haben, damit sie wieder die Erde anwählen konnten. Die meisten Gegner mit denen sie es zu tun bekamen, waren Jaffa, die Soldaten der Goa'uld. Sie hatten auch schon andere Gegner gehabt. Die waren mitunter weniger gut entwickelt oder haushoch überlegen, aber es gab noch keine Situation, aus denen sie nicht raus gekommen sind.
"Und letztendlich war es auch der Captain, der eine Mitnahme der Kiste empfohlen hat.", hörte sie den Colonel sagen.
"In Ordnung, ich erwarte ihren vollständigen Bericht.", erwiderte der General und erhob sich. "Damit ist die Unterredung beendet. Wegtreten."
"Ja, Sir.", kam die Antwort nur Kempten blieb still. Während die Offiziere von SG-1 hinausgingen, wollte sich der General umdrehen und wieder in sein Büro gehen, als Michael ihn ansprach.
"General Sheppard, haben sie einen Moment Zeit?", fragte er.
"Was gibt es, Doktor Kempten?"
"Ich habe ein persönliches Problem und man sagte mir, dass sie mir da helfen könnten. Es geht um das CIIA DRD." Bei den Worten wurde Sheppards Gesicht finster.
"Gehen wir in mein Büro.", sagte er. Da es direkt an den Konferenzraum angrenzte und nur von einer Wand mit einem großen Fenster vom Konferenzraum abgetrennt war, dauerte es nicht lange bis sie da waren. Sheppard schloss die Tür zum Konferenzraum und Kempten die Tür zum Gang. Anschließend setzten sie sich und der General drückte ein paar Knöpfe, um das Glas komplett milchig zu machen. Dann konnte das eigentliche Gespräch beginnen.
"Also Doktor Kempten, was ist ihr Problem mit denen?" Sheppards Mine war ernst als Michael vom Besuch der CIA DRD Leute kurz vor Missionsbeginn erzählte und seine Miene wurde umso dunkler, desto mehr er erfuhr.
"Im Eigentlichen weiß ich nicht, was sie damit bezwecken wollen mich kooperativer zu machen und dann fordern, dass ich noch bessere Arbeit leiste, Sir." Kempten war einer der wenigen Sprachwissenschaftler, die nach dem Bruch von New Orleans im Amerikanischen Imperium geblieben sind. Sein Spezialgebiet waren exotische Schriften und Sprachen, die oft schon in Vergessenheit geraten sind.
"Eine Frage, Doktor. Wo befindet sich ihre Frau in diesem Moment und wie lautet ihr Name?" Sheppard hatte entschlossen zu handeln, so kann das nicht weiter gehen. Auch wenn er den CIA-Chef persönlich zur Rede stellen muss, das DRD muss in die Schranken gewiesen werden. Auch wenn er sich damit Feinde machen sollte.
"Sie heißt Diana, Diana Kempten und sie wurde dem Arbeitslager Denver-Ost zugeführt. Ich halte es aber durchaus für möglich, dass sie inzwischen verlegt wurde dem DRD ist alles zu zu trauen, Sir.", erwiderte Kempten, während der General schon zum Telefonhörer griff.
"Denver-Ost also. Interessant. Der Leiter da schuldet mir noch einen Gefallen aus guten alten USA-Zeiten." Danach wählte er eine Nummer. "Sie unterstehen ab sofort meinem Kommando. Damit kann ich sie und ihre Frau besser schützen, ob sie nun wollen oder nicht.", sagte er mit fester und befehlender Stimme und fast gleichzeitig meldete sich eine Stimme aus dem Telefonhörer. "Stevens, hi. Hier ist Sheppard. Vielleicht erinnerst du noch an mich, ich war derjenige, der dir in Mexiko 2015 den Popo gerettet hat. ... Genau. Du, wir sollten später einmal über die alten Zeiten reden. Weshalb ich eigentlich anrufe, was macht das Lagerleben. … Anstrengend, verstehe. … Ähm, okay." Kempten hörte die Stimme dann lange reden, obwohl er kaum was verstand und Sheppard schien sehr interessiert zu zuhören. "Da fällt mir ein. Weißt du etwas über eine Diana Kempten, das DRD muss sie eingeliefert haben? … Warum ich das wissen will? Carl, ihr Ehemann sitzt völlig aufgelöst vor mir. Das reinste Nervenbündel und er hat weiß Gott weit schlimmeres schon durchgestanden. Aber das mit seiner Frau geht einfach an die Substanz." Sheppard zwinkerte kurz zu Kempten hinüber, dann war sein Gesicht wieder todernst. "Sie wurde wohin gebracht? ... Castle Rock?! Die sind wahnsinnig! … Ja okay. Aber sollte sich Castle Rock bestätigen dann sind die dran. … Ich kann Verständnis für die Lager aufbringen und auch sonst, was hier los ist. Aber das DRD führt sich auf, als ob sie die Größten wären. Aber die sollen sich warm anziehen, ich hab noch ein paar Kontakte auf Lager. Auf alle Fälle danke für die Auskunft, Carl. Ruf mal durch, dann gehen wir zusammen auf ein Bier. … Ja, bis dann." Damit legte er auf und faltete anschließend seine Hände. "Doktor, ihre Frau wurde in die CIIA Anlage bei Castle Rock verbracht. Anscheinend haben die etwas am Laufen, was keinesfalls rauskommen darf. Das herauszufinden, dürfte schwierig werden. Aber machen sie sich keine Sorgen Doktor. Wir kriegen sie da schon raus. Vorerst tun sie so, als würden sie kooperieren. Versuchen sie sie hin zuhalten. Bis ich den richtigen Mann an der Leitung habe, wird es einige Zeit dauern."
"Ich danke Ihnen General.", sagte Kempten und erhob sich. "Ich danke Ihnen von ganzen Herzen."
"Danke sie nicht mir, danken sie dem Umstand, dass auch ich einen Teil meiner Familie an die verloren habe. Meine Tochter und mein Schwiegersohn wurde von denen grundlos eingesperrt und später unter einem Vorwand in ein Arbeitslager in Houston gesteckt. Angeblich hatten sie was mit Kollaborateuren zu tun. Erst später ist denen aufgefallen, dass es meine Tochter war, die da plötzlich tot im Lager lag." Kempten schaute völlig entgeistert. "So jetzt ist es raus. Daher hab ich den Hass auf das DRD. Ihnen hab ich das jetzt als erste Person in diesem Stützpunkt erzählt."
"Was ist mit Colonel Mayer? Von ihm weiß ich es ja erst, dass sie gegen das DRD vorgehen.", fragte Kempten vor dem Schreibtisch stehend.
"Er kennt den Hass, aber nicht den Grund und jetzt gehen sie."
"Verstanden, General." Mit diesen Worten machte er die Tür auf und wäre beim Hinausgehen beinahe mit Doktor Eisler zusammengestoßen, die plötzlich vor ihm stand.
"Mensch, Kempten. Passen sie auf, wo sie hin rennen!", rief sie erbost.
"Tschuldigung, Doktor.", nuschelte Kempten in seinen nicht vorhandenen Bart. Anschließend wandte er sich vorbei und verschwand um die nächste Ecke. Sie sah ihm erst nach, schüttelte den Kopf und betrat ohne Aufforderung das Büro des Generals.
"General Sheppard, wir müssen uns unterhalten.", sagte sie. Sheppard seufzte. Er ahnte was gleich kommt.
"Machen sie erstmal die Tür zu und setzen sie sich.", erwiderte ruhig. Eisler tat es, aber nahm nicht Platz. Stattdessen rannte sie vor dem Tisch hin und her.
"General, ich kann so nicht mehr arbeiten. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, wenn ich etwas anfange, kommen ihre SG-Teams und stellen mir neue Sachen hin. Und eine Analyse soll schon gestern fertig sein. Ich brauch mehr Leute, dann geht es vielleicht und die müssen besser sein als Scully, der hat nicht den Durchblick." Dabei wirbelte sie mit ihren Händen ständig in der Luft umher. General Sheppard, kannte das inzwischen. Jedesmal gab es diesen Aufstand. Jedesmal. Er wartete bis Eisler Luft holte.
"So und jetzt rede ich mal.", sagte er mit einem Befehlston. Mit einem Schlag war Eisler ruhig. "Wovon soll ich das zusätzliche Personal finanzieren? Das Programm hat jetzt schon nicht das Geld und es gibt viele Stimmen, die an der Machbarkeit zweifeln und es am liebsten ganz einstellen würden. Aber noch hab ich da ein Wort mit zureden. Aber zusätzliche Leute fällt aus, seien sie froh, dass sie überhaupt jemanden wie Doktor Sullivan noch haben dürfen. Den wollten die mir aus dem Finanzausschuss des Verteidigungsministerium letztens schon streitig machen. Auch ihr Job stand zur Disposition. Doktor, ich hab mich für sie eingesetzt, dass sie Ergebnisse liefern können und verdammt, dass sollten sie mal langsam wieder. Die Kohlenstofftechnologie ist ausgelutscht. Wir kriegen keinen Cent mehr von TerraSol."
"Sie wollen Ergebnisse und die Führung will verkaufsfertige Technologie. Es bringt nichts, wenn ich zu nichts komme und Scully bremst mich nur aus."
"Es bleibt dabei. Keine weiteren Leute. Oder wo sollte ich dann sparen. Krankenstation? Versorgung? Stützpunktunterhalt? Wachpersonal? Ende der Diskussion." Da blieb er hart. Er hatte Eisler viele Privilegien eingeräumt, aber ihr Budget wurde zentral verwaltet. Damit musste sie sich abfinden. Die Doktorin seufzte. Wieder nichts erreicht. Sie ging ohne ein weiteres Wort hinaus und ließ die Tür offen. Sheppard stand auf, schloss die Tür wieder. Er musste telefonieren und einige alte Kontakte wieder aufwärmen. Dabei fiel sein Blick auf das Bild seiner Frau Caroline. Er hatte sie Mitte der 90er kennen gelernt und ihr war es zu verdanken, dass sein Leben geordnet blieb und er keine gefährlichen Alleingänge versuchte. Sie schenkte ihm einen Sohn und eine Tochter. Nach Nancys Tod am 11. September 2001 im Atompilz über der Wall Street lebten seine Kinder noch eine Weile bei ihm beziehungsweise Verwandten, weil er sich freiwillig für Afghanistan und später im Irak bei den Special Forces gemeldet hat. Seine Tochter starb 2019 in einem Arbeitslager in Houston. Sein Sohn war auf Treasure Island stationiert als San Francisco seine Unabhängigkeit vom AE erklärte. Seitdem hatte er nichts mehr von ihm gehört. Er hatte volles Verständnis für den Zug von Vizeadmiral Miller gehabt gegen das AE vorzugehen und die Abspaltung zu erklären. Schnell hatte sich die gesamte Westküste angeschlossen. Miller hatte sich dann an TerraSol gewandt um Souveränität zu erlangen. Aber die hatten andere Pläne. Wie er später erfuhr, fiel TerraSol damit ein großer Teil der neu ausgerüsteten strategischen Nuklear-U-Boote in die Hand. Gemeldet wurde das nie. Ob TerraSol Ahnung davon hat, weiß keiner innerhalb des Imperiums und was aus Miller wurde ist genauso fraglich. Es gab ja kaum Informationen aus dem Ausland. Der gesamte verbliebene Geheimdienst stürzte sich ja auf die eigene Bevölkerung. Er starrte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Es ist sehr viel aus den Fugen geraten. Erst nach 5 Minuten bemerkte er, dass er schon den Telefonhörer in der Hand hielt. Sheppard schüttelte seine abschweifenden Gedanken ab, um seinen Kopf frei zu bekommen. Dann wählte er eine Nummer, die in direkt in den imperialen Regierungspalast im Zentrum von Denver verband. Das ehemalige Capitol von Colorado. Durch eine intensive Aufrüstung und Verschwendung waren schnell die Goldreserven aus der Denver Mint verbraucht und das AE bekam große Geldprobleme. Der mittlere Westen und die Rocky Mountains hatten vom Krieg nicht viel abgekommen und waren weitesgehend intakt. Konnten aber nicht vernünftig gewartet werden. Darunter litt die Bevölkerung und auch das Militär, weil die Kommunikation oft gestört war und Warentransporte oft verzögert wurden.
Man hatte zwar eine ausgeprägte Agrarstruktur und dank Städten wie Houston und Denver auch vergleichbar gut aufgestellte Industrie und funktionierendes Gewerbe, aber siebzig Prozent der Produkte waren für den Export, um Schulden abbezahlen zu können. Aber viele Staaten und Nationen kauften, wenigstens offiziell, keine AE-Produkte, weil die bei der Produktion genutzte Zwangsarbeit in den Arbeitslagern von der Bevölkerung nicht gut aufgenommen wurde. TerraSol kaufte zwar die Waren, für Ramschpreise, aber einen Abnehmer fand sich selten, seit sie die eindeutige Ausweisung des Herkunftslandes eingeführt hatten. Für Sheppard ein fast unerträglicher Zustand. Plötzlich schreckte er auf als sich letztendlich doch sein Gesprächspartner meldete.
"Guten Tag, spreche ich mit Will Kanno? … Hier ist General John Sheppard aus NORAD. Sie werden jetzt mir einen Gefallen tun!"


Und eine kleiner Neuerung:
Unter dem Link findet ihr nur das Kapitel 3 in PDF-Form. Es wächst mit dem Thread hier. Daher werdet ihr dort nie mehr finden als hier.
Passierschein A38.5 gefunden!
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"Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind." Albert Einstein

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Post by -=FL=- UniversE » Thu, 23. Sep 10, 18:16

22.09.2010:

Hauptsache ich nehme mir erstmal vor, heute abend mal schnell so nebenbei "nur" drei Kapitel zu lesen. Hehe... öh... nein. Daraus wird wohl nix^^

Aber zum ersten Kapitel kann ich ja schonmal was sagen. Die Idee ist gut, ein wenig Vorgeschichte zu erzählen und dann die eigentliche Handlung einsetzen zu lassen. Eventuell wäre es von der Form her vielleicht geschickter gewesen, die Vorgeschichte dann in einen Prolog zu hauen und dann Kapitel 1 direkt mit der Sowjetunion anfangen zu lassen.

Grundsätzlich hat mir der Kampf direkt am Anfang schon fast zu lange gedauert. Sehr viel mit Zahlen rumgeschmissen: 70%, 43%, 31,4159%.... puh... Es war zwar schon aufregend, aber irgendwie ein ziemliches Staccato. Du baust da mal eben nen Genozid ein, als käme das öfter vor^^

Da bauen sich Emotionen nur sehr schwer auf.

Dann wird sehr schwer klar, was so alles passiert ist. Du machst es interessant, in dem du eine andere Realität schaffst. Eine Realität, in der 2024 die Sowjetunion noch bzw. schon wieder existiert, der 3. Weltkrieg offenbar vom Planeten Erde überlebt wurde und LED-Lampen etwas Neues sind... Das ist zwar erstmal alles total seltsam, aber auch interessant.

Das sind aber alles so inhaltliche und storyrelevante Dinge, die teils gut, teils merkwüdig sind. Was aber das Schreiben an sich betrifft, machst du gute Arbeit. Zwar ist in Action noch viel Dialog drin, aber nicht ausschließlich - das gefällt mir. Vom Stil her ist das sehr gut.

Ich werde bald Kapitel 2 lesen.

EDIT 23.09.2010:

So.. Ich habe die anderen beiden Kapitel durch und jetzt raucht mein Schädel.... es wird sehr schwer, da dran zu bleiben. Die paar kleineren Fehler sind nicht so tragisch, die überliest man. Die Fehlerrate bei so viel Text ist ja noch relativ gering. Aber inhaltlich ist es fast nicht zu schaffen. Du stellst genug Charaktere vor, um ein kleines Fußballturnier spielen zu lassen - es sind einfach zu viele. Da es ja auch noch so viele Handlungsstränge sind, ist es einfach sehr schwer, im Kopf zu behalten, was so passiert ist und wer daran beteiligt ist.

Sehr gut gefällt mir die Verflechtung in der Höhle. Dort gab es einige spannende Momente und dort fängt es an interessant zu werden. Der Schwenk zurück zu den Enlil war dann wie ein Schlag ins Gesicht und pure Überforderung. Sechs Annotationen auf den ersten paar Seiten sind zu viel, um noch flüssig mit zu kommen.

Die Geschichte ist nicht schlecht und ich bin mir relativ sicher, dass mit der Zeit viele Dinge klarer werden. Aber im Moment ist es sehr anstrengend, wirklich jedem Handlungsstrang zu folgen und dabei zeitgleich die Hintergrundgeschichte zu verstehen und zu verinnerlichen. Ich habe mal versucht, mir aus deinen Beschreibungen innerlich eine politische Weltkarte zu zeichnen^^ Aber ich muss gestehen, dass ich wohl irgendwann nochmal von vorne anfangen muss zu lesen, weil ich garantiert schon vieles nicht mehr im Kopf habe.

Vielleicht bin ich auch einfach nur geistig zu schwach für deine Geschichte, aber jetzt bin ich erstmal fertig mit der Welt ;) :D

Boro Pi
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Vorweg

Post by Boro Pi » Fri, 24. Sep 10, 12:00

Friede,

ehm... ich frage lieber noch einmal: Bist Du Dir sicher, dass Du einen Kommentar von mir haben willst? :roll:

Sir Boro Pi

TheEarth der 2
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Post by TheEarth der 2 » Sun, 26. Sep 10, 15:02

@Boro Pi
Ich würde sagen, sie würde nicht fragen, wenn dem nicht so wär. (Ui klingt das lustig).

@Iifrit Tambuur-san
Dein Schriftstellerisches können ist gut. Wenn man alle mir bekannten Leute, die sich mal ans Schriftstellern heran gewagt haben, in einer Tabelle nach können auflistet, wärst du eine, die garantiert unter den besten fünf wäre. Du scheinst dich wirklich dort hinein zu steigern und dich dahinter zu klemmen, so gut es eben möglich ist. Vorarbeit zu leisten und auch einen wirklichen Plan zu haben, was du dort rein bringen willst und nicht einfach eine Idee hast und drauf los schreibst. Das ist gut, doch finde ich auch, dass du nicht zu viel auf wenige Zeilen quetschen solltest. Du hast mehrere Handlungsstränge: Die Enlil, wobei die Frage ist, ob es später dann die sind, die auf dem Planeten verblieben sind oder die 10 Millionen, die mit dem Asteroiden geflohen sind. Wenn letzteres stimmt, so stellt sich die Frage, wieso sie Technologisch nicht so weit sind, wenn ersteres zutrifft ebenso, denn auch sie haben einen Computer, von dem sie lernen können. Von daher denke ich, dass dort derzeit ein Paradoxon herrscht, denn irgendwie fehlt die erwartete Technologie.
Dann hast du TerraSol als eine Personifikation einer großen Macht auf der Erde, auch hier ist der Handlungsstrang sehr ausführlich, wie sie auf das Wissen der Antiker stoßen und es sich zunutze machen wollen.
Dazu kommen auch die Wissenschaftler der Uni Berlin, von denen ich nicht wirklich weiß, wie sie in das Gesamtbild "Erde" mit rein passen sollen oder welche Rolle sie neben der einfachen Entdeckung der Höhle noch spielen sollen, das ist irgendwie ein wenig verzwickt.
Als letztes natürlich den AE-Handlungsstrang mit dem SGC. Ich denke diesen Strang hast du mit rein gebracht, besonders das es im AE steht, um einen weiteren Krieg, eine Fusion von TerraSol und dem Amerikanischen Imperium oder etwas ähnliches zu machen, wodurch das Machtgleichgewicht auseinander gerissen wird und dann kurz vor dem vernichtenden Krieg mit der UdnSSR vielleicht eine Begegnung mit den Enlil stattfindet.

Diese Handlungsstränge solltest du beibehalten und nicht mehr rein bringen, denn auch wenn es jetzt noch überschaubar ist, so wird es bei einem oder mehreren weiteren Handlungssträngen zu unübersichtlich, als das viele Lust haben da noch durchsteigen und dadurch würden sie dir als Leser verloren gehen.
Ich würde jetzt gerne noch weiter schreiben und dir noch Fehler aufzeigen, die wohl hauptsächlich im Rechtschreiblichen Bereich liegen würden, doch dazu fehlt mir derzeit leider die Zeit. Von daher sage ich nur, versuch dein Niveau zu halten oder zu verbessern und dich an eher weniger Handlungssträngen und Personen entlang zu hangeln, als an vielen. Du kannst, wenn du diese Geschichte fertig hast immer noch eine weitere schreiben und darin die Enlil oder andere näher beleuchten.
Ifrit Tambuur-san wrote:"Captain, Lieutenant, stellen sie sie irgendwo auf einen der viele Tische, die Frau Dokteur kümmert sich gleich.", erwiderte Sullivan.
Habe ich eben noch gefunden, das e müsste eigentlich weg, es sei denn Sully spricht irgendeinen Akzent.


Gruß

TheEarth

Boro Pi
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Post by Boro Pi » Sun, 26. Sep 10, 15:23

Friede,
TheEarth der 2 wrote:@Boro Pi
Ich würde sagen, sie würde nicht fragen, wenn dem nicht so wär.
Ja, wobei ich allerdings glaube, dass sie(?) etwas anderes erwartet. Ein nettes, positives Urteil, wie Du es eingebracht hast.

Aber gut, geschrieben habe ich den Kommentar ja eh schon:

---

Die Textmenge macht es zu auswendig ind Detail zu gehen, weshalb ich einige Punkte allgmeiner skizziere:

Absätze

… helfen der Übersichtlichkeit und dem Lesefluss. Absätze sollten Deine Freunde sein. Zudem ist nach Wörtlicher Rede eigentlich (fast) immer einer zu setzen.

Formulierungen

Einige Formulierungen sind im negativen Sinne sonderbar bis holprig. Immer wieder fehlen den Sätzen merklich Wörter, oder es kommen Formulierungen vor, die anderweitig wenn auch vielleicht nicht fehlerhaft, so doch kaum verständlich sind, z.B.:
56: „Doch diese lehnten jede Art von Gewalt gegen andere ab und das unterschied sie [=die Enlil] von den Enlil von Ekun.“
57: „Im Hafen lag ein dichter Nebel, der die Sicht auf das, was jenseits des Schi
ffes war, und von dort auf die Stadt verbarg.“
Das 'verbarg' hängt bezug- und sinnlos am Ende des Satzes herum. Auch bleibt unklar, weshalb der Bezugspunkt, der durch Nebel beeinträchtigten Perspektive, geändert wird.
58: „Das Büro nahm einen Teil der [_] Etage ein.“

Ich rate Dir dringend, Deine Texte gründlicher Korrektur zu lesen. Ich weiß, dass man einige Fehler leicht überliest, aber manche erwirken wirklich den Eindruck, als ob sie sich zwischen Niederschrift und Umwandlung in ein PDF niemand angesehen habe.

Fußnoten

… sind nicht immer nötig. Die Begriffe sollten sich möglichst aus dem Text erklären.

57: „Er verdiente seine Korins im Handel.“
Aus diesem Satz geht z.B. hinreichend hervor, dass es sich um eine Währungseinheit handelt. Eine nähere Erläuterung per Fußnote ist hier überflüssig.
57: „Zuahilopa ist die Hauptstadt von Wetik.“
Diese Information wiederum ist für das Geschehen überhaupt nicht wichtig.

Hintergrund

Also die Zukunft einer alternativen Vergangenheit zu verstehen, ist an und für sich schon ein recht anstrengendes Unterfangen. Du verlangst Deinem Leser mit dieser Aufgabe viel ab, auch gerade weil Du ja -wie Du sagst- sogar Veränderungen zu den fiktionalen Hintergrund der Stargateserie vorgenommen hast.

Länge

WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!
Times New Roman Punkt 12 mit einfachen Zeilenabstand ist ein Briefformat!
Okay, Du hast knapp achtzig Seiten à 46 Zeilen mit jeweils über 70 Zeichen, das ergibt einen ungefähren Wert von 3.400 Zeichen pro Seite, also fast doppelt soviel wie für Romane üblich. Tatsächlich hast Du damit also schon ca. 140 Romanseiten, auf denen die zentrale Handlung bislang kaum angefangen zu haben scheint. Von den Seiten 15 bis 50 wird die Spannung nur von einer Frage aufrechtgehalten: „Was ist denn jetzt in dieser vermaledeiten Höhle?!?“ Man muss fast sechzig Romanseiten abarbeiten. Sechzig Seiten angefüllt mit umfangreichen, aber für die Handlung scheinbar nur marginal bedeutsamen Lebensläufen der Figuren, sowie seitenlangen moralischen Erwägungen über Stasimethoden, die aber ständig auf der Stelle treten bleiben. Sechzig Seiten, während der sich der Leser zunehmend fragen muss, wann die Figuren, denn jetzt endlich einmal da runtergehen.
Nein, es ist schlicht und einfach alles zu lang. Der Spannungsbogen wurde so lange gedehnt, dass er schließlich nur noch ausgeleiert am Boden liegt.
→ KÜRZEN!!!!!

Tempus

Erzähltempus ist zunächst einmal das Imperfekt. Das gilt auch für Zustandsbeschreibungen innerhalb der Erzählung, entsprechend z.B. nicht:
55: „Seither sind viele Enlil über alle Teilkontinente von Arsuek auf dem Planeten
Enlil verstreut.“

Ansonsten weiß ich zwar nicht, was zwischen Dir und dem Perfekt, sowie dessen Freund, dem Plusquamperfekt, vorgefallen ist, aber es wäre zu begrüßen, wenn Ihr Euren Streit beilegen könntet und Du sie nicht weiter mit einer solchen Missachtung strafen würdest. z.B.
57: „Es gingen Gerüchte um, wonach Ekun einen riesigen Rüstungsapparat aufgebaut hat.“ (→ aufgebaut hatte)
57: „Damals kämpften sie mit einfachen Gewehren, Kanonen und Schwertern gegen die Ekun.“ (→ hatten sie gekämpft)
58: „Aber Marol hatte nur eine Tochter, der er schon früh alles bei brachte.“ (→ beigebracht hatte)

Wortwiederholungen

...sind recht häufig. z.B.
55: „...kurz nach der Gro ßen Vertreibung vor 1200 Zyklen. Damals wurden die
Andersgläubigen aus Lexia, der Hauptstadt auf dem Zentralkontinent Ekun, vertrieben. Ihre Lehre ließ sich nicht mehr mit den Doktrinen der Herrscher vereinbaren. Mit der Vertreibung ging...“
57: „schweres Steinöl wurde als Treibsto
fffür den Antrieb an Bord gepumpt und auch Vorräte für die Versorgung der Crew wurden an Bord gebracht.“
58: „... deren Anblick bei gutem Wetter von der Bucht aus unglaublich war. Über allem, auf dem höchsten bebauten Hügel eingerahmt in grüne Bergkuppen und schro
ffen Fels im Hintergrund, lag das Regierungsviertel von Futoi. Ein riesiger Komplex aus unglaublich vielen Gebäuden.“
58: „Es war das Haus des Hafenmeisters, das seit der Gründung von Armeum existierte, immer wieder renoviert worden war und sich so die Ausstrahlung des alten Armeums erhalten hatte, auch wenn die Stadtplaner andere Vorstellungen hatten. Es war ein massives dreistöckiges Haus, das sich harmonisch in die Lagerhäuser zu beiden Seiten einfügte. Es
fiel nur durch das groß e Wappen von Armeum im Giebel auf.“
58: „und hatte bereits ein Radio zur Verfügung. Der einzige verfügbare Sender war der Regierungssender, der wichtige Entscheidungen schnell bekannt gab. Marols Empfänger lief rund um die Uhr. Wenn nichts gesendet wurde, sorgte der Sender für Ruhe auf der Frequenz.“

Zahlen

Kleinere (bis zwanzig) und runde Zahlen werden in narrativen Texten ausgeschrieben, ebenso Maßeinheiten. Du schreibst schließlich keinen Versicherungsbericht und keine Mathearbeit. Das gilt natürlich auch für Ordnungszahlen. Ein „1. Waffenoffizier“ (Kap. 1) ist dahingehend fast schon grausam.

Sonstige Kleinigkeiten – Auswahl

Kap. 2: „Lieutenant Oberst“
Wenn Du 'Lieutenant Colonel' schreiben willst, dann tue es bitte, wenn nicht, sei Dir gesagt, dass sich der englisch/französische 'Lieutenant' im Deutschen 'Leutnant' schreibt und der Dienstgrad, den Du meinst, 'Oberstleutnant' heißt.
56: „Schiffsverbrennungsmotoren“
Da werden ganze Schiffe im Motor verheizt? :P
Kap. 3: „Arsuek“
Es wird nicht wirklich klar, was 'Arsuek' jetzt eigentlich ist. Ein Kontinent, ein Ozean oder noch etwas anderes. Sollte es ein Ozean sein, empfiehlt es sich, den Namen dem Sprachgebrauch bei echten Ozeanen anzupassen, also etwa mit Artikel: „der Arsuek“
58: „Sie bedankten sich und gingen zurück in die Stadt, die sich auf mehrere Hügel hinter der Bucht erstreckte.“
Die Stadt liegt oder befindet sich 'auf' Hügeln, erstrecken tut sie sich aber 'über' Hügel.
58: „Es
fiel nur durch das gro ße Wappen von Armeum im Giebel auf, als Zeichen eines o
ffiziellen und öffentlichen Gebäudes der Stadt.“ (→ das)

Dass ich nur vier Seiten gebraucht habe, um für nahezu alle Punkte konkrete Beispiele zu finden, sollte Dir zu denken geben.

Sir Boro Pi

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